Mein Geliebter, mein Prinz
sich Ella an die offene Tür. Schweigend atmete Ella die frische, salzige Luft ein und blickte aufs Wasser.
„Schön, nicht wahr?“, hörte sie seine Stimme dicht hinter ihr.
Bevor sie sich umdrehte, setzte sie eine unschuldige Miene auf. „Ja, es ist unglaublich.“ Er war es auch. Oh, er war so toll! „Das … das riecht gut“, meinte Ella, um sich abzulenken.
„Hm.“ Nico hatte das Verlangen in ihrem Blick bemerkt und spürte, wie es ihn erregte. „Kommen Sie, und essen Sie“, forderte er sie gespielt gelassen auf. „Wir könnten unsere Teller mit nach draußen nehmen. Aber ich denke, Sie brauchen eine Pause von der Sonne. Deshalb setzen wir uns an den Tisch und betrachten von dort aus die Aussicht.“
Ella rührte sich nicht. „Sie haben gesagt, Sie würden meine Fragen beantworten, und ich hätte gern einige Erklärungen.Jetzt, bitte.“
Alles Neue reizte Nico. Und es kam nur sehr selten vor, dass jemand ohne Ehrerbietung mit ihm sprach. „Fragen und Antworten können warten, cara , Ihr Hunger nicht.“
Seine Worte klangen freundlich, Ella überhörte jedoch den stahlharten Unterton nicht. Als wäre der Mann es gewohnt, Befehle zu erteilen, und würde eine Missachtung seiner Anweisungen nicht dulden. Als der Duft des Essens in ihre Richtung zog, lief Ella das Wasser im Mund zusammen. Vielleicht hatte er recht. Wieder. Sie ging zum Tisch und setzte sich.
„Essen Sie“, kommandierte Nico und stellte fest, dass er es sich hätte sparen können. Denn sie aß bereits mit der Inbrunst der wirklich Hungrigen. Fasziniert beobachtete Nico sie. Auch dieses Verhalten war ihm neu. In seiner Gesellschaft stocherten die Leute eher nur im Essen herum. Bis Nico zu essen anfing, warteten sie gewöhnlich und beendeten die Mahlzeit, wenn er fertig war. Das gehörte zum Protokoll, von dem niemand abweichen durfte. Diese junge Frau nahm hingegen überhaupt keine Notiz von ihm!
Ella aß, ohne aufzusehen, ohne zwischendurch etwas zu sagen. Noch nie hatte sie eine Mahlzeit so genossen. Schließlich legte sie die Gabel hin und seufzte zufrieden.
„Gut?“
„Köstlich.“
„Hunger ist der beste Koch.“ Nico zeigte auf das Glas Rotwein, das vor ihr stand.
„Nein, danke.“ Ella trank einen Schluck Wasser, das neben dem Wein serviert worden war. Anschließend lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück und sah den geheimnisvollen Fremden ruhig an. Seine Augen wirkten so dunkel wie eine mondlose Nacht, und er erwiderte Ellas Blick durchdringend. „Nun geht’s aber los mit den Erklärungen.“
Nico amüsierte sich. Und warum nicht? Er hatte denRetter gespielt, im Gegenzug dafür sollte ihm etwas Spaß vergönnt sein. „Was wollen Sie wissen?“
„Wer sind Sie? Ich weiß nicht einmal Ihren Namen, Mr. …?“
Ein Schweigen folgte, während er über die Frage nachdachte. Die junge Frau hatte durchaus aufrichtig geklungen. Andererseits konnte das angehängte „Mr.“ natürlich auch ein Trick sein, eben damit sie echt klang.
„Ich heiße Nico“, erwiderte er schließlich. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er die junge Frau aufmerksam, entdeckte jedoch keine Spur von Erkennen in ihrem Blick. „Und Sie?“
„Ich bin Ella.“
Ella. Ja. „Ein hübscher Name.“
„Es ist die Kurzform von Gabriella.“
„Wie der Engel“, sagte Nico leise.
Da war es wieder, dieses gewisse Etwas in seiner Stimme, das seine Worte wie eine Liebkosung klingen ließen und Ella sehr bewusst machten, dass sie eine Frau war. Und er ein Mann. Ein Mann, der sie krank und nackt gesehen hatte. Aber der Engel war er. Ihr Schutzengel.
„Wo bin ich?“, fragte Ella langsam.
Jetzt wurde seine Miene skeptisch. „Sie wissen es wirklich nicht?“
„Wie lange wollen wir mit diesen Ratespielen noch weitermachen?“ Ella seufzte. „Natürlich weiß ich es nicht. Ich war auf einer Yacht, und dann bin ich plötzlich in einer Strandhütte und esse …“ Sie blickte auf ihren Teller. Das Gericht war ihr genauso fremd wie der Mann mit seinem seltsamen Akzent und dem erotischen Blick. „Was habe ich da gerade gegessen?“
„Kaninchen.“
„Kaninchen“, wiederholte sie matt. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie Kaninchen gegessen!
„Sie leben hier wild in den Bergen“, erklärte Nico. Dann,Ella noch immer aufmerksam beobachtend, fügte er hinzu: „Von Mardivino.“
„Das hier ist Mardivino?“
„Ja.“ Ohne sie aus den Augen zu lassen, trank Nico einen Schluck Rotwein. „Sie haben davon gehört?“
Ein weniger
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