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Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)

Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)

Titel: Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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eingeführt hat! Und deswegen steht auch hier nicht der Name Echnatons, sondern man tut so, als wäre Semenchkare damals schon Pharao gewesen!“
    Sie erreichten den Sarkophag, in dem Ahmose seine letzte Ruhe gefunden hatte. Herkos leuchtete kurz mit der Fackel den hinteren Teil der Grabkammer aus. Von den Grabbeigaben war kaum noch etwas da. Lediglich die Krüge mit Wein und einige der Speisen, die ebenfalls in Krügen dem Toten mitgegeben worden waren, befanden sich noch in der Höhle. Aber von den Möbelstücken war nirgends etwas zu sehen.
    „Hier hat jemand so viel davon getragen, wie er konnte!“, meinte Herkos. Er deutete auf den Sarkophag. „Die Deckplatte war nicht ganz gerade aufgelegt worden!“
    „Ja, ohne Zweifel Da hat jemand den Toten auf seiner Reise gestört.“
    Herkos zögerte. Eigentlich musste er jetzt die Platte noch ein Stück zur Seite eben, um sehen zu können, ob auch die Grabbeigabe aus dem Sarkophag fehlten. Wenn der Karneol mit dem Ankh—Zeichen nicht mehr an seinem Ort war, gab es sogar einen unwiderlegbaren Beweis dafür, dass der Händler Enchkare entweder selbst etwas mit dem Raub zu tun hatte oder wusste, wer dahinter steckte.
    Aber Herkos war nicht wohl bei dem Gedanke, den Sarkophag vollends zu öffnen. Zwar glaubte er eigentlich nicht wirklich an die Götter der Ägypter, aber je länger er nun schon am Hof des Pharaos lebte und desto vertrauter er mit ihren Vorstellungen über das Totenreich geworden war, desto mehr fragte er sich, ob nicht vielleicht doch etwas dran war. All die Geschichten über Flüche und die Seelen von Verstorbenen, die man nicht auf ihrem Weg in Osiris Reich aufhalten durfte, geisterten ihn jetzt im Kopf herum.
    „Komm, lass uns den Sarkophag noch etwas weiter öffnen!“, sagte nun Tutenchamun. „Was ist? Wenn der Pharao Ägyptens sich nicht fürchtet, brauchst du auch nicht zu zittern!“
    Und so siegte schließlich auch bei Herkos die Neugier über die Furcht. Um die schwere Platte ein Stück weiter zur Seite zu schieben, legte Herkos die Fackel kurz auf dem Steinboden ab. Mit vereinten Kräften schoben sie die Deckplatte des Sarkophags soweit zur Seite, dass man hineinleuchten konnte.
    Als Herkos dann mit der Dackel das Innere ausleuchtete, war schnell klar, dass auch hier sämtliche Grabbeigabe fehlten. Der Karneol mit Ankh-Zeichen war ebenso verschwunden, wie die Schutzamulette und der Schmuck.
    „Diese Ausgeburten Seths!“, entfuhr es Tutenchamun. „Das ist wirklich das Gemeinste, was man einem Menschen antun kann! Ihn ohne Beigaben ins Jenseits ziehen zu lassen! Beleuchte mal den Mund genauer!“
    Herkos gehorchte.
    Tutenchamun tastete mit der Fingerspitze über den Mund der Mumie, den er er selbst mit dem Peschefkaf geöffnet hatte. Dann roch er an seinem Finger. „Harz!“, stellte er fest. „Die haben ihm den Mund wieder verschlossen! Der Harz ist noch nicht einmal richtig getrocknet...“
    Herkos hielt nun die Fackel noch etwas tiefer in den Sarkophag. Neben dem Toten lag ein Papyrus. „Anscheinend haben die Grabräuber zumindest etwas zurückgelassen!“, stellte er fest.
    Tutenchamun nahm das Papyrus hervor und las es. Dann schüttelte er den Kopf. „Nein, das haben sie nicht! Die haben das in das Grab gelegt!“
    „Was steht drauf?“
    „Ein Fluch. Ich möchte ihn nicht aussprechen, damit er keine Macht erhält. Aber du kannst ihn selbst lesen.“
    Tutenchamun gab Herkos das kleine Stück Papyrus. Während seiner Ausbildung am Hof des Pharaos hatte er die Schrift der Ägypter gut genug gelernt, um auch diese Zeichen lesen zu können, obwohl sie sehr hastig und ohne Sorgfalt hingekritzelt waren. Allerdings waren die Zeichen sehr schwach zu sehen, was wohl daran lag, dass sie mit einem Bleistift geschrieben worden waren. Mit solchen Stiften hatte auch Herkos schon schreiben geübt. Man fertigte sie, in dem man flüssiges Blei in Schilfhalme füllte und erstarren ließ. Aber sie hatten den Nachteil, dass sie nur wenig graue Farbe abgaben, wenn man mit ihnen über das Papyrus kratzte.
    Herkos brauchte also ein paar Augenblicke länger, um den Fluch zu entziffern.
    Schließe den Mund für immer und schweige sowohl zu den Lebenden, als auch gegenüber den Westlichen, was mit dir geschah!
    „Das ist der Beweis dafür, dass Ahmose ermordet wurde“, stellte Tutenchamun klar. „Und der Mörder will nicht, dass die Seele des Toten darüber mit den Westlichen sprechen kann. Er will nicht, dass die Lebenden dann später in einem

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