Mein Ex, der sinnliche Verführer
noch kein Mann gezähmt? Nicht einmal dein Ehemann?“
„Lass den bitte aus dem Spiel! Er ist tot, musst du wissen.“
„Das tut mir leid“, sagte er und schien ehrliches Bedauern zu empfinden. „Die Ranch ist riesig. Und sie liegt weitab vom Schuss. Hier muss es manchmal ganz schön einsam sein.“
Unvorstellbar einsam sogar. Vor allem nachts, wenn der Wind blies und die Koyoten heulten. Und die Geldsorgen Caitlyn nicht schlafen ließen. Viel zu oft hatte sie wach gelegen. Allein.
Als Luke ihre Hand nahm, wollte sie sie wegziehen, aber er hielt sie fest. Eingehend betrachtete er die Handfläche. „Du arbeitest zu viel“, stellte er fest.
Die Anteilnahme in seiner Stimme überraschte sie und ließ ihren Ärger vorübergehend verfliegen. Sie versuchte nicht länger, die Hand wegzuziehen, und ehe sie sich’s versah, lehnte sie sich gegen ihn.
Was tat sie da? Sie sollte sich gegen ihn zur Wehr setzen, aber ihre Gefühle spielten ihr einen Streich. Es musste an der Ausstrahlung seines großen, kräftigen Körpers liegen. Oder an seinem Verständnis. Wahrscheinlich hatte sie zu lang ohne die Zuneigung eines Mannes gelebt.
Wenn sie mit Luke gerechnet hätte, hätte sie sich vielleicht wappnen können. Aber so? Statt auf Distanz zu gehen, erstarrte sie. Mit seinen grünen Augen, die sie schon immer geliebt hatte, sah er sie durchdringend an und schien ihr bis tief in die Seele zu blicken. Plötzlich kam es ihr vor, als wenn es die Jahre ohne ihn nie gegeben hätte. Verletzte Gefühle und Hass verschwanden. Ihr Widerstand schmolz dahin.
Er hauchte einen Kuss auf ihre von der harten Arbeit raue Hand. Und jetzt erst riss sie sich doch los. „Gepflegte Hände sind dir sicher lieber.“
„Dachte ich bisher auch. Ich habe wenig Kontakt zu Frauen, die im Freien und mit Tieren arbeiten wie du. Nach dir hatte ich viele Beziehungen. Und bis ich dich gerade mit Ramblin’ Man gesehen habe, war ich der Meinung, über dich hinweg zu sein.“
Er strich sich durch die Haare. „Es gefällt mir, wie gut du mit ihm umgehst. Und dabei siehst du so schön und wild aus. Jetzt wünschte ich, ich wäre wenigstens ein Mal zurückgekommen, um nach dir zu sehen. Plötzlich ist mir bewusst geworden, dass ich mich nie von dir verabschiedet habe.“
„Das stimmt“, flüsterte sie erschüttert. „Sag, dass das alles nicht wahr ist.“
„Ist es aber“, erwiderte er traurig. „Wäre ich bloß in London geblieben.“
„Du kannst jederzeit gehen.“
„Dazu ist es jetzt zu spät.“ Er ließ den Blick nicht von ihr. „Jetzt habe ich dich gesehen, dich berührt. Und jetzt bin ich neugierig … auf so vieles.“
Warum fühlte sie sich so merkwürdig ruhig? Fast wie in Trance! An seinen warmen, kräftigen Körper gelehnt, konnte sie kaum klar denken …
Träumte sie? Wie in ihrer Jugend riss sie ein Strudel der Leidenschaft mit sich. Sie war auf dem besten Wege, wieder der Versuchung zu erliegen. Würde sie denn niemals klüger werden?
Aller Einsicht zum Trotz öffnete sie leicht die Lippen. Sie empfand genauso intensiv für ihn wie damals, und genau wie damals beugte er sich langsam zu ihr herunter und knabberte an ihrer Oberlippe. Caitlyn schmiegte sich an ihn.
„Oh Gott!“, flüsterte er.
Sie spürte ein Kribbeln, das sich in Sekundenschnelle im ganzen Körper ausbreitete. Wie kam es nur, dass sie so heftig auf ihn reagierte? So war es schon immer gewesen, und es würde sich wohl nie etwas daran ändern.
Sie seufzte und schlang ihm die Arme um den Hals. Gegen ihre Gefühle war sie völlig machtlos. Sie reckte sich ihm entgegen und erwiderte den Kuss. Luke – sie konnte ihm nicht widerstehen.
„Später werde ich dich dafür hassen“, flüsterte sie. „Und mich selbst auch.“
„Ich hör dir schon zu, Liebling.“ Dann küsste er sie.
Sie spürte seine Zunge in ihrem Mund, und es war um sie geschehen. Die Süße seines Kusses raubte ihr schier den Verstand. So hatte sie noch nie für einen anderen Mann empfunden, nur für ihn. Selbst in ihrer Ehe hatte sie solche Gefühle nicht gekannt.
Natürlich war es ein Fehler! Luke hatte sie tief verletzt. Und er hatte Daniel unrecht getan, ohne von dessen Existenz zu wissen. Dafür hasste sie ihn.
Aber daneben gab es auch andere Gefühle. Ihn zu küssen fühlte sich an, wie nach langer Zeit in der Fremde nach Hause zu kommen. Sie konnte nicht genug davon bekommen. Er sollte sie hochheben und ins Heu tragen, damit sie einander so leidenschaftlich lieben konnten wie
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