die dritte Klasse und nicht für uns. Es war viel größer als die Bücher, die ich benutzte. Man musste Dinge tun wie mit eingebildetem Geld zählen oder die Hälfte der Äpfel oder ein Viertel von einem Schokoriegel bunt malen. Es war ganz einfach, aber es war nicht für unsere Klasse gedacht.
Ich: Aber das lila Buch ist für Babys.
Kaum war dieser Satz aus meinem blöden Mund gekommen, als ich auch schon wusste, dass das ganz falsch gewesen war. Ich merkte, wie meine Wangen rot wurden, aber Lexi sah aus, als ob ich ihr ins Gesicht geschlagen hätte. Sie rannte ohne mich in die Schule und sagte an diesem Morgen kein Wort mehr zu mir. Ich suchte sie in der Pause, aber sie war wie vom Erdboden verschluckt. Ich suchte sie in der Bücherei, im Computerraum und ich sah sogar auf den Toiletten nach. Als ich wieder nach draußen ging, sah ich Josh und Merrick beim Sportschuppen sitzen.
Ich: Habt ihr Lexi gesehen?
Josh schüttelte den Kopf und suchte weiter in seinem linken Nasenloch nach einem Schatz und Merrick hob nur den Hintern und antwortete mit einem Furz.
Als Miss Cauber danach die Namen aufrief, zeigte sie auf Lexi und sagte, sie solle aufstehen.
Miss Cauber: Hast du nichts für mich, Lexi?
Lexi runzelte die Stirn und starrte zu Boden. Eine rote Locke hing ihr ins Gesicht.
Miss Cauber: Lexi! Ich warte.
Ich sah, wie Lexis sommersprossige Hände den Stuhlrücken umklammerten. Miss Cauber stieß einen Seufzer aus.
Miss Cauber: Hast du wenigstens die Matheaufgaben gemacht?
Alles war ganz still, alle warteten, aber Lexi starrte nur ihre Schuhe an.
Miss Cauber: Na gut. Dann ab mit dir. Mrs McWatter würde gern mit dir sprechen.
Die ganze Klasse keuchte auf, und als Lexi zur Tür ging, sah ich auf ihrer rechten Wange eine Träne. Ich fühlte mich furchtbar mies, als ob alles meine Schuld wäre, und dann wusste ich plötzlich, dass es ja auch meine Schuld war. Lexis Tränen waren meine Schuld oder ich war wenigstens teilweise schuld daran. Wenn ich gestern in der Schule nur den Mund gehalten oder sie heute Morgen bei Hannah unterstützt hätte oder diesen blöden Spruch über das lila Buch nicht gebracht hätte. Was, wenn sie jetzt nicht mehr meine Freundin sein wollte?
Nach der Schule wartete Oma beim Schultor und sie hatte es eilig. Ich schaute noch mal zurück zum Schulgebäude und konnte Lexi und Hannah gerade noch von hinten sehen, ehe sie in Mrs McWatters Büro verschwanden.
Oma hatte alle Hände voll zu tun, wie immer, und ich half ihr im Garten, mit dem Gemüsebeet und in der Küche, und ich übte sogar Klavier ohne zu murren. Sie sagte, sie sei »sehr beeindruckt«, aber das verbesserte meine Laune auch nicht. Als ich nach Hause kam, ging ich zum Computer und sah, dass Opa online war.
J. O. E.: ’n Abend, Eddie. Ich schreib das hier am Swimmingpool.
Ich chattete eine Ewigkeit mit ihm. Er war in Italien, in einer Stadt mit einem Namen wie »San Jimmy Jammas«. Er war den ganzen Tag gewandert und hatte sich sehr alte Kirchen angeschaut, was ganz schön langweilig klang, aber der Swimmingpool hörte sich spitze an. Er sagte, es sei so heiß, dass er sich nur abkühlen könne, wenn er sich auf die Treppe in den Pool setzte. Ich erzählte ihm, was mit Lexi passiert war und dass ich einfach nicht wusste, was ich tun sollte.
J. O. E.: Das ist ganz einfach. Ich glaube, du weißt genau, was du zu tun hast, oder?
Er hatte recht, ich wusste es, doch ehe ich Gute Nacht sagte, hatte ich noch eine Frage, über die ich mir schon seit einer Ewigkeit Gedanken machte.
Eddie: Was bedeutet das O in J. O. E.? Was ist dein zweiter Vorname?
Ich wusste, dass er Josiah hieß, aber ich hatte ihn nie nach dem O gefragt, weil ich es schrecklich finde, wenn jemand mich nach meinem zweiten Vornamen fragt. Der ist scheußlich. Ich tu immer so, als hätte ich keinen.
J. O. E.: Na, so was verrät man doch nicht oder was?
Natürlich wollte ich es jetzt noch viel dringender wissen. Ich sah, wie der grüne Punkt rot wurde, und wusste, dass er weg war. Ich blieb noch eine Weile sitzen, und obwohl Lexi nicht online war, schickte ich ihr eine Mail:
An:
[email protected] Von:
[email protected] Lexi,
es tut mir leid. Es tut mir so, so leid.
Eddie.
PS: Meine Schwester ist hinten im Kleiderschrank gefangen. Hilfst du mir, sie rauszuholen?
21. Kapitel
Am Freitag ging ich etwas früher los, um vor Lexi in der Schule zu sein. Ich ging den Hügel hoch, na ja, ich lief eigentlich den ganzen Weg ziemlich schnell, und jetzt, wo