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Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt

Titel: Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicki Myron , Bret Witter
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nehmen wir einfach die Gummibänder heraus.«
    Stattdessen entschloss sich Mary, den Becher mit einem Deckel zu verschließen. Am folgenden Morgen lag der Deckel auf der Tischplatte und wies am Rand Bissspuren auf. Es bestand kein Zweifel mehr: Die Gummibänder waren aus dem Becher. Die Gummis wurden ab sofort in eine Schublade verbannt. Bequemlichkeit wurde einem höheren Zweck geopfert.
    Es sollte uns nie gelingen, Dewey vollständig von seiner Gummibandsucht zu heilen oder auch nur alle Quellen versiegen zu lassen. Gelegentlich verlor er für einige Zeit das Interesse an ihnen, bis es dann nach Monaten oder auch Jahren neu erwachte. Alles in allem war es mehr ein Spiel als ein Krieg, ein Wettstreit zwischen Köpfchen und starkem Willen. Wir hatten Köpfchen und Dewey den Willen. Und außerdem hatte er auch noch diese ausgezeichnete, auf Gummi geeichte Nase.

9
Beste Freunde

    Man darf das nicht überbewerten: Gummibänder waren für Dewey nicht mehr als ein Hobby. Katzenminze und Schachteln waren ein netter Zeitvertreib. Deweys wahre Leidenschaft galt aber den Menschen, und es gab nichts, was er für sein begeistertes Publikum nicht getan hätte.
    Ich weiß noch, wie ich eines Morgens am Ausgabetisch stand und mich mit Doris unterhielt, als ein kleines Mädchen an uns vorbeiwackelte. Sie musste erst vor Kurzem Laufen gelernt haben, denn sie hatte Mühe, ihr Gleichgewicht zu halten und ihre Schritte waren ungleich lang. Dass sie dabei Dewey fest an ihre Brust drückte, machte die Sache gewiss nicht einfacher. Sein Hinterteil und sein Schwanz verdeckten ihr die Sicht und sein Kopf hing nach unten, in Fußbodennähe. Doris und ich verstummten und sahen verblüfft zu, wie die Kleine mit einem breiten Lächeln quer durch die Bücherei stapfte.
    »Unglaublich«, sagte Doris.
    »Ich sollte etwas unternehmen«, sagte ich, doch ich tat es nicht. Ich wusste, dass Dewey die Situation unter Kontrolle hatte. Er konnte auf sich selbst aufpassen.
    Außerdem hatte er schon längst die gesamte Bücherei um den Finger gewickelt. Wenn unsere Stammbesucher nicht von ihm begrüßt wurden, gingen sie ihn mittlerweile suchen. Denn das ist der feine Unterschied zwischen einer Katze und einem Hund: Ein Hund kommt zu einem, eine Katze wartet, bis man zu ihr kommt.
    Die Leute suchten erst auf Höhe des Fußbodens nach Dewey, weil er sich vielleicht hinter einer Ecke versteckte. Dann schauten sie hoch zu den obersten Regalbrettern.
    »Ach, Dewey, wie geht es dir? Ich hatte dich zuerst gar nicht gesehen«, sagten sie und reckten sich, um ihn zu streicheln.
    Dewey streckte ihnen nur den Kopf hin. Doch sobald sie nicht mehr an ihn dachten und mit Lesen beschäftigt waren, sprang er auf ihren Schoß. Und dann sah ich sie immer lächeln.
    Am Ende von Deweys erstem Jahr erzählten mir Dutzende von Lesern: »Ich weiß, dass Dewey zu jedem freundlich ist, doch er und ich haben ein ganz besonderes Verhältnis zueinander.«
    Ich lächelte und nickte.
    Das stimmt, meine Liebe, dachte ich. Du und jeder andere, der in diese Bücherei kommt.
    Deweys wahre Lieblinge aber waren die Kinder. Wenn man verstehen wollte, welche Wirkung Dewey auf die Stadt hatte, brauchte man sich nur die Kinder anzuschauen: Ihr Lächeln, wenn sie die Bücherei betraten, die Freude, mit der sie nach ihm riefen und ihn suchten, und ihre Aufregung, wenn sie ihn gefunden hatten.
    Die Kinder wollten von ihm beachtet werden. Man merkte es besonders in der Vorlesestunde. Jeden Dienstagvormittag wurde das Gemurmel der aufgeregten Kinder im Runden Zimmer, in dem die Vorlesestunde stattfand, früher oder später vom Ruf »Dewey ist da!« unterbrochen. Dann sausten die Kinder auf Dewey zu und versuchten, ihn alle gleichzeitig zu streicheln.
    »Wenn ihr euch nicht hinsetzt und still seid«, ermahnte sie dann unsere Kinderbibliothekarin Mary Walk, »muss Dewey wieder gehen.«
    Sofort wurde es im Zimmer merklich leiser. Die Kinder setzten sich wieder und gaben sich alle Mühe, sich trotz ihrer Begeisterung zu beherrschen. Wenn sie sich einigermaßen beruhigt hatten, schlängelte sich Dewey an allen vorbei und berührte kurz jedes Kind, was zu allgemeinem Gekicher führte. Manche Kinder versuchten, ihn festzuhalten und flüsterten: »Setz dich zu mir, Dewey! Setz dich zu mir!«
    »Kinder, bitte seid leise!«
    »Ja, Mary«, antworteten die Kinder.
    Dewey wusste, dass er es nicht zu weit treiben durfte. Er brach seine Wanderung ab und setzte sich auf einen Schoß. Er ließ nicht zu, dass die

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