Mein Katalonien
Weise könnte man beweisen, daß die englische kommunistische Partei in Wirklichkeit eine faschistische Organisation ist, weil Mr. John Strachey früher Verbindung zu Sir Oswald Mosley hatte.
Nach der Defnition Nummer zwei, der einzig exakten Defnition des Wortes, war die P.O.U.M. bestimmt nicht trotzkistisch. Es ist wichtig, diese Unterscheidung zu machen, da die Mehrheit der Kommunisten es als selbstverständlich annimmt, daß ein Trotzkist der zweiten Defnition auch immer ein Trotzkist entsprechend der dritten Defnition ist; das heißt, die ganze trotzkistische Organisation ist einfach ein faschistischer Spionageapparat. Das Wort »Trotzkismus« wurde erst zur Zeit der russischen Spionageprozesse allgemein bekannt. Seit damals ist die Bezeichnung »Trotzkist« praktisch gleichbedeutend mit der Bezeichnung »Mörder«, »agent provocateur« und so weiter. Gleichzeitig steht jeder, der die kommunistische Politik nach einem linksgerichteten Gesichtspunkt kritisiert, in Gefahr, als Trotzkist verschrien zu werden. Wird damit also behauptet, daß jeder, der dem revolutionären Extremismus huldigt, von den Faschisten bezahlt wird?
In der Praxis legt man es jedenfalls je nach den Umständen aus. Als Maxton, wie ich oben erwähnte, mit seiner Delegation nach Spanien ging, brandmarkten Verdad, Frente Rojo und andere spanische kommunistische Zeitungen ihn sofort als einen »trotzkistischen Faschisten«, einen Spion der Gestapo und so weiter. Aber die englischen Kommunisten hüteten sich, diese Anschuldigung zu wiederholen. In der englischen kommunistischen Presse ist Maxton nur ein »reaktionärer Feind der Arbeiterklasse«, das ist gerade so unbestimmt, wie man es braucht. Der Grund hierfür liegt selbstverständlich in der einfachen Tatsache, daß mehrere harte Lektionen der englischen kommunistischen Presse eine gesunde Furcht vor dem Gesetz gegen Verleumdung eingefößt haben. Daß die Anschuldigung in einem Lande, wo man sie vielleicht beweisen muß, nicht wiederholt wurde, ist ein ausreichender Beweis dafür, daß sie eine Lüge war.
Es mag den Anschein haben, als hätte ich die Anschuldigungen gegen die P.O.U.M. ausführlicher als nötig erörtert. Im Vergleich zu dem ungeheuren Elend eines Bürgerkrieges mag dieser mörderische Parteienstreit mit seinen unvermeidlichen Ungerechtigkeiten und falschen Anschuldigungen trivial erscheinen. Das ist aber in Wirklichkeit nicht so. Ich bin der Ansicht, daß derartige Verleumdungen, Pressekampagnen und die Denkgewohnheiten, die sich in ihnen manifestieren, der antifaschistischen Sache einen äußerst tödlichen Schaden zufügen können.
Wer sich mit der Materie befaßt hat, weiß, daß diese kommunistische Taktik der Bekämpfung politischer Gegner mit aufgebauschten Anschuldigungen nichts Neues ist. Heute heißt die Parole »trotzkistischer Faschist«, gestern lautete sie »sozialistischer Faschist«. Es ist erst sechs oder sieben Jahre her, daß in den russischen Staatsprozessen »bewiesen« wurde, daß die Anführer der Zweiten Internationale, einschließlich Leon Blums und prominenter Mitglieder der britischen Labour-Partei, eine riesige Verschwörung zur militärischen Invasion der UdSSR ausheckten. Aber heute sind die französischen Kommunisten glücklich, Blum als Führer anzuerkennen, und setzen die englischen Kommunisten Himmel und Hölle in Bewegung, in die Labour-Partei hineinzukommen. Ich bezweifle, ob sich das auszahlt, wahrscheinlich tut es das nicht einmal für die Auseinandersetzung mit einer Splittergruppe. Es gibt jedoch keinen Zweifel darüber, wieviel Haß und Zwiespalt die Anschuldigung »trotzkistischer Faschist« verursacht. Überall werden die einfachen Kommunisten verführt, eine sinnlose Hexenjagd auf »Trotzkisten« zu veranstalten. Parteien wie die P.O.U.M. werden in die völlig unfruchtbare Position zurückgetrieben, als rein antikommunistische Parteien zu gelten. Schon zeigt sich der Anfang einer gefährlichen Spaltung in der Weltarbeiterbewegung. Noch ein paar Verleumdungen überzeugter Sozialisten, noch einige Intrigen, wie die Anschuldigungen gegen die P.O.U.M. und die Spaltung wird unüberbrückbar sein. Die einzige Hoffnung besteht darin, die politische Auseinandersetzung auf einer Ebene zu halten, auf der eine erschöpfende Diskussion möglich ist. Es besteht ein echter Gegensatz zwischen den Kommunisten und denjenigen, die links von ihnen stehen oder diese Position beanspruchen. Die Kommunisten behaupten, der Faschismus könne durch ein
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