Mein feuriges Herz
ein wenig zu Kopf gestiegen war, achtete auf das Verschwinden der Ehrengäste.
Auf der Treppe stützte Corrie sich schwer auf Gray, und als sie ihre Privatgemächer erreichten, fühlte sie sich hundeelend. Mit Mühe und Not schaffte sie es, den Inhalt ihres Magens in ein Nachtgeschirr zu entleeren. Die Welt um sie herum drehte sich immer schneller, ihr Puls raste, und sie kämpfte erneut gegen ihren Brechreiz an. Es war ihr unendlich peinlich, dass Gray sie in diesem erbärmlichen Zustand sah.
„Hier, trink.“ Er reichte ihr ein Glas Wasser, und sie trank. Dann wischte sie sich mit dem feuchten Tuch, das er ihr brachte, den Schweiß vom Gesicht.
„Mir war gar nicht bewusst, dass ich so viel getrunken habe“, murmelte sie mit schwerer Zunge, setzte sich auf den nächsten Stuhl und fühlte sich plötzlich völlig erschöpft. „Gleich geht es mir besser. Ich muss … mich nur … ein paar Minuten ausruhen.“ Sie konnte die bleischweren Lider nicht mehr heben. Im nächsten Moment war sie eingeschlafen; ihr Kopf sank schwer gegen die Rückenlehne.
Gray rüttelte sie an der Schulter, aber sie bewegte sich kaum.
„Coralee? Coralee, was ist mit dir?“
Sie versuchte zu nicken, aber ihr Kopf rollte schlaff zur Seite. Sie wollte nur schlafen. Noch nie in ihrem Leben war sie so müde gewesen.
„Coralee, wach auf!“
Gray rüttelte sie wieder, und ihre Lider hoben sich langsam. Verschwommen sah sie zu ihm hoch. „Tut mir leid … ich bin so müde.“ Die Augen fielen ihr wieder zu, und sie hörte Gray wie durch einen Nebel fluchen.
Sie stöhnte, als er sie auf die Füße zog. Er öffnete ihr die Lider mit zwei Fingern, untersuchte ihre Pupillen und fluchte wieder. „Du hast nicht zu viel getrunken.“ Er hob ihr Kinn und blickte ihr in die halb verhangenden, glanzlosen Augen. „Ich glaube, jemand hat dich betäubt.“ Er rüttelte sie wieder, und ihre Lider flatterten auf. „Hörst du, was ich sage? Man hat dich betäubt.“
„Betäubt …?“
„Man hat dir Opium gegeben. Man hat deinen Wein oder das Essen vergiftet mit Laudanum oder etwas in der Art. Du darfst nicht einschlafen, sonst wachst du vielleicht nicht wieder auf.“
Corrie versuchte, den Kopf zu heben. „Jemand will mich töten?“ Ihr Kopf sank nach vorne.
Grays Miene war versteinert. „Das wird nicht geschehen.“ Er setzte sie auf den Stuhl, eilte zur Klingelschnur und riss heftig daran.
Wieder bei ihr, zog er sie unsanft auf die Beine. „Steh auf!“, befahl er und zwang sie, die Augen zu öffnen. „Irgendwann lässt die Wirkung nach. Bis dahin musst du wach bleiben.“
„Das … das … schaffe ich nicht.“
Seine Hand lag weich an ihrer Wange. „Ich helfe dir, Schatz. Lehn dich an mich.“
Schlaff sank sie an seine Brust, konnte jedoch die Füße kaum heben, als er sie nötigte, einen Schritt vor den anderen zu setzen.
Sie wusste nicht, wann Samir erschien, hörte nur benommen, wie Gray mit tiefer, besorgter Stimme auf ihn einredete.
„Man hat ihr eine Überdosis Opium verabreicht“, sagte Gray. „Hast du ein Gegenmittel?“
Bevor ihr die Augen wieder zufielen, sah sie, wie der kleine Inder nickte. „Ich tue, was ich kann. Es dauert eine Weile, um die Kräuter zu mischen.“
„Beeil dich.“ Der dunkelhäutige Hindu huschte aus dem Zimmer, und Gray festigte seinen Griff um Corries Mitte. „Los! Du musst dich bewegen!“, befahl er und zwang sie, einen Fuß vor den anderen zu setzen, während sie wie eine leblose Stoffpuppe in seinem Arm hing.
Corrie war gelähmt vor Müdigkeit, hatte keine Kontrolle über ihre Gliedmaßen. „Kann ich nur … eine Minute … ausruhen. Gleich steh ich wieder auf … ich … verspreche es.“
Sie drohte ihm aus dem Arm zu rutschen, aber Gray zog sie unerbittlich wieder hoch. „Du musst gehen. Gehen. Ich lasse dich nicht sterben.“
Und sie gehorchte, setzte einen Fuß vor den anderen, schwer wie Blei, und war kaum fähig, die Lider zu heben. Gray zwang sie erbarmungslos, im Zimmer auf und ab zu gehen. Nur sein sehniger Körper, sein kräftiger Arm hinderten sie daran, zu Boden zu sinken.
„Komm, Schatz, trink das.“ Er hielt ihr ein Glas an die Lippen und flößte ihr den bitteren Trank ein, den Samir gebracht hatte. „Trink es aus.“ Corrie gehorchte willenlos.
Dann zwang er sie wieder zu gehen, einen Schritt nach dem anderen zu machen, weiter und immer weiter in einem endlosen Gewaltmarsch, vom Fenster zur Tür und zurück, Stunde um Stunde, während die Zeiger der
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