Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Herz schlaegt fur uns beide

Mein Herz schlaegt fur uns beide

Titel: Mein Herz schlaegt fur uns beide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzie Moore
Vom Netzwerk:
Kannst du dich erinnern, was dann passiert ist?
    Ich nickte. Und wie ich mich erinnern konnte. Und zum ersten Mal erlaubte ich mir, mich an den Tag zu erinnern. Bisher hatte ich mich immer daran gehindert. Wenn ich in Omas Haus war, wenn ich im Garten war und dann plötzlich daran dachte, dann sagte ich mir: » NEIN! NICHT! AUFHÖREN !« Aber jetzt ließ ich die Erinnerung zu. Ich schloss die Augen und sah alles.
    Unseren letzten Geburtstag feierten wir in Omas Garten. Die Sonne war warm und blass und gelb. Überall waren Blumen. Der Himmel war tiefblau. Es gab eine Hüpfburg, es roch nach Gras, und alle waren da. Mum trug silberne Schuhe und ein bunt getupftes Kleid. Dad hatte eine rote Nase und einen gestreiften lila Hut. Es lief laute Musik, Rory war einfach Rory, und wir waren wahnsinnig heiß. Laura und ich hüpften. Laura rief: »Höher!« Wir sprangen gemeinsam hoch. Wir hüpften in unserer Burg. Opa hatte seinen Fotoapparat bei sich. »Hierherschauen. Mädchen. Lächelt mal für mich. Hierherschauen«, sagte er. Tante Shelly jagte Rory, sie hatte sich die Lippen rot angemalt.
    Dann rannten wir. Wir rannten zum Tisch. Es gab viel zu essen und Berge von geöffneten Geschenken.
    Es gab einen Geburtstagskuchen. Es wurden Kerzen angezündet und alle sangen.
    »Happy birthday to you. Happy birthday euch zwei!«
    »Ein Stück für mich!«
    »Ein Stück für dich!«
    Ich hatte Zuckerguss auf der Nase. Laura hatte Zuckerguss in den Haaren. Wir hatten Zuckerguss an den Fingern. Überall war Schokolade.
    »Ich kann schneller essen.«
    »Mein Stück ist größer.«
    Ich lachte. Laura lachte. Dann lachte sie nicht mehr.
    Ich lächelte. Laura lächelte. Dann lächelte sie nicht mehr.
    Ihre Hände flogen zu ihrem Gesicht hoch, das Stück Kuchen, das sie in der Hand gehabt hatte, landete auf meinem Fuß.
    Ihre Hände flogen zu ihrem Hals hoch. Jemand schrie. Jemand brüllte. Ich sah Lauras Augen flackern und dann kippte sie rückwärts auf den Boden.
    Plötzlich kamen alle schreiend auf uns zugerannt. Sie drängten sich um uns und ich konnte Lauras Gesicht nicht mehr sehen.
    Ich konnte sie nicht sehen. Ich konnte sie nicht hören. Eine Sirene heulte. Es war so laut, dass es wehtat. Der Krankenwagen. Die Tragbahre. Laura!
    Sie war verschwunden.
    Mum und Dad fuhren mit ihr, aber als sie wieder nach Hause kamen, kamen sie ohne Laura.
    Sie war verschwunden.
    »Wo ist sie?«, brüllte ich sie an. »Wo ist sie? Wo ist meine Laura?«
    Dann sagten sie es mir. Und als sie es mir sagten, wollte ich sie anschreien und anbrüllen. Ich weinte und weinte und sagte: »Ich glaub euch nicht. Geht sie holen!« Mum schluchzte los, und ich wollte sagen: »Hör auf! Sei still! Holt Laura nach Hause oder macht, dass ihr wegkommt!«
    Wir sollten Abschied nehmen. Ich wollte nicht. Ich sagte, ich würde nicht mitkommen. Ich schrie und brüllte sie an. Ich wollte mich nicht von Laura verabschieden. Sie sagten, ich sollte etwas mitnehmen. Mum sagte, ich könnte ihr etwas mitbringen. »Bring Laura etwas mit«, sagte sie. »Bring ihr etwas mit, das sie geliebt hat.«
    Ganz lange lag ich nur auf ihrem Bett und weinte so sehr, dass mein Kopf wehtat. Als sie dann losfahren wollten, musste Dad mich hochheben und zum Auto tragen, aber ich hatte noch immer meinen Lieblingsteddy in der Hand.
    Mum setzte sich mit mir nach hinten, und Oma fuhr uns dahin, wo Laura war.
    Aber als wir sie sahen, sah sie überhaupt nicht nach Laura aus. Sie war so still und blass, und ich hielt den Atem an und wartete, wünschte und hoffte, dass sie in der nächsten Sekunde, im nächsten Moment, die Augen öffnen würde.
    Es war Laura, aber sie war es auch wieder nicht, und ich ließ meinen Lieblingsteddy neben ihr liegen.
    Ich: Sie war da. Und dann war sie nicht mehr da.
    Dad: Ich weiß. Ich weiß, es ist so schnell gegangen.
    Mum hielt meine Hand mit dem Medaillon darin.
    Mum: Es war ihr Herz. Das hat nicht richtig gearbeitet. Es …
    Sie nahm meine linke Hand und hielt sie sich an die Brust.
    Mum: Es hat nicht richtig geschlagen.
    Ich spürte Mums Herzschlag. Poch, Poch, Poch.
    Dad: Und an diesem Tag hat es einfach aufgehört zu schlagen. Es konnte nicht mehr arbeiten.
    Ich setzte mich auf. Ich saß kerzengerade da und sah die beiden an.
    Ich: Es war also gar nicht ihre Schuld? Es war nicht der blöde Kuchen?
    Mum: Nein.
    Ich ging zum Regal und hob das Foto hoch.
    Ich: Entschuldige, Laura. Entschuldige, ich weiß jetzt, es war nicht deine Schuld. Entschuldige, und du fehlst

Weitere Kostenlose Bücher