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Mein Flirt mit der Blutfrau

Mein Flirt mit der Blutfrau

Titel: Mein Flirt mit der Blutfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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oder?«
    »Nein, das habe ich dir versprochen. Du bist der einzige aus dem Ort, den ich nicht vergesse. Alle anderen wirst du bald vergessen können. Du hast nichts zu befürchten.« Die dünnen Finger mit den stumpf wirkenden, dennoch ziemlich langen Nägeln bewegten sich hin und her. Es sah aus, als würde die Hand dem Jungen zuwinken, und Juan verstand das Zeichen sehr gut.
    »Ich habe es mitgebracht«, flüsterte er hastig. »Es ist wieder eine dieser fetten Ratten.«
    Lachen erfüllte die Öffnung. Rauh und kratzig. »Ja, Ratten sind gut. Besser als Spinnen und Würmer. Sie haben Blut, mein Junge, und ich brauche Blut. Die Blutfrau hatte man mich genannt. Die Leute hatten recht, ich bin die Blutfrau…«
    »Moment, ich… ich gebe dir das Tier. Sie ist sehr unruhig gewesen.«
    »Das kann ich verstehen. Sie weiß, daß sie sterben muß. Es ist schlimm, so etwas zu wissen. Ich habe es ebenfalls erlebt, aber ich lebe noch…«
    Ihr Lachen war zu einem bösen Kichern geworden, während Juan nach dem Käfig griff und ihn näher heranholte.
    Er hatte ihn zwar so besorgt, wie er aussah, aber auch umgebaut. So war der Boden nicht mehr fest. Durch die Betätigung eines Hebels konnte er bewegt werden. Man zog einfach die Bodenklappe unten weg. Juan hielt den Käfig am Griff fest. Dabei ließ er ihn über der runden Öffnung schweben und wartete, bis das Schaukeln gestoppt wurde. Die Hand blieb noch.
    Sie wirkte bleich, wie mit grauweißer Tusche gezeichnet. Die Finger waren gekrümmt, die Handfläche geöffnet, als wollte sie etwas fangen. Ein Teil des Arms war ebenfalls zu sehen, mehr nicht. Das übrige verschwand in der Dunkelheit des Schachts.
    Juan hätte gern einmal in das Gesicht der Blutfrau geschaut, das hatte sie ihm verwehrt.
    »Deine Zeit wird noch kommen«, hatte sie ihm gesagt. »Keine Sorge, mein Junge…«
    Damit hatte sich Juan abgefunden, der jetzt den Feststeller löste, so daß er das Bodenbrett des Käfigs herausziehen konnte. Mit zwei Fingern zog er die Platte zu sich heran.
    Die Ratte merkte dies natürlich. Sie zuckte zurück, wollte auf der immer kleiner werdenden Fläche noch Platz finden, es war vergeblich. Mit einem verzweifelten Sprung warf sich das Tier gegen die Stangen, aber dort rutschten die spitzen Nager ebenso ab wie die beiden Vorderpfoten.
    Sie fiel — und sie landete genau auf der Handfläche der Blutfrau, die ihre Finger mit sicherem Griff um den fellbedeckten Körper der Ratte schloß.
    Das Tier kreischte noch, biß auch um sich, die Hand verschwand in der Dunkelheit, und Juan schloß die Bodenklappe des Käfigs wieder. Das dabei entstehende Geräusch übertönte das aus der Tiefe hochsteigende Knacken, als der Ratte das Genick gebrochen wurde. Der Junge hatte seine schaurige Arbeit getan. Jetzt hätte er eigentlich wieder verschwinden können, doch er blieb sitzen, denn dies gehörte auch zu dem Ritual.
    Es dauerte ungefähr zwei Minuten, in denen Juan in den Himmel starrte, dessen Farbe ein dunkles und gleichzeitig stumpf wirkendes Grau angenommen hatte. Nicht einmal das Licht der zahlreichen Sterne schimmerte noch durch.
    Als der Öffnung des Schachts drangen Geräusche, die schlimm klangen. Es war ein Reißen und Schmatzen, zwischendurch ein Knacken, auch ein irgendwie satt klingendes Stöhnen.
    Juan wartete weiter. Er wußte, daß ihn die Blutfrau noch einmal ansprechen würde.
    Als er die Bewegung in der Schachtöffnung sah, drehte er den Kopf. Wieder erschien die Hand.
    Diesmal klebte Blut auf ihrer Fläche, das wegen der Schräglage dem Gelenk entgegen rann. Ein leises Lachen drang an seine Ohren. »Das hast du gut gemacht, mein Junge, sehr gut sogar. Es hat mir vorzüglich gemundet. Ich spüre bereits jetzt, daß es nur noch kurze Zeit dauern wird, bis meine Kraft zurückkehrt. Danke…«
    »Wann wirst du…?«
    »Keine Fragen, Juan, keine Fragen. Ich freue mich schon auf Etula.«
    So hieß der kleine Ort, in dem Juan wohnte. Eigentlich hätte er die Bewohner warnen müssen, aber wer würde ihm schon glauben, einem Jungen, der in den Augen der Arroganten nicht viel mehr wert war als einer der zahlreichen Straßenhunde, die herumstreunten.
    »Wann soll ich dir wieder etwas bringen?« fragte er zum Abschied.
    »Morgen schon, mein Junge, morgen. Hast du etwas Besonderes?«
    »Nein, ich…«
    »Kannst du zwei Ratten mitbringen?«
    »Wenn du willst.«
    »Dann tu es.« Die blutige Hand winkte ihm noch einmal zu, bevor sie verschwand.
    Juan blieb noch einen Moment sitzen. Er

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