Mein feuriges Herz
Polizei.“
Deavers hielt Wilkins mit vorgehaltener Waffe in Schach, und Franklin rannte los, um die Polizei zu holen. Gray zog Corrie in die Arme und bemerkte die Schwellung an ihrem Kinn, die sich zu verfärben begann.
„Der Mistkerl hat dich geschlagen. Schon deshalb sollte ich ihn töten.“
Corrie erbebte unter seinem kalten Blick. „Es ist nicht schlimm.“ Sie klammerte sich an ihn. „O Gray, denkst du, Laurels Baby könnte noch am Leben sein?“
„Wenn ja, finden wir das Kind, vertrau mir.“
„Sein Leichnam wurde nie gefunden.“
„Nein. Ich dachte daran, ob jemand es an sich genommen hat, wollte dich aber damit nicht noch mehr beunruhigen.“
Sie schmiegte sich an ihn. Jetzt, da das Grauen vorüber war, hatte sie Mühe, ihre Tränen noch länger zurückzuhalten.
Gray barg seine Wange an ihrem Haar. „Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann“, flüsterte er.
„Tatsächlich? Warum?“
Zärtlich lächelte er sie an. „Weil du Coralee bist und nicht Letty.“ Und dann küsste er sie sanft und innig.
„Die Polizei ist verständigt.“ Franklin kam wieder zurück. „Ihre Karosse fährt jeden Moment vor, Mylord.“
Gray nickte und wandte sich an Corrie. „Durch diesen Wilkins haben wir den Beweis, dass deine Schwester ermordet wurde. Mithilfe der Polizei werden wir ihren Mörder und Charles’ Sohn finden.“
Sie blickte zu ihm hoch. „Bisher dachte ich nur, dass Joshua Michael Laurels kleiner Sohn ist. Aber er ist auch Charles’ Sohn. Wir müssen ihn finden, Gray.“
Zuversichtlich drückte er ihr die Hand. „Wenn er noch am Leben ist, finden wir ihn. Aber das Verbrechen geschah vor fünf Monaten, Liebste. Diese Findelheime sind Todesfallen. Dort geben ledige Mütter ihre Kinder ab, um sie loszuwerden. Die meisten sterben. Mit dieser Möglichkeit müssen wir rechnen.“
Sie schluckte ihre Tränen hinunter. „Laurel war jung und kräftig; auch Charles ist gesund und kräftig. Das Baby hat gewiss die Gesundheit seiner Eltern geerbt.“
„Das wollen wir hoffen.“ Als die Kutsche in die Gasse einbog, wandte Gray sich an die Männer, die Wilkins bewachten. „Wir fahren nach Hause. Sagt der Polizei, wir erwarten ihren Besuch morgen Vormittag.“
Deavers nickte. „Wir kümmern uns um alles, Mylord. Sobald wir hier fertig sind, halten wir vor Ihrem Haus Wache.“
„Die Kerle haben uns die ganze Woche beschattet. Jemand wusste, wo wir zu finden sind. Haltet die Augen offen!“
„Sehr wohl, Mylord.“
Gray legte den Arm um Corrie, führte sie zur Kutsche und half ihr beim Einsteigen.
Der Butler öffnete, und Gray begleitete seine Gemahlin ins Foyer seines Stadthauses in Mayfair. Corrie zitterte immer noch, und Grays Magen krampfte sich zusammen bei dem Gedanken an die Schurken, die sie überfallen hatten. Jede andere Frau wäre bei dem Anblick von Gewalt und Tod zusammengebrochen. Nicht aber seine tapfere Coralee.
Der Butler nahm seinem Herrn Hut und Mantel ab sowie den Spazierstock, der ihm gute Dienste geleistet hatte, und Gray atmete tief durch, um sich zu beruhigen.
„Coralee, das ist Stewart“, sagte er. „Stewart, Ihre neue Countess.“
Der schlohweiße Butler verneigte sich ehrerbietig. „Mylady.“
„Nach dem Theater gab es einen lästigen Zwischenfall“, erklärte Gray dem Butler, dem das Blut an seinem schwarzen Mantel nicht entgangen war, ebenso wenig wie die Schwellung an Coralees Wange. „Lassen Sie bitte heißes Wasser nach oben bringen.“
„Ich glaube, Samir hat Ihnen bereits ein Bad eingelassen.“
Gray nickte. Der kleine Inder war ihm immer einen Schritt voraus. Er führte Coralee zur Treppe, spürte, wie sie schwankte, und hob sie kurzerhand in seine Arme.
„Ganz ruhig, Liebste. Ich halte dich.“ Und er war nicht bereit, sie je wieder gehen zu lassen. In den Tagen der Trennung hatte er erkannt, welches kostbare Geschenk sie für ihn war. Er verdiente sie nicht, hatte sie nie geschätzt, wie es ihr gebührte, aber sie gehörte ihm, und niemand würde sie ihm wieder wegnehmen.
Er eilte die Treppe hinauf, während sie die Arme um seinen Hals schlang und den Kopf an seiner Brust barg. Nach dem nächtlichen Überfall begehrte er sie mehr denn je. Er hatte davon geträumt, sie heute Nacht zu lieben, aber nun hatte er nur den Wunsch, sie zu umsorgen, zu pflegen und sich zu vergewissern, dass sie das Grauen schadlos überstehen würde.
Er schlug die Tür mit dem Fuß hinter sich zu, setzte sie behutsam auf den Hocker vor dem Frisiertisch und
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