Mein feuriges Herz
auf Grays Frau sich günstig für uns auswirken. Wenn er bei einem Anschlag ums Leben kommt, der scheinbar gegen sie gerichtet war …
Ihr Kumpan lächelte zufrieden. „Du bist nicht nur schön, sondern auch klug.“
„Noch besser wäre allerdings, wenn beide ums Leben kämen.“
Er nickte. „Ja, das wäre die beste Lösung. Ich rede mit Biggs und überlege mir, wie wir vorgehen.“
Seit Jahren führte Rebecca nun den Haushalt des Earls und übernahm die Pflichten einer Countess, ohne die damit verbundenen finanziellen Vorteile und den Respekt zu genießen, die ihr zustanden. Und nun wurde ihre Position auch noch von einer dahergelaufenen Person unterwandert, die sich Tremaine mit einem Gespinst aus Lug und Trug geschnappt hatte. Früher oder später würde Rebecca alles verlieren.
Sie hatte es satt, vom Wohlwollen ihres Schwagers abhängig zu sein. Zum Glück liebte ihr Verbündeter das gute Leben und brauchte dringend Geld.
Und auch er hatte es satt, noch länger zu warten.
Corrie schlief den ganzen Tag und die Nacht durch, verließ ihr Zimmer auch am folgenden Tag nicht und ließ sich von Anna das Essen aufs Zimmer bringen.
Sie war nicht in der Stimmung, Grays besorgten Blicken zu begegnen oder sich Rebeccas Klatschgeschichten über die Londoner Gesellschaft anzuhören. Sie war nicht an Jasons charmanten Plaudereien interessiert, auch nicht daran, was Derek über seinen Nachmittag mit Allison zu erzählen wusste. Vielleicht würde ihr Charles’ gütige Art ein wenig fehlen. Er hatte es stets geschafft, unterschwellige Missklänge zwischen ihr und Rebecca zu glätten und sich immer bemüht, Spannungen zwischen Gray und ihr zu lösen.
Bislang wusste niemand etwas über die Hintergründe ihrer plötzlichen Krankheit. Sie hatte es Gray überlassen, die Familie darüber aufzuklären, was er jedoch unterlassen hatte. Aber er würde gewiss alles daransetzen, den Missetäter zu entlarven. Vieles sprach dafür, dass dieser Mann bereits einen Doppelmord auf dem Gewissen hatte. Durch Corrie drohte ihm Gefahr, dieser Verbrechen überführt zu werden.
Ein Frösteln durchlief sie.
Wenn sie nicht mehr lebte, würde er für seine Verbrechen nicht zur Rechenschaft gezogen werden.
Am Nachmittag schrieb sie einen Brief an ihre Eltern, ohne die Anschläge auf ihr Leben zu erwähnen, verfasste einen ähnlich lautenden Brief an Krista, und dann holte sie ihr Tagebuch aus der Truhe unter ihrem Bett.
Sie wusste nie genau, wo sie beginnen sollte, was auch gar nicht wichtig war. Das Schreiben selbst bereitete ihr Freude, gab ihr Ablenkung und Trost. Sie liebte das Spiel mit Wörtern, formulierte gern bildhafte ausdrucksstarke Sätze. Ihre große Ambition bestand darin, eines Tages einen Roman zu verfassen.
Diesen Herzenswunsch würde sie sich irgendwann erfüllen. Nun, da sie verheiratet war, würde sie wohl keine großen Reisen unternehmen, wie sie sich erhofft hatte, aber es gab unendlich viele andere Bereiche, über die es sich zu schreiben lohnte.
Eines Tages, dachte sie mit einem tiefen Seufzer.
Sie tauchte die Feder ins Tintenfass und begann, die düsteren Begebenheiten der letzten Zeit zu skizzieren: der dunkle Geheimgang; das Zwiegespräch, das Rebecca mit einem geheimnisvollen Unbekannten geführt hatte; der mutwillig zerschnittene Sattelgurt; die Überdosis Opium.
Die Überlegung, wer es auf ihr Leben abgesehen haben mochte, ließ sie schaudern.
Und welchen Schritt dieser Mann als nächsten tun würde, um sie zu töten.
24. KAPITEL
Am frühen Nachmittag wurde Corrie aufgefordert, sich im Arbeitszimmer ihres Gemahls einzufinden. Beim Betreten des Raumes stellte sie fest, dass sich alle Herren eingefunden hatten. Gray saß hinter dem Schreibtisch, der hochgewachsene blonde Derek Stiles stand neben Charles vor dem Kamin, etwas abseits davon Jason. Auch Dolph Petersen war anwesend.
„Coralee.“ Gray trat ihr mit besorgter Miene entgegen. „Du bist noch etwas bleich. Fühlst du dich besser?“
„Viel besser, danke.“ Mehr sagte sie nicht, hoffte nur, er würde sie über die Versammlung aufklären. Aber er führte sie lediglich zu einem Stuhl, bat sie, Platz zu nehmen, und kehrte hinter den Schreibtisch zurück. Die anderen Herren setzten sich der Reihe nach auf bereitgestellte Stühle.
„Danke, dass ihr alle gekommen seid. Wie ihr wisst, war meine Gattin in den letzten Tagen krank und musste das Bett hüten. Was ihr nicht wisst, ist, dass jemand versucht hat, sie zu töten.“
„Wie bitte?“ Dieser
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