Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt
für die Menschen furchtbar gewesen sein. Aber sie machten sich sofort alle wieder an die Arbeit. Nach nur zwei Tagen hatten sich die Unternehmen in Garagen und Scheunen eingerichtet, und innerhalb eines Jahres waren die abgebrannten Gebäude von Spencer größer und schöner wieder aufgebaut. Das nennen wir hier Fortschritt. Wenn etwas Schlimmes passiert, beklagen wir uns nicht, sondern nutzen die Gelegenheit, Dinge zu verbessern.
Und das geschah auch in diesen schweren Zeiten in den 1980er Jahren, als immer mehr Geschäfte schlossen und es so aussah, als müsste Weihnachten ausfallen. Doch anstatt zu jammern, konzentrierten wir uns auf die Verbesserungen. Die Leute arbeiteten noch mehr. Parks wurden angelegt, Bürgersteige instand gesetzt und Straßenlampen repariert. Das ehemals beste Hotel der Stadt, das geschlossen worden war, wurde renoviert und neu eröffnet.
Als Leiterin der Stadtbibliothek wollte auch ich einen Beitrag leisten. Ich hatte vor, die Bücherei zu renovieren. Mir war klar, dass sie nicht nur ein Ort war, an dem Bücher aufbewahrt wurden, sondern auch ein Treffpunkt für die Bürger. Eine angenehme Atmosphäre in der Bücherei würde den Bürgern helfen, sich in ihrer Stadt wohlzufühlen. Nachdem ich zur Leiterin ernannt worden war, beantragte ich Geld für die Neugestaltung, und weil der Stadtrat die Entscheidungen fällte, musste ich dort immer und immer wieder vorsprechen.
»Geld für die Bücherei?« Sie lachten. »Aber wir haben doch schon genug Bücher.«
»Die Bücherei ist kein Lagerraum«, erklärte ich ihnen. »Sie ist ein Gemeindezentrum. Wir haben Konferenzräume, Vorlesestunden und Computer. Es ist schön, wenn die Bürgersteige gepflastert werden, aber durch gepflasterte Bürgersteige entsteht kein Gemeinschaftsgefühl. Durch eine schöne Bücherei schon eher. Wäre es nicht toll, wenn wir eine Bücherei hätten, auf die wir stolz sein können?«
»Also, ehrlich gesagt«, wurde mir geantwortet, »verstehen wir nicht, warum eine hübsche Bücherei etwas verbessern sollte.«
Und dann kam Dewey und veränderte alles. Ich hatte mir eine gemütlichere Bücherei gewünscht. Durch Dewey wurde sie zu einem Zuhause. Ich hatte mir gewünscht, dass die Leute öfter in die Bücherei kämen und dort mehr Zeit verbrächten. Dank Dewey kamen mehr Leute, die länger blieben. Sie schienen zufriedener, wenn sie gingen, und nahmen diese Zufriedenheit mit nach Hause, mit in die Schule und mit an ihren Arbeitsplatz.
Und die Leute unterhielten sich über Dewey.
»Ich war in der Bücherei«, würde jemand sagen.
»War Dewey da?«
»Natürlich.«
»Hat er auf deinem Schoß gesessen? Er sitzt immer bei meiner Tochter auf dem Schoß.«
»Also, ich wollte mir gerade ein Buch oben aus einem Regal holen, und anstatt des Buchs erwischte ich Dewey. Ich bin darüber so erschrocken, dass ich das Buch fallen ließ – direkt auf meine Zehen.«
»Und was hat Dewey gemacht?«
»Er hat gelacht.«
»Wirklich?«
»Nein, aber ich musste lachen.«
Die Bücherei wurde nicht durch einen Umbau freundlicher, sondern durch einen Kater! Einen fantastischen, liebenswürdigen Kater, der jeden nett begrüßte. Das Geheimnis von Deweys besonderem Charme war, dass er keine Lieblingsbesucher hatte. Er mochte jeden und jeder mochte ihn.
Irgendwann begannen auch die Stadträte zu merken, dass etwas anders geworden war, und änderten allmählich ihre Haltung. Durch Dewey wurde ihnen bewusst, dass die Bibliothek wirklich ein Ort der Begegnung war und dass eine gute Bücherei die Menschen mit Zufriedenheit und Stolz erfüllen konnte. Eines Tages stimmte der Stadtrat tatsächlich dem Umbau zu. Und das war einzig und allein Dewey zu verdanken.
12
Der Kater der Herzen
Wie veränderte Dewey die Bücherei? Natürlich indem er die Menschen veränderte, die sie besuchten. In der Bibliothek fand zum Beispiel jede Woche eine Vorlesestunde für die Kinder der Förderschule statt. Bevor Dewey zu uns kam, hatten es die Betreuer mit den Kindern nicht leicht gehabt. Die Vorlesestunde war für die Kinder das Ereignis der Woche. Vor lauter Aufregung schrien und kreischten sie und waren außer Rand und Band. Durch Dewey änderte sich das.
Die Kinder merkten bald, dass Dewey wieder ging, wenn sie zu laut waren oder sich zu wild aufführten. Da sie aber unbedingt wollten, dass Dewey bei ihnen blieb, wurden sie innerhalb von nur wenigen Monaten so ruhig, dass man kaum glauben konnte, immer noch dieselbe Schülergruppe vor sich zu
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