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Mein ist der Tod

Mein ist der Tod

Titel: Mein ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Heidenreich
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sein ganzes Leben noch einmal erklären, und Herr Swoboda weiß schon viel von mir. Aber ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie sozusagen sein Schüler sind! Und er hat gesagt, Sie haben ihm schon zwei Mal das Leben gerettet! Da sind Sie mir natürlich willkommen. Nachher gibt es frischen Apfelkuchen, Dorina macht ihn wunderbar!
    Ich hätte gern auch mit Frau Mboge und mit Herrn Korell gesprochen, sagte Törring, sind sie denn im Haus?
    Nein. Freya schien sich über seine Frage zu wundern.
    Aminata geht spazieren, sie war heute morgen in der Redaktion der Zeitung und dann hat sie angerufen. Und Günther ist, glaube ich, noch unterwegs beim Einkaufen. Aber beide haben ja von dem Überfall gar nichts mitbekommen!
    Später!, bestätigte Frau Radványi, später ist sich Frau Aminata gekommen und hat mir Pantoffel gebracht, und der junge Mann war an seinem Fenster offen und hat gerufen, was ist los. Ich habe nur gemacht ein Geschrei. So ist gewesen, ich möchte sagen, es war grausam. Was bricht ein in mein Haus dieser Mann? Für was mördert er? Ich bin nicht reich! Nicht böse! Was glaubt er für eine Einbildung? Hat er Hass auf Ungarn? Szent Boldogasszony!
    Da alle schwiegen und sie anblickten, begriff sie, dass keiner den Ausruf verstanden hatte, und übersetzte: Das ist Heilige Muttergottes.
    Swoboda trank still seinen Kaffee und beschränkte sich darauf, die Gesichter von Freya und Dorina zu beobachten. Er wollte sich bewusst nicht in Törrings Befragung einmischen und behielt sein Gefühl für sich, dass etwas an diesem angeblichen Einbruch nicht stimmte – kein Einbrecher trägt ein Schwert mit sich herum – und dass keineswegs klar war, wen der Täter töten wollte.
    Seine Nase sagte ihm: Die Pflegerin hatte den ursprünglichen Plan durcheinandergebracht. Außer ihr war nur Aminata im Kutscherhaus. Folglich ging es um sie, es war ein misslungener Mordanschlag. Aber war es derselbe Täter, der die drei anderen Frauen geköpft hatte? Oder spielte da einer mit der Serie und hatte ganz andere Gründe?
    Rüdiger Törring zog ein gefaltetes Blatt Papier aus der Innentasche seines grauen Jacketts, öffnete es und legte es vor Freya auf den Tisch.
    Das hat heute morgen im Briefkasten des Polizeipräsidiums gelegen. Sie können es ruhig anfassen, es ist eine Kopie, das Original ist bereits untersucht, keinerlei Spuren.
    Freya Paintner nahm den Zettel auf, las, ihre Hände zitterten leicht, als sie ihn zurücklegte.
    Swoboda konnte die Schrift von seinem Platz aus lesen. In fetten Druckbuchstaben stand auf dem Blatt: Weg mit der Niggerschlampe! Zurück in der Kral! Oder es passiert was!
    Der Einbruch im Kutscherhaus war kein Einbruch, fuhr Törring fort. Es war vermutlich ein Mordversuch. Aber nicht an Ihnen, Frau Paintner, auch nicht an Frau Radványi, sondern an Aminata Mboge. Da bin ich mir ziemlich sicher. Ob es der Frauenmörder war, nach dem wir suchen – ich habe da meine Zweifel. Diesen Drohbrief hier halte ich für ein Ablenkungsmanöver. Jemand will, dass wir glauben, es gäbe in der Stadt eine, sagen wir, rassistische Gegenstimmung gegen Frau Mboge. Ich habe aber einen ganz anderen Verdacht: Frau Paintner, sehe ich das richtig, dass es nach dem Tod Ihrer Nichte Iris nur noch eine Person gibt, die man zur leiblichen Nachkommenschaft der Paintners zählen kann, nämlich Aminata Mboge?
    Ja, sagte Freya leise.
    Folglich ist sie die Erbin der Firma, ja?
    Ja, sie und mein Adoptivsohn Günther.
    Törring senkte seine Stimme. Frau Paintner, ich muss Sie jetzt etwas fragen, was ich lieber nicht fragen würde: Trauen Sie einem Mitglied Ihrer Familie zu, Aminata Mboge zu ermorden oder ermorden zu lassen?
    Nein! Freya hielt nach ihrem spontanen Ausruf den Atem an, dachte nach und schloss die Augen.
    Er hat schon einmal getötet, sagte sie tonlos. Aber jetzt? Nein. Ich weiß es nicht.
    Sie blickte hilfesuchend zu Swoboda. Ich kann leider von meinem Bruder Gernot nicht sagen, wozu er fähig oder nicht fähig ist. Helmut? Nein, ausgeschlossen. Und Martin ist ein Angsthase, der kommt nicht mal auf die Idee.
    Und Herr Korell?
    Günther? Sie lachte. Was sollte der für ein Interesse haben? Ausgeschlossen. Außerdem war er oben im Haus. Wo bleibt denn Aminata?
    In Gedanken klopfte Swoboda Törring auf die Schulter.
    Sie haben gesagt, sie sei spazieren gegangen.
    Ja, aber das ist lang her!
    Swoboda neigte sich vor zu ihr: Jetzt haben wir Ihnen Angst gemacht, Freya, keine Sorge, sie wird bestimmt bald auftauchen. Ich glaube, sie

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