Mein feuriges Herz
gesund ist … dass er nicht misshandelt wurde oder …“
„Dein Sohn wird sich erholen“, antwortete Gray mit fester Stimme. „Er braucht nur Liebe und Fürsorge, die er bei uns im Übermaß bekommt.“
Hilflos stand Charles da, zu aufgewühlt und zu tief berührt, um sprechen zu können.
Es war Gray, der die Tür öffnete und seinen Bruder in das vom sanften Schein einer Lampe beleuchtete Zimmer führte.
Miss Beasley zog sich taktvoll zurück, als die drei Erwachsenen an die Wiege traten, in der Charles’ blondes Söhnchen schlummerte.
„Mein Gott …“, raunte er mit belegter Stimme, als Corrie das Kind behutsam hochhob und es seinem Vater in die Arme legte. „Mein Sohn …“ Charles hielt ihn mit andächtiger Zärtlichkeit. „Ich kann es kaum glauben.“ Er streichelte dem Baby mit einem Finger über die seidige Wange und hauchte einen Kuss auf das blonde Köpfchen. „Endlich bist zu Hause, mein Sohn.“ Tränen glitzerten in seinen Augen, als er den Blick himmelwärts wandte. „Nun kannst du endlich Frieden finden, meine Geliebte. Unser Sohn hat seinen rechtmäßigen Platz gefunden und wird von ganzem Herzen geliebt.“
Das Baby schlug die Augen auf und umklammerte mit seiner winzigen Hand den Daumen seines Vaters. Lächelnd drückte Charles einen Kuss auf die kleinen Finger. „Ich erzähle dir alles über deine Mutter“, versprach er. „Deine Tante und ich erzählen dir, wie schön sie war und wie gütig und wie sehr sie dich geliebt hat.“
Corrie wischte sich die Tränen von den Wangen und schmiegte sich an ihren Gemahl, der sie stumm in die Arme nahm. Dann zog das Paar sich zurück und ließ Vater und Sohn allein.
„Jetzt kann deine Schwester in Frieden ruhen“, sagte Gray im Flur. „Du hast dein Versprechen eingelöst.“
„Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.“ Corrie blickte zu ihm hoch. „Ich liebe dich, Gray, ich liebe dich über alles.“
Er schlang die Arme um sie und hielt sie lange, als wolle er sie nie wieder gehen lassen. „Coralee …“ Zärtlich nahm er ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie innig. „Du bist in mein Leben gekommen und hast die Leere in meinem Herzen gefüllt. Ich hätte nie geglaubt, dass ich je lieben kann, aber bei Gott, Coralee, ich liebe dich mehr als mein Leben.“
EPILOG
Einen Monat später
Der Wind blähte die Segel des Schiffes, das durch die weiß schäumenden Wellen des Meeres pflügte. Die Morgensonne stand wie ein glühender Ball tief im Osten am Horizont. Nach einer leidenschaftlichen Liebesnacht lag Corrie an ihren gut aussehenden Gemahl geschmiegt in der breiten Koje der Kapitänskajüte an Bord der Sea Dragon , Leifs Hochseejacht, die er dem Paar zur Verfügung gestellt hatte.
„Am späten Vormittag laufen wir im Hafen von Calais ein“, murmelte Gray und zog Corrie näher an sich. „Freust du dich auf Frankreich?“
Lächelnd sah sie ihn an. „Ich kann es kaum erwarten, Paris zu sehen.“ Das Ziel war zwar nicht Indien, aber es war immerhin ein Anfang. Gray hatte versprochen, ihr auf ihrer Hochzeitsreise auch Italien und Rom zu zeigen.
Gray küsste sie auf die Stirn. „Und wenn wir wieder zu Hause sind, wirst du über die Reise schreiben.“
„Ich mache mir schon unterwegs Notizen. Krista bat mich, eine Artikelreihe über meine Europareise zu verfassen.“
„Dann werde ich mich bemühen, dir alles zu zeigen, damit du genügend Material für deine Geschichten hast.“
Corrie wusste, dass Gray sich ebenso auf die Reise freute wie sie. Beide brauchten Abstand von den Ereignissen der letzten Zeit. Seit dem tragischen Tod ihrer Schwester hatte sich so vieles verändert.
Thomas Morton war zum Tode durch den Strang verurteilt worden, wie er es verdiente.
Charles, der stolze Vater, wachte über seinen geliebten kleinen Sohn wie eine Glucke.
Jason und Derek waren nach London zurückgekehrt. Derek hatte Allison fest versprochen, zu ihr zurückzukommen, wobei Corrie nicht sicher war, ob er sein Versprechen auch halten würde. Sie hoffte indes, dass ihre Freundin nicht zu sehr enttäuscht wäre, wenn sich ihre Träume mit dem Herzensbrecher nicht erfüllen sollten.
Die aufregendste Neuigkeit war Grays Entschluss, seinen Sitz im House of Lords einzunehmen.
„Viele Gesetze bedürfen dringend der Erneuerung“, hatte er gesagt. „Ich betrachte es als meine Verpflichtung, mich dafür einzusetzen.“
Die haarsträubenden Missstände in der Säuglingsfürsorge lagen ihm besonders am Herzen, aber es gab noch
Weitere Kostenlose Bücher