Mein geliebter Maerchenprinz
die Nico regelrecht mit Fragen bombardierten.
„Prinz Nico, wer ist sie …“
Als Regina sich verwundert umdrehte, gingen Dutzende von Blitzlichtern los. Nico fluchte laut auf Italienisch, und Regina lief auf ihn zu, als könnte sie ihn vor der Meute und ihren Kameras beschützen, ohne sich klarzumachen, dass bei ihrem Erscheinen erst recht die Hölle los sein würde.
„ Signorina …“
„Geh von der Tür weg, schnell!“ Nico stellte sich vor sie und schlug die Tür zu.
„Alles okay?“, fragte er Regina besorgt.
„Äh … ja.“
Sie legte ihm behutsam eine Hand auf den Arm. Aber Nico riss sich, noch immer gereizt, von ihr los und ging zum Telefon, um den Sicherheitsdienst anzurufen.
„Paparazzi! Schicken Sie sofort jemanden hoch, und werden Sie sie irgendwie los!“
Die heiße Schokolode und die Omeletts waren offenbar in dem Aufruhr vergessen worden, denn sie kamen nie an. Aber Regina hatte sowieso keinen Appetit mehr. Nichts war mehr wichtig bis auf die Tatsache, dass die Paparazzi sie aufgespürt hatten und Nico verärgert war. Wenn er nur damit aufhören würde, auf und ab zu laufen wie ein gereizter Tiger im Käfig.
„Pack deine Sachen. Ich muss dich irgendwie hier herausbekommen, bevor die Schakale in Horden hier auftauchen.“
„Sind sie das denn noch nicht?“
„Das? Das war gar nichts.“
Schnell stopfte Regina alles in ihre Reisetasche.
„Nein“, sagte Nico plötzlich und blieb abrupt stehen. „Bei näherer Überlegung ist es besser, glaube ich, wenn Massimo sich darum kümmert. Wir müssen dich irgendwie hier hinausschmuggeln.“
Nico machte einen Anruf und sprach wieder in ungeduldigem Italienisch auf jemanden ein. Wo war nur die romantische Stimmung von vorhin? Nico war nicht mehr wiederzuerkennen. Er hatte sich nicht nur in einen Prinzen, sondern auch in einen wütenden Fremden verwandelt.
Regina biss sich auf die Unterlippe und schluckte mühsam. Der Tag, der wie ein wundervoller Traum begonnen hatte, kam ihr jetzt kalt und leer vor.
Nico hatte das Gespräch beendet. „Ich habe einen Wagen mit Chauffeur bestellt. Wir verlassen das Hotel in fünf Minuten über einen privaten Ausgang.“
Das Telefon klingelte, und nachdem Nico den Hörer aufgelegt hatte, nahm er Reginas Arm. An der Tür hielt sie kurz inne, lief ins Schlafzimmer zurück und kam mit dem Bild von dem kleinen Jungen zurück.
„Lass es hier. Es wird später abgeholt“, sagte Nico.
„Ich werde es als Handgepäck ins Flugzeug mitnehmen.“
Regina betrachtete die Wandteppiche, Gemälde und antiken Kunstgegenstände und gab sich Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr die Pracht des Salons sie einschüchterte. Wo war Nico bloß? Warum kam er nicht endlich? Hatte er vergessen, dass er sie in seinen Palazzo geschleppt hatte?
Seine herrschaftlich wirkende Mutter in ihrem Designerseidenkostüm und mit einer exquisiten Perlenkette hatte Regina dem Protokoll entsprechend sehr höflich, wenn auch mit einem eiskalten Lächeln begrüßt. Sie hatte ihr sogar die Hand gereicht und ihr Tee angeboten, den Regina zwar gern bekommen hätte, aber abgelehnt hatte, um der Prinzessin keine Umstände zu machen. Die Prinzessin hatte die Lippen geschürzt und Regina schließlich gefragt, ob sie ein Schatz sein und ein wenig warten könnte, während die Prinzessin und ihr Sohn „die Situation“ besprachen. Regina hatte natürlich genickt, und dann hatte ein hochgewachsener gebieterischer Mann in schwarzem Anzug, der ihr als Tiberio Abruzzi vorgestellt wurde, sie aus dem Raum und in diesen Salon geführt.
Jedes Mal wenn Regina zur Tür schaute, begegnete sie Abruzzis abweisendem Blick, und Regina blieb, so lange sie konnte, still in ihrem harten Brokatsessel sitzen, die Hände brav im Schoß verschränkt und stumm. Aber jetzt war fast eine Stunde vergangen, und sie hielt es nicht mehr aus. Sie kam sich wie in einer Falle vor und fühlte sich völlig fehl am Platz an diesem eindrucksvollen Ort mit seinen alten kostbaren Gemälden, den wertvollen Schnupftabaksdosen in einer der Vitrinen und den schönen antiken Marmorstatuen. Hastig ging sie zum Fenster hinüber und blickte auf den Garten hinunter. Zwei weiße Schwäne glitten ruhig über einen dunklen Teich.
War es erst gestern gewesen, als Nico sie hergebracht und ihr verraten hatte, wer er wirklich war?
Regina dachte an das kleine Haus ihrer Eltern mit seinen überfüllten Zimmern, den billigen Kunstdrucken und den bequemen Sesseln. Sie stammte aus einer
Weitere Kostenlose Bücher