Mein feuriges Herz
klammerte Corrie sich, als sie sich nach oben begab, um ihren Artikel über den Kostümball bei Lady Devane zu verfassen.
27. KAPITEL
Wie nun jeden Nachmittag holte Gray sie auch an diesem Tag ab, um mit ihr auszufahren. Er war aufmerksam wie nie zuvor, begleitete sie durch die eleganten Geschäfte, kaufte ihr kleine Geschenke und Süßigkeiten. Er wollte ihr ein Parfum schenken, entschied sich schließlich aber für den Rosenduft, den sie immer trug, was sie rührend und charmant fand. Sie genoss die Aufmerksamkeiten, mit denen er sie überschüttete, und fühlte sich rundum wohl in seiner Gegenwart.
Ihre einzige Besorgnis galt ihren Gefühlen, da sie sich immer mehr in ihn verliebte. Wenn sie den Wunsch hatte, eine harmonische Ehe mit Gray zu führen, stand ihre Liebe ihr dabei im Weg. Aber wie es aussah, musste sie dieses Risiko auf sich nehmen.
Mit Gray verbrachte sie die Nachmittage; morgens begleitete Thor sie in den Verlag, während Leif sich in seine Schiffswerft Valhalla Shipping chauffieren ließ.
In der Redaktion von Heart to Heart beendete Corrie ihren Artikel über den Kostümball der Countess of Devane in Parkside, der ihr zu einem kleinen journalistischen Meisterwerk gelang. Anschließend verfasste sie eine Glosse über die Freuden des Landlebens, ein Thema, das ihr vor ihrem Besuch auf Castle Tremaine nie in den Sinn gekommen wäre.
Es machte ihr großen Spaß, wieder arbeiten zu dürfen; dennoch stellte sie fest, dass sie sich in den vergangenen Monaten verändert hatte. Ihr Interesse am Londoner Gesellschaftsleben, den Bällen und Soireen und dem damit verbundenen Klatsch war abgeflaut. Mittlerweile war ihr auch bewusst geworden, welchen Schaden grundlose Gerüchte bei den Betroffenen anrichten konnte, wie in Grays Fall.
Sie diskutierte gerne und lange mit Krista, und sie beobachtete mit wachem Interesse, wie Thor und Lindsey Graham miteinander umgingen, die Schulfreundin, die Corries Arbeit stellvertretend übernommen hatte. Irgendwie hatte sie den Eindruck, Lindsey und Thor gingen einander aus dem Weg, als könne keiner die Gegenwart des anderen ertragen.
Die schlanke Lindsey, mit honigblondem Haar und braunen Augen, eine lebhafte dynamische Frau, die ambitioniert ihre Lebensziele verfolgte, schien Thor ein Dorn im Auge zu sein. Er war der Meinung, der Platz einer Frau sei zu Hause und am Herd, vermutlich um unter anderem Bären zu häuten, am Webstuhl zu sitzen und Körbe zu flechten, wie Corrie sich schmunzelnd ausmalte.
Und dennoch bestand zwischen den beiden eine knisternde Spannung, wann immer sie einer Begegnung nicht ausweichen konnten.
Interessant, dachte Corrie, als sie mit Gray die Verlagsräume verließ, um mit ihm auszufahren.
Selbst an diesem sonnigen Tag, an dem eine milde Brise wehte, die Blumen im Park in leuchtenden Farben blühten und die Vögel zwitscherten, wollte Gray das Verdeck des sportlichen Phaeton nicht nach hinten klappen.
„Ich will kein Risiko eingehen“, erklärte er. Aus diesem Grund standen auch zwei bewaffnete Wächter in Livree auf dem hinteren Trittbrett, und Gray war ebenfalls bewaffnet, wie Corrie wusste.
Sie lehnten sich bequem zurück, während der Wagen durch das Parktor rollte.
„Ich habe die Nachmittage in der vergangenen Woche mit dir genossen“, sagte Corrie und bemühte sich, unter der Glut seiner Blicke nicht zu erröten. „Endlich hatten wir Gelegenheit, einander etwas besser kennenzulernen.“ Sie warf ihm einen forschenden Blick zu. „Aber ich würde gerne mit dir über deine verstorbene Frau sprechen. Möchtest du mir etwas über sie erzählen?“
Er schwieg lange, den Blick aus dem Wagenfenster gerichtet. Dann lehnte er sich in die Polster zurück und seufzte.
„Jillian war jung und schön“, begann er widerstrebend. „Der Titel war auf mich übergegangen, ich brauchte eine Ehefrau, und Jillian schien dafür geeignet zu sein.“
„Geeignet? Hast du sie geheiratet, weil sie sich dafür eignete?“
Er zog die Schultern hoch. „Damals hielt ich das für ausreichend.“
„Was geschah an dem Tag, als sie starb?“
Er blickte wieder aus dem Fenster und beobachtete sinnend einen kleinen Jungen, der hinter einem Ball herrannte.
„Rebecca hatte einen Bootsausflug geplant“, begann er wieder, „und lud ein paar Freunde dazu ein. In letzter Minute sagte ich meine Teilnahme ab. Ich hatte keine Lust, den ganzen Tag mit langweiligen Leuten zu verbringen, höflich zu plaudern und so zu tun, als sei ich an dem hohlen
Weitere Kostenlose Bücher