Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt
einmal Auto fahren. Ob man es glaubt oder nicht: Das Schlimmste war für mich jedoch mitzuerleben, wie meine Tochter Jodi ein Teenager wurde.
Als Jodi noch klein war, war sie meine beste Freundin. Wir gingen mit unserer Promenadenmischung Brandy spazieren. Wir machten im Einkaufszentrum Schaufensterbummel (weil wir für echte Einkaufsbummel kein Geld hatten). Wir veranstalteten sogar Pyjama-Partys im Wohnzimmer und schauten zusammen Der Zauberer von Oz an – aus dem Land hinter dem Regenbogen, wo man tun kann, was man schon immer tun wollte. Der Film kam einmal im Jahr im Fernsehen. Damals gab es noch keine Video-Cassetten, DVDs oder Pay-TV-Kanäle, und deshalb war dies die einzige Möglichkeit, unseren Lieblingsfilm zu sehen. An dem Abend, an dem der Film ausgestrahlt wurde, veranstalteten wir vor dem Fernsehgerät ein Picknick und redeten hinterher die ganze Nacht darüber.
Sogar die zweistündige Autofahrt zu meinen Eltern in Hartley, Iowa, war ein Vergnügen. Jodi und ich lachten und sangen bei den kitschigen 70er-Jahre-Schnulzen von John Denver und Barry Manilow mit. Und dann spielten wir immer unser ganz besonderes Spiel. Ich fragte: »Wer ist der größte Mann, den du kennst?«
Jodi antwortete, und dann fragte sie: »Wer ist die stärkste Frau, die du kennst?«
Ich antwortete darauf und fragte: »Wer ist die lustigste Frau, die du kennst?«
So gingen die Fragen immer hin und her, bis mir nur noch eine einfiel: »Wer ist die klügste Frau, die du kennst?«
Jodi antwortete dann immer: »Du, Mami!«
Sie ahnte nicht, wie gern ich das hörte.
Dann wurde Jodi zehn Jahre alt und hörte auf, auf diese Fragen zu antworten. Als sie 13 war, zogen wir nach Spencer um. Danach durfte ich ihr keinen Gutenachtkuss mehr geben.
»Dafür bin ich jetzt zu alt, Mommy«, sagte sie eines Abends.
»Ich weiß«, erwiderte ich. »Du bist jetzt ein großes Mädchen.« Aber es brach mir das Herz.
Als Jodi 16 Jahre alt war, kam es mir so vor, als lebten wir in unterschiedlichen Welten. Es war nicht ihre Schuld. Ich weiß, dass so etwas oft passiert.
Aber dann kam Dewey. Dank Dewey hatte ich etwas zu erzählen, das Jodi interessierte. Ich erzählte ihr, was er angestellt hatte und wer in die Bücherei gekommen war, um ihn zu besuchen.
Meine Kolleginnen und ich wechselten uns ab, um Dewey am Sonntagmorgen zu füttern, wenn die Bücherei geschlossen blieb. Zwar gelang es mir nie, Jodi rechtzeitig für einen Besuch am Sonntagmorgen aus dem Bett zu bekommen, aber wir fuhren oft am Sonntagabend, nach dem Abend essen bei meinen Eltern, in der Bücherei vor bei.
Wenn Jodi Dewey besuchen kam, war er jedes Mal völlig aus dem Häuschen. Der Kater hüpfte herum und sprang Salti rückwärts vom Buchregal, um meine Tochter zu beeindrucken.
Normalerweise begleitete Dewey niemanden auf einem Rundgang durch die Bücherei – nur Jodi und mich. Er war geradezu verrückt nach ihr. Auch wenn Jodi während der normalen Öffnungszeiten vorbeischaute, flitzte er sofort zu ihr hin. Es war ihm egal, ob andere das sahen: Wenn Jodi im Spiel war, war ihm nichts peinlich. Sobald sie sich irgendwohin setzte, sprang er auf ihren Schoß.
Wenn die Bücherei wegen Feiertagen länger geschlossen blieb, nahm ich Dewey stets mit nach Hause. Die ersten Minuten im Auto verbrachte er immer auf dem Wagenboden vor der Rückbank, weil er zuerst befürchtete, dass der Tierarzt Dr. Esterly unser Ziel sei. Doch sobald ich in die Eleventh Street einbog, sprang er hoch, um aus dem Fenster zu sehen. Kaum hatte ich die Tür geöffnet, flitzte er schon ins Haus, um alles ausführlich zu beschnuppern. Dann rannte er ungefähr hundert Mal die Kellertreppe hinunter und wieder hinauf. Von dieser Treppe konnte er nie genug kriegen!
Wenn er irgendwann müde war, ließ er sich neben mir auf dem Sofa nieder. Oder aber er setzte sich oben auf die Rückenlehne und starrte aus dem Fenster. Er wartete auf Jodi. Wenn sie nach Hause kam, machte er einen Satz und rannte zur Tür. Sobald sie im Haus war, klebte er an ihr, als sei er mit Klettband an ihr befestigt.
Er lief ständig zwischen ihren Beinen hindurch, sodass sie aufpassen musste, nicht über ihn zu stolpern. Wenn sie duschte, saß er im Badezimmer und starrte auf den Duschvorhang. Schloss sie die Tür hinter sich und kam sie nicht schnell genug wieder heraus, dann saß er maunzend davor. Sobald sie sah, sprang er auf ihren Schoß. Es war ihm völlig egal, ob sie am Esstisch saß oder auf der Toilette: Er sprang hinauf,
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