Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich (German Edition)
das Entscheidende. Es hatte ihr so wehgetan, als er sie verlassen hatte, und der Gedanke war ebenso schmerzlich, das noch einmal durchmachen zu müssen. Doch sich vorzustellen, den Rest ihres Lebens ohne diesen Mann verbringen zu müssen, war kaum auszuhalten. Es schnürte ihr die Kehle zu. Terry konnte gar nicht mehr klar denken.
„Nicht heute Abend“, flüsterte sie. „Ich bin noch nicht so weit.“
„Aber du willst es versuchen?“
Sie nickte. Als er ihre Finger ergriff, meinte sie: „Wir brauchen mehr Zeit, Evan … zum Reden. Ich will darauf hinarbeiten, dass du wieder nach Hause kommen kannst. Ich will herausfinden, ob wir noch Freunde sein können.“
„Ich liebe dich, Terry.“
Sie drückte seine Hand und lächelte ihn durch einen Tränenschleier hindurch an. „Ich liebe dich auch.“
Innerhalb der ersten drei Tage ihrer Arbeitslosigkeit waren auf Keris Anrufbeantworter vier Jobangebote eingegangen. Sie fühlte sich geschmeichelt, besonders durch den Anruf vom Hauptkonkurrenten des
Spotlight.
Die vielen Anrufe von Joe hingegen hatten sie dazu gebracht, fast bis zu den Ellbogen in einem Eimer voll Schokoladeneis zu versinken.
Ans Telefon zu gehen war keine Option. Sie konnte ihm unmöglich erzählen, dass sie beide nun wegen eines Jobs mit gebrochenem Herzen dasaßen, den sie am ersten Tag nach ihrer Rückkehr hingeschmissen hatte.
Genauso wenig konnte sie sagen: „Hey, da ich keine Arbeit mehr habe, bin ich vielleicht bereit, uns noch eine Chance zu geben. Ist doch egal, dass ich vorher gesagt habe, der Job wäre wichtiger.“
Sie brauchte mehr Eis.
Die letzten drei Tage hatte sie in Yogahosen und Holzfällerhemd verbracht und sich den Bauch mit gefrorenen Kalorienbomben vollgeschlagen. Dabei war ihr eine Menge Zeit zum Nachdenken und Heulen geblieben.
Natürlich hatte sie im Schokoladenrausch hauptsächlich darüber nachgedacht, wie elend ihr Leben jetzt war. Und wie schön alles gewesen war, bevor sie Boston mit dem Flugzeug verlassen hatte.
Allerdings gab es dabei ein Problem: Sie konnte sich nicht entscheiden, was genau dafür verantwortlich war, dass der Ausflug so schön gewesen war. Lag es an Joe? Oder hatte es nicht doch vielmehr mit der Tatsache zu tun, dass dies ihr erster richtiger Urlaub seit ihrem Start bei
Spotlight
gewesen war? Eine willkommene Pause von den hohen Absätzen, die ihre Füße folterten, und von dem Zwang, von den Augenbrauen bis zu den Zehen immer perfekt gestylt zu sein. Smartphone. Laptop. Bluetooth-Gerät im Ohr.
Selbst ohne Joe wäre sie in New Hampshire glücklich gewesen. Marshmallow-Keks-Sandwiches. Volleyball. Doppelte Kanonenkugeln des Grauens. Was wollte man mehr?
Es schmerzte nicht allzu sehr, wenn sie daran dachte, nie wieder Volleyball zu spielen. Oder nie mehr versuchen zu müssen, geschmolzene Marshmallows aus ihren Haaren zu bekommen. Doch der Gedanke daran, Joe nie wiederzusehen …
Nach einem erneuten Weinkrampf war sie kurz darauf völlig erschöpft und hatte außerdem Schluckauf. Verzweifelt kratzte sie die letzten Reste Schokoladeneis vom Boden der Riesenpackung.
So konnte sie nicht weitermachen. Erstens war das Gefrierfach fast leer. Und zweitens würde ihr Körper total austrocknen, wenn sie nicht mit dem Weinen aufhörte. Es war an der Zeit, sich zu überlegen, wo sie glücklich werden wollte.
Und sie konnte sich nur eine Methode vorstellen, um diese Entscheidung zu treffen.
19. KAPITEL
J oe legte auf. Seit Tagen versuchte er, Keri zu erreichen, aber jedes Mal erwischte er nur ihren Anrufbeantworter. Er wusste schon gar nicht mehr, wie viele Dutzend Male er angerufen hatte. Jetzt hatte er die Nase voll und wählte eine andere Nummer. „Hier ist Joseph Kowalski. Ich möchte mit Tina Deschanel sprechen.“
Er wurde sofort durchgestellt.
„Mr Kowalski, was für eine angenehme Überraschung!“
Seine Nackenhaare stellten sich auf, als er ihre Stimme hörte. „Ihre Mitarbeiterin Keri Daniels weigert sich, meine Telefonate entgegenzunehmen, Ms Deschanel.“
Stille. „Keri Daniels ist nicht mehr bei uns beschäftigt, Mr Kowalski. Aber ich kümmere mich sehr gern persönlich um Ihr Anliegen.“
„Gut. Dann wüsste ich gerne, warum sie nicht mehr für Sie arbeitet.“
„Sie werden verstehen, dass ich darüber nicht sprechen kann …“
„Hey Bob“, rief Joe der Topfpflanze auf seinem Fensterbrett zu. „Hast du die Nummer vom
People Magazine
noch?“
Tinas Wut war beinahe zu spüren. „Das Interview mit Ihnen, das Ms
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