Mein feuriges Herz
hatte, war sie ihrer Sache nicht mehr sicher. Vielleicht irrte sie sich. Andererseits gab es den zerschnittenen Sattelgurt, der ihren Sturz vom Pferd verursacht hatte.
Erst nachdem Gray seine Gemahlin allen Nachbarn vorgestellt hatte, die sie noch nicht kannte, gestattete er Corrie, sich zu ihren Verwandten zu gesellen.
„Ich freue mich sehr, euch zu sehen!“ Corrie umarmte Tante Agnes und Allison stürmisch. „Nun wohnen wir so nah, aber irgendwie scheint die Zeit nie für einen Besuch zu reichen.“
„Du bist schließlich frisch vermählt“, meinte Tante Agnes augenzwinkernd, „und bist gewiss mit deinem Gemahl vollauf beschäftigt. Schließlich müsst ihr euch beide erst einmal richtig kennenlernen.“
Corrie lächelte. „Wie dem auch sei … Nächste Woche besuche ich euch, damit wir endlich wieder ausführlich miteinander schwatzen können.“
Allison drückte ihr die Hand. „Wie geht es dir? Habt ihr begonnen, eure Differenzen beizulegen?“
Corries Blick flog zu Gray hinüber, der sich mit Jason unterhielt. „Es sieht so aus. Jedenfalls ist er nicht mehr wütend auf mich. Aber ich bezweifele, dass er mir verziehen hat.“
„Gib ihm Zeit“, riet Allison.
Corrie nickte. Es blieb ihr gar keine andere Wahl.
Ihre Freundin sah ausgesprochen hübsch aus, vielleicht eine Spur zu dünn, aber attraktiv mit ihrem rabenschwarzen Haar und den hohen Wangenknochen; eine durchaus elegante Erscheinung.
Das schien auch Derek aufzufallen. Immer wieder suchte er Allisons Nähe, und bald sah Corrie, dass die beiden sich auf einer Decke am Flussufer niedergelassen hatten und einträchtig von einem Teller aßen.
Ihr Magen krampfte sich zusammen. War Derek Laurels Liebhaber gewesen? Hatte er sie verführt und im Stich gelassen?
War Allison in Gefahr?
„Du wirkst irgendwie bekümmert.“ Grays tiefe Stimme drang an ihr Ohr. Sie drehte sich um, als er sich ihr näherte. „Bedrückt dich etwas?“
„Nein, nichts. Ich …“ Sie blickte zu ihm hoch. Sie war nicht die unschuldige kleine Letty und musste ihm nichts vorspielen. „Ich mache mir Sorgen um Allison. Derek scheint Gefallen an ihr zu finden. Aber er könnte der Vater von Laurels Kind sein. Ich will nicht, dass Allison etwas zustößt.“
Eigentlich erwartete Corrie eine unwirsche Reaktion von Gray. Stattdessen flog sein Blick zu dem Paar am Flussufer hinüber.
„Derek liebt die Gesellschaft schöner Frauen. Ohne das Rüschenhäubchen ist deine Freundin Allison eine reizvolle Frau. Ich spreche mit ihm und mache ihm klar, dass sie zur Familie gehört und er sich keine Freiheiten mit ihr herauszunehmen hat.“ Er wandte sich Corrie zu. „Ich rede mit Derek, und du sprichst mit deiner Cousine.“
Sie nickte. Derek war blond, charmant und gut aussehend. Welche junge Frau würde ihn nicht attraktiv finden? Aber vielleicht zog Corrie wieder einmal voreilige Schlüsse.
Aufmunternd lächelte Gray ihr zu und entfernte sich.
Sie sah ihn erst wieder, als er sie an den Ehrenplatz der Tafel führte, der für das Brautpaar besonders festlich geschmückt war, und ihr einen Teller mit einer Auswahl der Köstlichkeiten vom Buffet vorsetzte.
Nachdem sie reichlich gegessen hatte, lehnte sie sich zufrieden zurück. Sie trank bereits ihr zweites oder drittes Glas von dem erlesenen französischen Rotwein, als ihr auffiel, dass Gray ihr begehrliche Blicke zuwarf. Geschmeichelt dachte sie, wie schön es wäre, wenn sie heimlich entwischen könnten.
Ermutigt vom Genuss des schweren Weines, neigte sie sich ihm zu, um ihm ihren sündhaften Wunsch ins Ohr zu flüstern. Plötzlich begann sich alles um sie zu drehen. Hastig setzte sie sich wieder gerade hin, um das Schwindelgefühl loszuwerden.
Gray zog die Brauen zusammen. „Was ist dir? Fühlst du dich nicht wohl?“
„Nein, ich … es geht gleich vorüber.“ Wieder drehte sich alles, und sie hielt sich an der Tischkante fest. „Ich fürchte, ich habe einen Schluck zu viel getrunken.“
Er nickte. „Ich entschuldige uns und bringe dich nach oben.“ Sein brennender Blick ließ sie wissen, was er im Sinn hatte. Corrie bemühte sich um ein Lächeln, während er sich bei Rebecca und Charles bedankte und sich verabschiedete.
Als er wieder bei ihr war, lächelte Corrie nicht mehr. „Ich fühle mich nicht wohl, Mylord. Es tut mir schrecklich leid.“
„Schon gut. Du verträgst wenig, und der Wein ist ziemlich schwer.“ Er half ihr aufzustehen und führte sie ins Haus. Keiner der Gäste, denen der Wein gleichfalls
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