Mein Flirt mit der Blutfrau
»Irgendwie habe ich das Gefühl, als wolltet ihr mich loswerden.«
Sir James nickte. »Das stimmt auch.«
Nach dieser Antwort grinsten Glenda und Suko um die Wette. Die drei kamen mir vor wie eine verschworene Gemeinschaft.
Der Superintendent sprach weiter. »Sind Sie es nicht gewesen, John, der unbedingt Urlaub haben mußte und sich all die Jahre darüber beschwert hat, daß dies nicht möglich war?«
»Stimmt.«
»Was hält Sie dann noch?«
»Ich wollte mich nur verabschieden.«
»Das hast du gestern schon getan«, sagte Glenda.
»Ach — tatsächlich?«
»So ist es«, sagte Suko.
»Dann werde ich jetzt wohl ziehen. Die Maschine hat zwei Stunden Verspätung. Sie fliegt erst kurz vor elf Uhr. Ich dachte mir, schaust mal rein und siehst nach, ob deine lieben Freunde und Kollegen auch brav arbeiten.«
»Das ist ja schon sadistisch«, meinte Glenda.
Sir James rieb sein Kinn. Er duftete nach einem starken Rasierwasser.
»Ich meine, wenn Sie schon arbeitswütig sind, John, kann ich Ihnen einige Akten mit auf die Reise geben. Die Flugzeit wird verkürzt, Sie merken kaum wenn Sie…«
»Danke, Sir, darauf kann ich verzichten. Ich bin schon weg!« Ich drehte mich um, weil ich an meinem Chef vorbei wollte, der aber hielt mich noch fest. »Augenblick, John. Eine Frage.«
»Bitte.«
»Haben Sie eigentlich Waffen mit in den Urlaub genommen? Oder haben Sie es vor?«
»Ich gehe nicht nackt, Sir.«
»Was heißt das?«
»Mein Kreuz ist dabei…«
»Auch die Beretta und der Dolch?«
»Ja.« Ich grinste. »Die Genehmigung habe ich mir ausstellen lassen. Es wird bei der Einreise schon keinen Ärger geben.«
»Aber du willst Urlaub machen?« fragte Suko.
»Das hatte ich eigentlich vor. Deshalb bleibt die Beretta für den Fall der Fälle auch tief unten im Koffer. Und das Kreuz…« Ich hob die Schultern. »Es ist doch nicht mehr als ein Talisman für den, der nicht Bescheid weiß.«
»Gut, dann viel Spaß, und erholen Sie sich auch!« Sir James reichte mir die Hand und verschwand.
»Einen Kaffee noch?« fragte Glenda.
Meine Augen bekamen den wilden Glanz. »Deshalb bin ich doch gekommen, Mädchen. Die Brühe zu Hause schmeckt mir nicht, und der spanische Kaffee ist mit deinem erst recht nicht zu vergleichen, habe ich mir von Kennern sagen lassen.«
Glenda stand auf und ging zur Kaffeemaschine. Sie hatte sich chic gemacht. Glenda gehörte zu den Frauen, die einen Ballonrock tragen konnten, auch wenn sie nicht eben superschlank war. Aber dieser aufgebauschte schwarze Rock mit den silberweißen Streifen, dazu noch kurz bis zum Knie, stand ihr gut. Er wippte bei jedem Schritt. Sie hatte meinen Blick, den ich ihr nachschickte, gespürt, drehte sich um und fragte: »Ist was?«
»Nein, nein. Ich stehe neuerdings auf Ballons.«
»Du meinst den Rock?«
»Richtig.«
Sie schenkte ein. »Der ist in. Ebenso wie Mini.«
Ich grinste. »Das werde ich in Spanien bestimmt auch zu sehen bekommen.«
»Gib nur acht, daß dir dann die Augen nicht aus dem Kopf fallen.«
Glenda reichte mir die Tasse.
»Wer weiß…«
»Wie heißt noch mal der Ort, in den du fährst?« fragte Suko.
»Etula, ins Hotel del Sol.«
»Aha.«
»Er liegt südlich von Valencia, aber nördlich von Benidorm«, sagte ich zwischen zwei Schlucken Kaffee.
»Jetzt weiß ich Bescheid.« Suko sah so aus, als wüßte er überhaupt nichts.
»Jedenfalls liegt er am Meer, auf einer Landzunge.«
»Wie bist du denn daraufgekommen?«
»Ein Kollege von der Fahndung schwärmte mir vor. Keine hohen Hotelbauten, Ruhe, Sonne, Erholung.«
»Jetzt auch?« fragte Glenda.
»Wir haben März. Da scheint die Sonne in Spanien. Etula liegt zudem ziemlich im Süden.«
»Na denn.«
Ich hatte die Tasse geleert, stellte sie ab und verabschiedete mich von den beiden. Bei Suko mit Handschlag, bei Glenda nicht. Sie drückte ich an mich, hauchte ihr zwei Küsse auf die Wangen und spürte unter dem dünnen schwarzen Kaschmirpullover die Hügellandschaft, die schon seit Beginn der Menschheit die Männer immer wieder um den Verstand gebracht hat.
Glenda reagierte schon wie eine Ehefrau, denn sie gab mir zahlreiche Ratschläge mit auf den Weg.
»Werde ich alle beherzigen!« rief ich zum Abschied und winkte noch aus dem Flur.
Das Londoner Wetter konnte man vergessen. Der Winter war schon einmal zurückgekehrt oder erst jetzt gekommen. Er hatte Regen, Schnee und Kälte gebracht. In Spanien aber, wo ich hinwollte, sollte das Wetter hervorragend sein.
Mein Gepäck hatte ich beim
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