Mein feuriges Herz
Geschwätz interessiert. Stattdessen machte ich einen langen Ausritt. Als ich gegen Abend nach Hause kam, wartete Charles auf mich. Er teilte mir mit, das Boot habe offenbar leckgeschlagen, sei kurz nach dem Ablegen voll Wasser gelaufen und in der Mitte des Flusses gesunken. Alle Insassen konnten gerettet werden, nur Jillian nicht.“
„Grundgütiger, Gray. Das ist ja furchtbar.“
Blicklos starrte Gray vor sich hin. „Charles sagte, sie sei untergegangen und nicht mehr aufgetaucht. Ihre Röcke hatten sich wohl an einem versunkenen Baumstamm oder einem anderen Hindernis verhakt. Ich weiß es nicht. Die Männer suchten stundenlang nach ihr. Wir haben ihre Leiche erst am nächsten Morgen geborgen.“
Corrie las den Schmerz in seinen Gesichtszügen. „Wäre ich im Boot gewesen, hätte ich sie retten können. Sie war meine Frau, ich hätte sie beschützen müssen.“
Corrie beugte sich vor und ergriff seine Hand. „Dich trifft ebenso wenig Schuld an Jillians Tod wie ich für Laurels Tod verantwortlich bin. Monatelang machte ich mir bittere Vorwürfe, nicht bei ihr gewesen zu sein, als sie mich gebraucht hätte. Ich dachte, wenn sie mich ins Vertrauen gezogen und mir von ihrem Kind erzählt hätte, hätte ich ihr irgendwie helfen können. Aber das Leben ist voller Schicksalsschläge. Wir können uns nur bemühen, die uns auferlegten Aufgaben so gut wie möglich zu bewältigen. Mehr verlangt Gott nicht von uns.“
Gray sah sie lange an, mit einer Verletzlichkeit im Blick, die sie tief berührte. Dann wandte er sich ab, und als er sich wieder zu ihr drehte, hatte sich sein Gesichtsausdruck verändert. Er wechselte das Thema.
„Es ist Zeit, dass du nach Hause kommst.“
Seine Bestimmtheit machte sie beklommen. „Aber ich genieße es so sehr, dass du mir den Hof machst – das tust du doch, nicht wahr?“
Röte überflog seine Wangen. „Ich bemühe mich, dich glücklich zu machen. Derlei Aufmerksamkeiten schmeicheln einer Frau doch, oder nicht?“ Leidenschaft flammte in seinen Augen auf. „Ich wüsste allerdings noch andere Möglichkeiten, dich glücklich zu machen.“ Sein dunkler Blick heftete sich auf ihre Brüste. „Du musst nur nach Hause kommen.“
Aber dazu war sie noch nicht bereit. „Ich kann nicht, Gray. Noch nicht.“
„Ich warne dich, Coralee. Ich bin nicht gerade dafür bekannt, geduldig zu sein. Und du stellst meine Geduld auf eine sehr harte Probe.“
Das wusste sie. Sie hatte das Gefühl, einen Löwen an einer kurzen Kette vor sich zu haben. „Nur noch ein paar Tage.“
Er knurrte tief, was ihr Bild von einem Löwen erschreckend verschärfte.
„Ich weiß, was du von mir hören willst … was jede Frau hören will. Aber ich weiß nichts über die Liebe, Coralee. Ich weiß nur, dass ich tiefe Empfindungen für dich habe. Ich brauche dich, Corrie. Bitte komm nach Hause.“
Seine Worte waren wie Balsam für ihre Seele. Diese Worte von einem Mann wie Gray, der sich seiner Gefühle so unsicher war und nicht wusste, wie er damit umgehen sollte, klangen in ihren Ohren wie eine Offenbarung. Er hatte ihr mehr gegeben, als sie zu hoffen gewagt hatte.
Ein Knoten schnürte ihr die Kehle zu. Sie schluckte. „Gut. Ich komme mit dir nach Hause, Gray.“
Er kniff die Augen zu. „Gott sei Dank.“ Dann zog er sie in die Arme und küsste sie hungrig und leidenschaftlich. Nur widerstrebend löste er sich schließlich von ihr.
„So gerne ich mit dir nach Castle Tremaine zurückkehren würde, halte ich es für vernünftiger, noch ein paar Tage in London zu bleiben. Dolph und meine Brüder suchen fieberhaft nach dem Mann, der versuchte, dich zu töten. Aber solange sie ihn nicht gefasst haben, bist du in London sicherer, denke ich.“
Diese Überlegungen hatte auch sie angestellt. „Vermutlich.“
„Und in London können wir uns auch amüsieren. Heute Abend möchte ich dich ins Theater ausführen … falls du Lust dazu hast.“
„Ins Theater? Ich liebe das Theater und freue mich sehr darauf.“
Er schmunzelte über ihre kindliche Begeisterung.
„Ein Theaterbesuch also. Und hinterher kommst du in mein Bett zurück.“
Ein Wonneschauer durchrieselte sie. Die leidenschaftlichen Nächte mit Gray hatten ihr gefehlt, und sie hatte sich einsam gefühlt, wenn sie ohne ihn am Morgen erwacht war.
Die Privatloge des Earl of Tremaine im Theater Royal, mit roten Seidentapeten ausgestattet und goldenen, rot gepolsterten Stühlen, befand sich im ersten Rang. Die beiden bewaffneten Begleiter zogen sich
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