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Mein Flirt mit der Blutfrau

Mein Flirt mit der Blutfrau

Titel: Mein Flirt mit der Blutfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verändert haben… Die Ratte war jetzt ruhig geworden. Sie hatte sich auf den Metallboden gehockt und klein gemacht. Der Junge konnte einen Blick in ihre Augen erhaschen. Er las darin die Todesangst.
    Juan grinste. »Jede muß daran glauben«, sagte er. »Ich fange euch und schaffe euch weg.«
    Er lachte leise, bevor er die letzten Meter zurücklegte. Sie führten ihn abwärts. So etwas wie ein Pfad schlängelte sich in kleinen Kehren weiter, der erst endete, als innerhalb einer kleinen Mulde so etwas wie trockenes Knüppelgehölz wuchs. Im Sommer sah es tot und völlig trocken aus. Im Frühjahr trieb es Blüten, bei genauerem Hinsehen waren schon jetzt die Knospen zu erkennen. Mehr Vegetation gab es in der unmittelbaren Umgebung nicht. Das Gehölz diente gleichzeitig als Schutz. Man konnte sich dahinterschieben, wenn man sich schmal machte.
    Juan schaffte es mit Leichtigkeit, und er blieb stehen, als er den runden Umriß im Boden erkannte.
    Es war ein Deckel oder eine kreisrunde Lukenklappe. Sie besaß sogar einen alten Eisengriff, der hochgekantet werden mußte, um den Deckel anheben zu können.
    Juan stellte den Käfig ab. Die Ratte versuchte ein letztes Mal, ihrem Schicksal zu entrinnen. Sie warf sich gegen die Stäbe und versuchte auch, ihren Körper durch die Zwischenräume zu klemmen. Das schaffte sie nicht. Sie war viel zu fett und hätte sich höchstens den Kopf am Hals eingeklemmt.
    Juan ließ sich nicht stören. Er setzte sich auf den Boden und breitete die Beine aus. Somit rahmte er die Klappe zu beiden Seiten ein, streckte die Arme aus und umfaßte den Eisengriff mit beiden Händen. Um die runde Luke zu öffnen, mußte er mit beiden Händen daran ziehen. Der Deckel war verflixt schwer.
    Juan atmete einige Male aus und ein, dann setzte er seine Kräfte ein. Das Gesicht spannte sich. Er wirkte bei dieser Anstrengung älter, als er tatsächlich war. Über seine Lippen floß ein Keuchen, und die Adern zeichneten sich scharf unter der Haut ab.
    Er schaffte es.
    Zu sich hin zog er den Deckel, konnte ihn schon bald kanten, dann stand er senkrecht, und der Junge faßte nach einer bereitliegenden Eisenstange. Mit dem unteren Ende kantete er sie gegen einen Stein. Das obere stieß vor den Deckel und hielt ihn in der Schräglage. Über die Lippen des Jungen huschte ein Lächeln. Wieder einmal hatte er es geschafft. Mit dem Handrücken wischte er den Schweiß von seiner Stirn und verteilte dabei auch Schmutz.
    Dann kroch er um die Öffnung herum, bis er dem Deckel gegenüber kniete. Er beugte sich vor und starrte in einen tiefen Schacht. Sogar eine alte Leiter war vorhanden. Wer wollte, konnte den Schacht hochsteigen und ihn verlassen.
    »Ich bin da!« rief er hinunter und lauschte dem dumpfen Klang seiner Stimme, die allmählich von der Finsternis aufgesaugt wurde. Er konnte keine Antwort hören.
    Es war wie immer, aber er wußte genau, daß man ihn verstanden hatte. Wenig später schon vernahm er die Geräusche. Kratzende Laute, so etwas wie Schritte, die über Metall schleiften. Juan wußte genau, was er zu tun hatte.
    Der Käfig stand in Griffweite. Er holte ihn näher zu sich heran und schaute auf die tobende Ratte.
    »Bald wirst du ruhig sein!« flüsterte er, »und meine Freundin wird sich freuen. Sie ist meine amiga. Wir werden zusammen noch Großes leisten, das verspreche ich. Und du wirst dafür sorgen, daß sie immer kräftiger wird.« Er lachte, verstummte aber, als er aus der Dunkelheit des Schachts etwas auftauchen sah. Es war eine Hand!
    Zwar sah sie aus wie eine normale Hand, sie besaß auch vier Finger und einen Daumen, dennoch sah er sie als unnormal an, weil ihre Haut wie welkes Laub wirkte. Eine über die Knochen gezogene dünne Schicht, fast schon mit Papier zu vergleichen. Hinzu kamen lange Fingernägel, unter denen Dreckreste und auch eingetrocknetes Blut klebte. Insgesamt gesehen eine widerliche Klaue, was den Jungen jedoch nicht störte. Für ihn war die Person, der die Hand gehörte, eine Vertraute, obwohl er noch nie ihr Gesicht gesehen hatte. »Ist es bald soweit?« fragte er, als sich die Hand dicht oberhalb des Lukenrands befand.
    »Ja, noch eine Nacht!« Die Antwort hatte erzwar verstehen können, sie war aber mit einer normalen Stimme nicht zu vergleichen. Es drang aus der Tiefe wie ein Kratzen, als würde jemand hartes Papier über eine polierte Fläche reiben.
    »Und dann? Was geschieht dann?«
    »Laß dich überraschen, mein Junge.«
    »Aber du vergißt mich nicht -

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