Mein Herz schlaegt fur uns beide
sich scheiden lassen. Sie sagt, dass Greta wahrscheinlich schrecklich traurig ist, weil ihr Dad jetzt woanders wohnt. Hannah sagt, es ist nicht nur ihre Schuld, wenn sie so gemein wird.
Ich verkroch mich unter der Decke, und nachdem ich ein bisschen hin und her gerutscht war, dachte ich, dass Lexis Gästebett viel wackeliger war als meins zu Hause.
Lexi: Eddie?
Ich: Ja?
Lexi: Warum hast du dir die Haare abgeschnitten?
Zuerst wusste ich nicht, was ich sagen sollte, und ich versuchte, mich an den Tag zu erinnern, als es passiert war. Mum und Dad stritten sich, und ich hatte alles so satt und war so wütend, dass ich einfach …
Ich: Ich war einfach total sauer auf meine Mum.
Lexi: Warum?
Ich: Ich weiß das gar nicht mehr so genau.
Lexi: Das passiert mir auch manchmal. Manchmal werde ich einfach total monsterwütend über irgendwas. Hannah sagt, wir haben beide ein teuflisches Temperament, und Dad sagte, wenn wir loslegen, dann sehen wir aus, als ob wir jeden Moment Feuer speien könnten.
Wie Drachen, dachte ich.
24. Kapitel
Am nächsten Morgen machte Hannah uns ein Frühstück, wie ich es noch nie gegessen hatte. Als wir in die Küche hinunterkamen, roch es dort wie in einer Bäckerei, und auf dem langen Holztisch warteten ein Stapel dicker Pfannkuchen, Ahornsirup und ein Teller mit knusprigen Räucherspeckstreifen auf uns. Hannah reichte mir ein Glas Orangensaft, ließ mir die kleine weiße Tablette auf die Handfläche fallen und ging dann in den Garten, um Wäsche aufzuhängen.
Lexi: Was ist das?
Ich: Ach, das ist meine Fit-und-Stark-Tablette.
Lexi: Was? Meinst du Vitamine?
Sie beugte sich über den Tisch vor und schnappte sich die Tablette.
Lexi: Das sind keine Vitamine! Das ist Medizin!
Sie ging zum Fenster, sah sich die Tablette genauer an, und ich weiß nicht, warum, aber ich wurde richtig wütend.
Ich: Gib sie her!
Aber Lexi drehte die Tablette einfach in ihrer Hand um.
Lexi: Das ist Medizin! Das muss ich ja wohl wissen! Ich hab schon ganz viel davon nehmen müssen.
Ich sprang vom Stuhl und lief zu ihr.
Ich: Gib sie mir jetzt einfach zurück! Du hast doch keine Ahnung, wovon du da redest. Das ist einfach ein Mittel, um fit und stark zu bleiben. Du weißt überhaupt nicht alles, Lexi Lister.
Ich riss ihr die Tablette aus der Hand.
Lexi: He! Du brauchst gar nicht so sauer zu sein, Eddie. Ich wollte das doch bloß sagen.
Ich: Ja klar, du willst immer bloß irgendwas sagen.
Lexi stemmte die Fäuste in die Hüften und zuckte mit den Schultern.
Lexi: Es ist nicht meine Schuld, dass du das nicht weißt. Aber ich weiß es. Das sind keine Vitamine!
Ich: Du bist so eine Besserwisserin, Lexi.
Lexi: Und du bist einfach nur dumm, dumm, dumm!
Ich: Und du hast eine große, große Klappe. Eine große Klappe, mit der du immer rumkommandieren willst.
Dann standen wir einen Moment lang da und starrten einander an.
Lexi: Na, du weißt, was du zu tun hast, wenn es dir nicht passt, oder?
Ich: Ja! Das weiß ich und du brauchst es mir nicht extra noch mal zu sagen!
Und damit rannte ich aus der Küche und die Treppe hoch, aber auf dem Treppenabsatz hatte ich das komische Gefühl, dass ich das alles genau so schon einmal erlebt hatte. Und als ich oben ankam, wurde mir klar, dass es genauso war wie bei mir und Laura. Es war genauso, aber trotzdem anders.
Wenn ich und Laura uns stritten, nannte Mum das unsere »kindischen Kabbeleien«. Ich wusste, wenn das hier so war wie meine Streits mit Laura, dann musste ich jetzt einfach das tun, was ich damals auch immer getan hatte. Warten, bis Lexi mich suchte. Ich blieb vor der Tür zum Salon stehen und wartete, aber Lexi kam nicht. Langsam ging ich ins Zimmer und setzte mich auf das große rote Sofa und wartete. Aber Lexi kam nicht. Nach einer Weile sah ich, dass die Tür zum Musikzimmer offen stand, und ich stand auf und ging in das andere Zimmer hinüber. Es war genau wie in meiner Erinnerung. Ich setzte mich auf den Hocker und hob den Deckel. Ich sah die vielen Plakate, und mein Blick fiel auf das von Der Mond und der Stern und der König von Omar , das über dem kleinen Schreibtisch hing. Zuerst kam die Musik in meinen Kopf, und dann hörte ich Lauras Stimme singen, wie damals, als wir mit dem Zug nach Hause gefahren waren. Ich hob die Hände zu den Tasten und ließ sie für einen Moment dort schweben, ehe ich anfing zu spielen. Es war eine einfache Melodie. Meine Oma hatte sie mir beigebracht. Es war leicht und klang so wunderschön auf Lexis
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