Mein Herzenswunsch ein Baby
Kinderwunsch die Menschen krank macht, ist es besser, ihn loszulassen.
Fallbeispiel: Frau D. und ihr Partner gaben nach vier Jahren Kinderwunschbehandlung auf. Sie hatten es zunächst mit zwei IVF-Versuchen
(In-vitro-Fertilisation, also eine „künstliche Befruchtung im Glas“) und vier ICSI-Behandlungen in Deutschland versucht, dann noch einmal viermal im Ausland mit ICSI. Die Abkürzung ICSI steht für „Indikationen für Intrazytoplasmatische Spermieninjektion“ und ist eine Behandlung, die dann eingesetzt wird, wenn die Spermienqualität nicht ausreicht, um ein Kind zu zeugen. Dazwischen lagen immer wieder Zeiten der Regeneration und des Geld-Ansparens für einen neuen Versuch.
Frau D. kam zu mir, als ihre Entscheidung fürs Ausland gefallen war. Doch auch dort war jede Behandlung zum Scheitern verursacht. Nach einem halben Jahr Pause wollten sie es noch ein letztes Mal versuchen. Als dann dieser Versuch ebenfalls scheiterte, gaben sie und ihr Mann es auf.
Ein Jahr später wurde Frau D. plötzlich auf ganz natürlichem Weg schwanger. Diese Schwangerschaft grenzte tatsächlich an ein Wunder. Es war besonders erfüllend zu erleben, dass alles gut ging und die Schwangerschaft ohne Komplikationen verlief.
Der schmerzhafte Abschied vom Kinderwunsch
Ist die Entscheidung endgültig gefallen, fühlen sich viele Kinderwunschpaare erst einmal völlig leer. Sie sind seelisch und manchmal auch körperlich einfach komplett am Ende. Die Leere ist dann ein Zeichen des Ausgebranntseins, der Erschöpfung und Orientierungslosigkeit. Denn noch ist kein neuer Lebensweg in Sichtweite, der eine neue Erfüllung verspricht. Die
Erleichterung und damit eine gewisse Leichtigkeit, die sich manchmal direkt nach einer endgültigen Entscheidung einstellt, macht oftmals schnell einer neuen Schwere Platz, die sich wie ein Kloß auf das Gemüt legt – und zwar genau dann, wenn einem die Endgültigkeit der Entscheidung bewusst wird. Alles fühlt sich dann wund und schmerzhaft an.
Manchen Paaren tut es in so einer Situation gut, sich eine gemeinsame Auszeit zu gönnen und Urlaub zu machen. Oder sich erst recht mit wichtigen Aufgaben abzulenken
und sich vehement in die Arbeit zu stürzen.
Ich empfehle meinen Kinderwunschpaaren, ein gemeinsames Ritual des Loslassens und des Abschieds vom Kinderwunsch zu zelebrieren. Auch wenn so ein Ritual schmerzhaft ist, hilft es, den Abschied bewusst zu machen und innerlich die Sehnsucht nach einem Kind loszulassen. Jeder Abschied ist schmerzhaft, und es wäre ungut, diesen Schmerz nicht zuzulassen und zu verdrängen. Ein bewusst zelebrierter Abschied ist wie ein Meilenstein auf dem Lebensweg. Er macht bewusst, dass nun der Zeitpunkt gekommen ist, die Weichen im Leben neu zu stellen, andere Schwerpunkte zu setzen. Dem Lebensweg eine neue Richtung zu verleihen, steht jetzt an. Jetzt macht es auch Sinn, gemeinsam ein Ritual zum Loslassen zu zelebrieren. Das einfachste Ritual ist ein gemeinsam gesprochenes Gebet.
Übung/Ritual: Entzünden Sie eine Kerze, halten Sie sich an den Händen oder nehmen Sie sich in die Arme. Wie wenn Sie bei einer Fehlgeburt Abschied nehmen müssen, ist das Loslassen Ihres Kinderwunsches sicherlich mit Tränen und starken Emotionen verbunden. Kein Abschiedsritual ist einfach, weil es alles noch einmal ins Bewusstsein rückt, den ganzen Schmerz, all die gescheiterten Bemühungen, die zerbrochenen Hoffnungen und unerfüllten Wünsche.
Schreiben Sie sich die Worte auf, die Sie miteinander sprechen wollen.
Das kann dann zum Beispiel so aussehen: „Es ist Zeit, Abschied von dir zu nehmen, Seelenkind. Wir wären gerne deine Eltern geworden, aber es soll wohl nicht sein, dass wir zu dir finden und du zu uns. Es hat nicht sein sollen. Denn es war nicht unsere Zeit. So lassen wir den Herzenswunsch nach dir jetzt los und wünschen uns einen neuen Weg des Friedens und der Freude für uns. Wir werden in die Zukunft blicken und einen neuen Schritt wagen, bereit, das Leben anzunehmen, wie es ist. Auf uns wartet ein Neuanfang und wir schreiten auf unserem Lebensweg weiter voran.
Aufbruch zu neuen Ufern
Und was kommt jetzt?
Sie haben den Wunsch nach einem Kind losgelassen, aber der neue Weg im Leben ist noch nicht in Sicht? Wahrscheinlich stecken Sie mitten im Berufsstress und geben dort Ihr Bestes. Vielleicht erleiden Sie aber auch erst einmal eine Art inneren und äußeren Zusammenbruch. Sie können einfach nicht mehr, benötigen einen Tapetenwechsel, eventuell therapeutische
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