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Mein Katalonien

Titel: Mein Katalonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Orwell
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wurde.« Er führte noch andere Fälle illegaler Verhaftung durch die Polizei an. Irujo erklärte ebenfalls, die Polizei sei »quasi unabhängig« geworden und stünde in Wirklichkeit unter der Kontrolle ausländischer kommunistischer Elemente. Prieto deutete der Delegation offen an, daß die Regierung es sich nicht leisten könne, die kommunistische Partei zu beleidigen, solange die Russen Waffen lieferten. Als eine andere Delegation unter der Führung des Unterhausabgeordneten John McGovern im Dezember nach Spanien reiste, erhielt sie ziemlich die gleiche Antwort wie zuvor. Ja, der Innenminister Zugazagoitia wiederholte Prietos Andeutungen noch klarer. »Wir erhielten Hilfe von Rußland und mußten bestimmte Maßnahmen zulassen, die uns nicht gefielen.« Es mag interessant sein, zur Illustration für die Unabhängigkeit der Polizei zu erfahren, daß selbst McGovern und seine Begleiter mit einem vom Direktor der Gefängnisse und vom Justizminister unterschriebenen Befehl keinen Zutritt zu den von der kommunistischen Partei in Barcelona unterhaltenen »geheimen Gefängnissen« erhielten 1 .
    1 Für Berichte über die zwei Delegationen vergleiche: Le Populaire (7. September), La Fleche (18. September), Bericht über die Maxton-Delegation, veröffentlicht durch Independent News [219, Rue St-Denis, Paris) und das Heft von McGovern, Terror in Spanien.
    Ich glaube, das genügt, um die Sache zu klären. Die Anschuldigung, die P.O.U.M. habe Spionage getrieben, beruhte allein auf den Artikeln der kommunistischen Presse und der Tätigkeit der von den Kommunisten kontrollierten Geheimpolizei. Die Anführer der P.O.U.M. und Hunderte oder Tausende ihrer Anhänger sind immer noch im Gefängnis, während die kommunistische Presse seit sechs Monaten nicht aufhört, die Hinrichtung der »Verräter« zu fordern. Aber Negrin und die anderen haben sich nicht einschüchtern lassen und weigerten sich, ein generelles Massaker der »Trotzkisten« durchzuführen. Man muß es ihnen hoch anrechnen, daß sie das nicht getan haben, wenn man den Druck berücksichtigt, der auf sie ausgeübt worden ist. Angesichts dessen, was ich oben zitiert habe, fällt es sehr schwer zu glauben, daß die P.O.U.M. wirklich eine faschistische Spionageorganisation war. Es sei denn, man glaubt auch, daß Maxton, McGovern, Prieto, Irujo, Zugazagoitia und alle anderen von den Faschisten bezahlt werden.
    Nun noch ein Wort zu der Anschuldigung, die P.O.U.M. sei »trotzkistisch«. Das ist ein Wort, mit dem man sehr freizügig um sich wirft und das in einer Art und Weise gebraucht wird, die äußerst irreführend ist und oft irreführen soll. Es lohnt sich, ein wenig Zeit auf die Defnition zu verwenden. Das Wort Trotzkist wird gebraucht, um drei voneinander verschiedene Dinge zu bezeichnen:
    1. Jemand, der, wie Trotzki, »Weltrevolution« statt »Sozialismus in einem einzelnen Land« befürwortet, oder etwas allgemeiner, ein revolutionärer Extremist;
    2. ein Mitglied der Organisation, deren Anführer Trotzki ist;
    3. ein verkappter Faschist, der sich als Revolutionär ausgibt und als Saboteur in der UdSSR wirkt, der überhaupt versucht, die Kräfte der Linken zu zersplittern und unterminieren.
    Nach der Defnition Nummer eins könnte man wahrscheinlich die P.O.U.M. trotzkistisch nennen, genauso aber auch die englische I.L.P. die deutsche S.A.P. die Linkssozialisten in Frankreich und so weiter. Aber die P.O.U.M. hatte keine Verbindung mit Trotzki oder der trotzkistischen Organisation (»Bolschewistische Leninisten«). Als der Krieg ausbrach, unterstützten die nach Spanien gekommenen ausländischen Trotzkisten (etwa fünfzehn oder zwanzig) zunächst die P.O.U.M. ohne Parteimitglieder zu werden. Die P.O.U.M. war einfach die Partei, die ihren eigenen Ansichten am nächsten stand. Später befahl Trotzki seinen Anhängern, die Politik der P.O.U.M. anzugreifen, und die Trotzkisten wurden aus den Parteiämtern entfernt, obwohl einige in der Miliz blieben. Nin, der nach Marins Gefangennahme durch die Faschisten die Führung der P.O.U.M. übernommen hatte, war früher einmal ein Sekretär Trotzkis gewesen. Aber er hatte ihn ein paar Jahre vorher verlassen und die P.O.U.M. durch die Verschmelzung verschiedener oppositioneller, kommunistischer Gruppen mit einer ehemaligen Partei, dem Arbeiter- und Bauern-Block, gebildet. Die ehemalige Verbindung Nins mit Trotzki wurde von der kommunistischen Presse benutzt, um zu zeigen, daß die P.O.U.M. wirklich trotzkistisch sei. In der gleichen

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