Mein Herz in Deinen Händen
hatte.
Außer einem.
Aber an ihn dachte sie nicht. Sie war viel zu sehr damit befasst, das Baby zu halten, zu wiegen und Bäuerchen machen zu lassen. Wenn sie die letzte Woche über eine gewisse Rastlosigkeit an sich bemerkt hatte, dann schob sie es auf ihr Bedürfnis, einer Arbeit nachzugehen. Sie hatte schließlich jahrelang gearbeitet. Ihre Zeit im Luxus zu vertändeln, war entnervend. Wenn ihre Rastlosigkeit sich in Gestalt von Träumen zeigte, die sich um einen ganz bestimmten Rancher aus Idaho drehten, dann hatte das nichts zu bedeuten.
Griswald erschien unter der Tür. »Miss Pepper, da ist ein Anruf für Sie.«
»Ein Anruf?« Gabriel zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Von wem? Sie hat keine Freunde.«
Alle lachten, weil Pepper auf Lanas Taufe bei allen so beliebt gewesen war, aber Pepper selbst war verärgert. Als ob es eine Rolle spielte, dass sie in Boston keine Freunde hatte. Gabriel hatte keinen Grund, ihren Mangel an Kontakten so herauszustellen.
Sie hatte ganz vergessen gehabt, dass Gabriel nicht nur ihr Lieblingsbruder war – ihr einziger Bruder -, sondern gelegentlich die reinste Pest. Genau genommen erinnerte er ein wenig an Russell Graham, der sich vermutlich gerade hämisch darüber freute, seinen Sohn von der unpassenden Pepper Prescott befreit zu haben.
»Es handelt sich um eine junge Dame, die um vieles höflicher ist, als Sie es sind, Mr Gabriel«, sagte Griswald mit eiskalter Höflichkeit. »Eine Mrs Rita Domokos aus Diamond, Idaho.«
Pepper erstarrte und konnte sich nicht vorstellen, weshalb Rita sie hier anrief.
Dan. Einer der Terroristen war zurückgekehrt. Dan war verletzt, lag im Sterben …
Griswald fuhr in pompösem Tonfall fort: »Sie sagt, es gäbe jede Menge zu erzählen, und sie würde gerne mit Ihnen plaudern.«
Pepper atmete wieder aus. Sie reichte Lana an Gabriel weiter.
»Sie ist auf Leitung zwei. Sie können Mr Givens Arbeitszimmer benutzen.« Griswald transferierte den tadelnden Blick auf Zack. »Seit Miss Lana auf der Welt ist, benutzt er es nämlich nicht mehr.«
Während Zack lachend protestierte, eilte Pepper in Zacks Arbeitszimmer und machte die Tür hinter sich zu. Sie schaltete auf Leitung zwei und sagte begierig: »Rita? Wie geht es dir?«
Ritas Stimme kam klar und deutlich aus dem Hörer. »Mir geht es fabelhaft. Ich habe mit der Website angefangen. Barbara hilft mir und ich wollte wissen, ob du Samen verkaufen willst.«
»Oh! O ja, würde ich gern …« Aber Pepper hatte gar nicht mehr an ihr Vorhaben gedacht, und außerdem war sie nicht in Idaho. Sie wusste nicht, wie es den Pflanzen in Mrs Dreiss’ Garten ging, ob sie überhaupt noch am Leben waren. Sie rutschte in Zacks großen Ledersessel. »Ich weiß nicht. Ich habe ein paar Pflanzen hier, die bald ausgepflanzt werden müssen, aber ich … Wie geht es euch allen denn?«
»Gut. Barbara und Russell werden am 4. Juli wieder heiraten.« Rita hörte sich amüsiert an. »Russell sagt ständig, dass es für alle anderen der Unabhängigkeitstag ist, nur für ihn nicht. Es wird ein Riesenfest. Du solltest kommen.«
Pepper ließ sich die Neuigkeiten durch den Kopf gehen, sagte dann aber: »Ich glaube, Russell würde mich nicht einmal zum Schweineschlachten einladen.«
»Weiß ich nicht. Ich frage ihn.« Pepper hörte Rita brüllen: »He, Russell, Pepper sagt, Sie würden sie nicht einmal zum Schweineschlachten einladen!«
Pepper hätte ihrer Freundin am liebsten eins übergezogen. »Nein! Rita, das darfst du nicht sagen.«
Aber es war nicht Rita, die ihr antwortete. Es war Russell Graham, und er klang so verärgert wie immer. »Verdammt richtig, ich würde dich nicht zum Schweinschlachten einladen. Du haust doch bloß ab und lässt Dan wieder sitzen. Ich hab den Jungen nicht mehr so gesehen, seit er in Stücke geschnitten vom Militär nach Hause gekommen ist.«
Pepper liebte es, das zu hören. Sie liebte es. Natürlich wollte sie nicht darüber nachdenken, was diese Freude zu bedeuten hatte oder ob es einfach auf eine rachsüchtige Seele schließen ließ, dass Dans Niedergeschlagenheit sie so glücklich machte. »Er sollte in der Lage sein, einen so elenden Feigling wie mich schnell wieder zu vergessen.«
Russell schnaubte. »Er hat für mich den Junggesellenabschied organisiert. Er hat ein paar Stripperinnen aus Boise engagiert, und dann hat er ihnen den ganzen Abend auf den Busen gestarrt und mir ständig erzählt, dass deiner schöner ist. Also, ich weiß nicht, ob da was Wahres dran ist, aber
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