Mein feuriges Herz
zurück, sobald das Paar die Loge betrat.
Für den festlichen Anlass hatte Corrie sich besondere Mühe mit ihrer Erscheinung gegeben. Sie trug eine aquamarinfarbene, schulterfreie Abendrobe, die einen tiefen Einblick auf ihren prallen Busenansatz gewährte. Das enge Mieder verjüngte sich zu einer Spitze und betonte ihre Wespentaille. Dazu hatte sie die zweireihige Perlenkette angelegt, die Gray ihr bei Harrington’s gekauft hatte, einem vornehmen Juwelier in der Bond Street. Das Haar trug sie in der Mitte gescheitelt, seitlich an den Ohren gehalten, während kupferfarbene Löckchen wippend auf ihre hellen Schultern fielen.
Sie fühlte sich von Grays bewundernden Blicken geschmeichelt, die immer wieder an ihrem Busen verweilten, bis ihre Brustspitzen sich begehrlich gegen das Korsett reckten.
Im schwarzen Abendanzug, blütenweißen Hemd und schimmernd weißem Halstuch sah er atemberaubend gut aus. An diesem Abend trug er einen schwarzen Spazierstock mit ziseliertem Silberknauf, der ihm zusätzlich eine weltmännische Aura verlieh.
Das Stück, The Lark , eine Komödie, vor Kurzem in Wien uraufgeführt, war höchst amüsant. Die Schauspieler boten glänzende Leistungen und brachten selbst Gray zum Lachen. Eine Welle der Zärtlichkeit durchflutete Corrie, als er sich zu ihr beugte und sie küsste.
Sanft strich er ihr mit dem Daumen über die Lippen. „Danke für das, was du heute gesagt hast“, raunte er.
Sie wusste, was er damit andeutete. Sie hatte gesagt, dass ihn keine Schuld an Jillians Unfalltod traf. Vielleicht war das der Grund, warum er zum ersten Mal unbeschwert lachen konnte. Vielleicht hatte er damit den ersten Schritt getan, um sich selbst verzeihen zu können, den ersten Schritt zu seiner seelischen Heilung.
Das bezaubernde Stück endete unter donnerndem Applaus des Publikums. Aber Gray lachte nicht mehr. Er sah sie mit unverhülltem Verlangen an, als wolle er bereits in der Loge über sie herfallen und ihr die Kleider vom Leib reißen. Und auch Corrie wurde von leidenschaftlicher Erregung ergriffen.
„Das Stück hat mir gefallen“, raunte er. „Aber sobald wir zu Hause sind, habe ich etwas mit dir vor, was dir noch sehr viel mehr gefallen wird.“
Prickelnde Schauer durchrieselten Corrie, und sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, als er den schweren Samtvorhang hob und sie in den breiten Flur geleitete, überfüllt mit Theaterbesuchern, die dem Foyer zustrebten. Plötzlich trat ein Mann dicht neben sie und drückte ihr etwas Hartes gegen die Rippen. Eine Pistole. Corrie unterdrückte einen Schrei.
Schmerzhaft presste er ihr die Waffe zwischen die Rippen. „Kein Laut! Am Ende des Flurs sehen Sie eine Tür. Durch die verlassen Sie das Theater.“
Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Kalter Schweiß trat ihr auf die Stirn. War das der Kerl, der sie töten wollte? Gütiger Himmel, woher kam er so plötzlich?
„Ich denke nicht daran … ich gehe nirgendwo …“ Ein harter Stoß in die Rippen brachte sie zum Schweigen.
„Sie tun, was ich sage.“ Der Kerl hatte fettiges Haar und roch nach Schweiß und Schnaps.
Zitternd wagte sie einen Blick zu Gray.
„Tu, was er sagt, Coralee.“ Ein zweiter finsterer, hünenhafter Geselle ging neben Gray her und hielt ihm gleichfalls eine Pistole in die Seite. Gray drückte ihr beschwichtigend die Hand, die in seiner Armbeuge lag, und mahnte sie damit, Ruhe zu bewahren. Sein Blick gab ihr zu verstehen, keine Angst zu haben, und sie spürte, dass er auf den richtigen Moment lauerte, um zuzuschlagen.
Gray und Corrie wurden von den Kerlen durch das Gedränge geschoben, ohne Aufsehen zu erregen, obwohl die Männer schäbig gekleidet und schmuddelig waren. Aber die Theaterbesucher waren entweder noch so gefangen in ihrer Begeisterung über das Stück oder zu müde nach dem langen Abend und wollten möglichst schnell nach Hause.
Am Ende des Flurs stieß Gray eine schmale Tür auf. Eine hölzerne Außentreppe führte in eine dunkle Gasse. Sobald Corrie die Stufen hinuntergestiegen war und in der Gasse stand, stieß Gray sie heftig zur Seite.
„Lauf!“, befahl er. Ein Pistolenschuss zerriss die Nacht, und Corrie schrie gellend. Gray und der Riese gingen ineinander verkeilt zu Boden. Einer von ihnen stöhnte vor Schmerz.
Lieber Gott, bitte nicht Gray, flehte sie händeringend. Im nächsten Moment war Gray wieder auf den Beinen, gleichzeitig zog der zweite Kerl seine Pistole.
„Gray!“, schrie Corrie und stürzte sich auf den Mann, der nach hinten
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