Mein Herz schlaegt fur uns beide
an den Winter, als es so viel geschneit hatte. Der Schnee lag so hoch, dass wir mit dem Auto nicht den Hügel hochkamen, und alle mussten zu Hause bleiben. Als Rascoe den Schnee sah, wusste er gar nicht, was er damit als Erstes anfangen wollte. Er versuchte, ihn zu fressen, er versuchte, darin zu graben, und als die Leute auf der Straße eine wilde Schneeballschlacht veranstalteten, sprang er immer wieder in die Luft, um mit dem Maul die Schneebälle zu fangen. Es war großartig. Laura und ich verpassten einen Tag Schule, und Dad half uns, vor der Eingangstür einen Schneemann zu bauen. Vielleicht war unsere Straße ja wirklich nicht so schlecht.
Als wir das Haus erreichten, riss Mum sofort die Tür auf, Rory kam aus der Küche geschossen und schlang die Arme um Lexis Beine.
Rory: Lexi! Lexi! Lexi!
Mum war richtig glücklich und zum Quasseln aufgelegt. Sie stöhnte nicht über die viele schmutzige Wäsche, die ich im Wäschekorb sehen konnte. Sie beklagte sich nicht über die Spülmaschine oder darüber, dass Dad schon wieder den Mülleimer nicht ausgeleert hatte. Sie stellte mir keine blöden Fragen nach der Schule oder den Hausaufgaben. Sie brüllte Rory nicht an, als der die Hände ins Mayonnaiseglas steckte, und wir durften uns sogar eine riesige Pizza holen.
Sie lächelte, sie lachte, und eine Weile lang war alles so wie früher.
Nachdem wir alle so viel gegessen hatten, dass ich schon dachte, mein Bauch würde platzen, legte Dad sich aufs Sofa und schaltete den Fernseher ein, und Mum sagte, sie würde Rory jetzt baden. Ich sah Lexi mit Dem Blick an. Es sollte ein kleines Blinzeln sein, endete aber als wildes Zwinkern und Nicken zugleich. Rory kicherte und machte es mir nach. Er versuchte, gleichzeitig zu blinzeln, zu nicken und zu zwinkern, und Lexi fand das zum Brüllen. Sie hob ihn hoch und er schlang seine Beine um ihre Taille wie ein Baby und schmiegte den Kopf an ihre Schulter.
Rory: Du sollst mich baden, Lexi.
Ich wollte gerade Nein sagen, als Lexi mir zuvorkam und sich an meine Mum wandte.
Lexi: Darf ich? Bitte, darf ich, Mrs Edwards?
Mum lächelte.
Mum: Warum nicht?
Sie sah mich an.
Mum: Siehst du das, junge Dame? So was nennt man helfen.
Ich runzelte die Stirn, als ich zusah, wie Lexi Rory zur Treppe trug.
Lexi: Okay, Rory, ich wette, du schaffst es nicht, dich auszuziehen, bis ich nach oben komme?
Sein Gesicht strahlte in einem riesigen pizzerigen Lächeln und er führte eine Art Glückstanz auf. Mum und Lexi kicherten. Aber ich lachte nicht. Was war denn mit unserem Plan? Wir wollten doch den Schrank erforschen, während Mum mit Rory beschäftigt war. Warum hatte Lexi nur noch Augen für Rory, genauso wie sonst Mum? Dann, ehe sie die Treppe hochging, beugte Lexi sich zu mir, flüsterte mir etwas ins Ohr, und von da an machte ich mir keine Sorgen mehr. Ich lächelte und setzte mich zu Dad vor den Fernseher.
Später, als wir ins Bett gingen, sah Lexi sich ewig lange alle Sachen in meinem Zimmer an. Sie sah sich die Fotos von mir und Laura an und drehte immer wieder die Schneekugel. Sie sagte, was ich für ein Glück hätte, weil ich einen kleinen Bruder wie Rory hatte. Sie sagte, sie wünschte, sie wäre kein Einzelkind, und es wäre bestimmt viel lustiger mit einem kleinen Bruder oder einer kleinen Schwester. Ich dachte lange darüber nach. War es Glück, einen kleinen Bruder zu haben? Vielleicht fühlte man sich ein bisschen einsam, wenn man ganz allein war? Vielleicht war es so, wie niemals eine Laura gehabt zu haben. Lexi setzte sich auf den Sitzsack, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und stellte mir lauter Fragen wie:
Wie alt war Laura, als, du weißt schon. (Neun)
Wer war die Ältere von euch beiden? (Laura, um neuneinhalb Minuten)
Wie ähnlich wart ihr euch? (Es war, wie in den Spiegel zu schauen.)
Als wir beide gähnten, gingen wir ins Bett. Es war ein bisschen komisch, Lexi in Lauras Bett zu sehen. Ich hatte ein komisches Gefühl im Bauch. Als Mum Gute Nacht sagen kam, blieb sie in der Tür stehen und hob plötzlich die Hand an den Mund. Ich hätte gern gewusst, ob sie es auch so seltsam fand, ein anderes Mädchen in Lauras Bett zu sehen. Sie blieb eine Weile stehen, dann hörte sie Rory aus seinem Zimmer rufen und ging zu ihm hinüber.
Ich drehte mich auf die Seite und sah, dass Lexi noch immer die Augenklappe trug. Ich schaltete die Schneekugel aus, und ich weiß nicht, warum, aber dann sagte ich:
Ich: Schläfst du mit deiner Augenklappe?
Es war dunkel, aber ich
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