Mein Herz und deine Krone
über den Namen ihres gemeinsamen Sohnes sprachen – hypothetisch, wie Andreas damals geglaubt hatte. Und dann hatte er sie verlassen, um in sein angestammtes Leben zurückzukehren …
Und wie es aussah, hatte er auch seinen Sohn im fernen Australien zurückgelassen – Adam Andreas Cavanagh. Daran bestand für Andreas kein Zweifel, denn Holly war Jungfrau gewesen, als sie beide ein Paar wurden.
„Dann scheine ich ja einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben“, hatte er den lauernden Reportern in scherzhaftem Ton erklärt. „Wenn Holly sogar einem ihrer Söhne meinen Namen gegeben hat. Wahrscheinlich verirren sich doch nicht so viele Prinzen ins Outback. Ich hoffe nur, der Vater des Kleinen ist deswegen nicht beleidigt.“
Damit hatte er das Misstrauen der Pressemeute besänftigen wollen, aber angesichts der hämischen Gesichter hegte Andreas ernsthafte Zweifel, ob es ihm tatsächlich gelungen war.
Einen Skandal dieser Art könnte das Königshaus Karedes in seinem derzeitig angeschlagenen Zustand kaum verkraften. Das wusste natürlich auch die Journaille und suchte deshalb intensiver denn je nach der sprichwörtlichen Leiche im Keller des königlichen Palastes.
Holly bedeutete also in jedem Fall Ärger. Wenn er daran zurückdachte, wie sie sich schon bei ihrer Ankunft dermaßen gewehrt hatte, nur weil ihr die Art und Weise nicht behagte, wie sie hierhergebracht wurde! Ob sie überhaupt die leiseste Ahnung davon hatte, dass sie mit ihrem verrückten Gehabe den Thron von Aristo gefährdete?
Andreas steuerte auf die letzte Düne zu, die ihn von dem Strand trennte, an den sich Holly, laut Sofia, zurückgezogen haben sollte. Als er über die Kuppe schauen konnte, blieb er wie angewurzelt stehen.
Holly lag keine zehn Meter von ihm entfernt auf dem Bauch und trug nichts weiter als ein winziges knallrotes Bikinihöschen. Auf die Ellenbogen gestützt, kehrte sie ihm halb den Rücken zu und las. Andreas schluckte trocken, als er von der Seite die sanfte Kurve ihrer Brust sah. Die hellen Locken fielen auf die gebräunten Schultern herab. Das Haar war noch feucht. Offensichtlich hatte sich Holly ein Bad im Meer gegönnt.
Sie wirkte so … frei und ungebunden. Auf eine Weise, wie er selbst es noch nie verspürt hatte und wie er es nie sein würde. Und sie war wunderschön.
Der eisige Knoten von Wut, Frust und Anspannung, der sich seit Wochen in seiner Brust gebildet hatte, löste sich von einer Sekunde zur anderen auf. Einfach so. Stattdessen überflutete ihn ein anderes Gefühl. Eine Mischung aus Sehnsucht und Leichtigkeit, die ihn derart aufrüttelte, dass es Andreas schwerfiel, auf seinem Platz zu verharren.
Holly hatte seine Anwesenheit noch nicht bemerkt. Er könnte einfach zu ihr heruntergehen und sich neben sie auf den warmen Sand legen. So dicht, dass sich ihre Körper berührten. Sie in seine Arme nehmen und all die langen, schrecklichen Jahre vergessen lassen, in denen sie voneinander getrennt waren …
Richtig, genau darum ging es. Die Jahre, in denen er mit einer anderen verheiratet gewesen war, und Holly sein Kind verloren hatte.
Er war hierhergekommen, um den Schaden einzugrenzen, den diese Tatsache seiner Familie und dem Thron von Aristo zufügen konnte. Weiter nichts.
„Besser, du ziehst dir etwas über“, knurrte Andreas und beobachtete voller Genugtuung, wie Holly angesichts der barschen Aufforderung erschreckte und dann schützend die Arme vor der nackten Brust kreuzte. Rasch griff sie nach ihrem Bikinioberteil und hielt es sich vor, aber nicht schnell genug, dass der Prinz nicht sehen konnte, was sie so hastig zu verbergen suchte.
Holly war heute fast zehn Jahre älter als bei ihrer letzten Begegnung. Sie hatte jetzt den Körper einer Frau, mit weichen, verlockenden Kurven, die einen Mann …
„Was hast du hier zu suchen?“, fauchte sie ihn an und riss ihn damit aus seinen erotischen Fantasien. Mit einer energischen Bewegung wickelte sie sich nun auch noch das neben ihr liegende Handtuch um den Oberkörper, und Andreas konnte gerade noch einen enttäuschten Seufzer unterdrücken.
„Mir gehört die Insel“, entgegnete er kühl und wartete auf eine weitere heftige Reaktion, doch nichts kam. Also sprach er weiter: „Ich muss mit dir reden. Nur deshalb habe ich dich hierhergebracht.“
„Du hättest mich anrufen können. Wir leben schließlich nicht mehr im Mittelalter.“
„Nein“, gab er zu. „Aber ein Telefon kann abgehört werden.“
„Deins?“
„Deins.“
Holly
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