Mein Herz und deine Krone
Doch Heirat bedeutet für jeden etwas anderes. Meine erste Frau Christina und ich sind seit unserer Geburt dazu erzogen worden, ein öffentliches Leben zu führen, Holly nicht. Und deshalb wäre es unfair, es jetzt von ihr zu verlangen.“
„Wann gehen Sie denn nach Australien zurück?“, wandte sich einer der Reporter direkt an Holly.
„Das ist noch nicht entschieden“, antwortete Andreas für sie. „Im Vorfeld gilt es noch eine Menge zu bedenken. Aber wir werden es Sie wissen lassen.“
„Werden Sie bis dahin Ihre Funktion als Mitglied des Königshauses erfüllen?“
„Das wird sie selbstverständlich“, übernahm der Prinz erneut die Regie.
Verdammt, was passiert hier eigentlich?, fragte Holly sich verstört und zunehmend ungehalten. Wie eine stumme Marionette stand sie neben ihrem frisch angetrauten Ehemann und ließ ihn für sie antworten, als hätte sie selbst keinen Mund!
„Und wie esse ich morgens mein Porridge?“, platzte es aus ihr heraus, ehe sie es verhindern konnte.
„Wie bitte?“ Irritiert schaute Andreas sie an. Jeder starrte sie plötzlich an.
„Verrate es doch bitte der Presse“, forderte sie ihn mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme auf und fühlte, wie sich heiße Wut in ihr ausbreitete.
„Wir verstehen nicht ganz“, meldete sich einer der Reporter.
„Ich bin der Meinung, wenn jemand etwas von mir persönlich wissen will, sollte ich die Antwort sinnvollerweise auch selbst geben“, wandte sich Holly direkt an die Presseleute. „Also, erstens … ich werde nach Australien zurückgehen, wenn ich mich dafür entscheide. Ich bin nicht zur königlichen Prinzessin geboren? Das hört sich ja so an, als wenn ich aus einer falschen Zucht stamme. Verzeih, mein Liebster …“, wandte sie sich mit einem zuckersüßen Lächeln an ihren Mann. „Ich weiß, als königliche Braut sollte ich mich lieber im Hintergrund halten und meinen Gatten für mich sprechen lassen, aber, wie du selbst gesagt hast, ich bin eben keine echte Prinzessin, sondern einfach nur ich. Und nachdem das geklärt ist, sollten wir die Presse nicht länger aufhalten …“
Er war wütend. Nicht einfach nur verärgert, sondern absolut in Rage. Andreas saß neben seiner Frau auf dem Rücksitz der riesigen schwarzen Limousine und starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Und Holly starrte sauer zurück. Dass ihr Herz wie verrückt im Hals klopfte, konnte Andreas zum Glück nicht sehen.
„Als Frau eines Prinzen hast du in der Öffentlichkeit im Hintergrund zu bleiben!“
„Tatsächlich? Wie soll ich das wissen? Ich bin ja nur eine Bürgerliche!“
„Holly, mach dich nicht lächerlich, du bist meine Frau und eine Prinzessin …“
„Aber nicht von Geburt, wie du mich selbst erinnert hast.“
„… und als solche hast du dich demütig, zurückhaltend und respektvoll zu erweisen“, fuhr er unbeirrt fort.
„Dir gegenüber?“
„Natürlich, ich bin dein Mann.“
„Ich dachte, du seiest mehr als das“, sagte Holly langsam. „Ich dachte, du wärst mein Liebhaber.“
„Auf der Insel, ja. Nicht hier. Auf Aristo hast du dich den Gesetzen meiner Familie zu unterwerfen. Und das bedeutet unter anderem, dich schweigend im Hintergrund zu halten.“
Sekundenlang sah sie ihn nur ausdruckslos an. „Ich kann mich nicht erinnern, dass im Ehegelöbnis etwas Derartiges vorkam.“
Andreas begegnete ihrem starren Blick mit einem gezwungenen Lächeln. „Hör zu, Holly, ich weiß nicht, wie lange Sebastian deine Anwesenheit hier als notwendig erachtet, aber …“
„Sebastian! Schon wieder Sebastian! Also bestimmen nicht wir, wie lange unsere Ehe hält, willst du damit sagen?“
„Er ist der zukünftige König“, erinnerte Andreas sie steif.
„Ha!“, machte Holly und sah, wie sich ihr Mann noch mehr versteifte.
„Dir steht es frei zu gehen.“
„Wenn Sebastian es mir gestattet?“
„So ist es.“
„Und du hast in der Sache nichts zu sagen?“
Langsam wurde er ungeduldig. „Holly, dies war nie als richtige Ehe gedacht, wie du selbst weißt. Ich habe königliche Pflichten, denen ich mich nicht entziehen kann, und du … du bringst es nicht einmal fertig, dich für einen Pressetermin dezent im Hintergrund zu halten!“
„Tja, so sieht es wohl aus …“, sagte sie bedächtig.
Andreas stöhnte innerlich auf. Er wollte das Richtige tun, doch wie er es auch anpackte und wem er es auch recht zu machen versuchte, die ganze verkorkste Angelegenheit schien nur noch komplizierter und
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