Mein Leben als Superagent
Normalerweise hat sie in den Pensions-Käfigen nur Hunde und Katzen, aber als ich diesmal nach hinten gehe, entdecke ich zu meiner Überraschung einen Affen.
Assistentin
»Das ist Pedro. Er ist ein Kapuzineraffe, der als Begleittier für Rollstuhlfahrer ausgebildet wurde. Er lebt bei einer guten Freundin von mir, die gerade nach Venice Beach gezogen ist.«
»Er trägt eine Windel!«
»Klar, damit alles sauber bleibt.«
»Und was macht er so im Haus?«
»Alles Mögliche. Das Training der Affen beginnt, wenn sie noch ganz jung sind. Sind wirklich tolle Begleiter.«
Begleiter
Und plötzlich verwandelt sich ein langweiliger Bei-Mom-in-der-Praxis-Tag in ein Füllhorn voller ungeahnter Möglichkeiten und Abenteuer.
Aber schon stellt Mom ihre Spaßverderber-Fühler auf. »Pedro ist zwar ausgebildet, aber er ist und bleibt ein Affe, und Affen beißen manchmal. Also komm bloß nicht auf dumme Ideen.« Sie erklärt mir, dass sie normalerweise keine Affen als Patienten hat, aber weil sie während des Studiums jede Menge Erfahrung mit exotischen Tieren gesammelt hat, könne sie ihrer Freundin jetzt prima helfen. Dann scheucht sie mich von dem Kapuzineraffen wegund sagt, ich soll dem Cockerspaniel nebenan die Krallen schneiden. Das hab ich schon öfter gemacht. Ich weiß, wie man einen Hund mit der Leine auf dem Tisch festmacht, sodass er nicht herumstrampeln kann. Ich weiß sogar, wie viel man von der Kralle abknipsen darf, um nicht das Blutgefäß darin zu verletzen.
Fühler
Aber während ich den Cockerspaniel versorge, kreisen meine Gedanken weiter um Pedro. Ich stelle mir vor, Mom geht in der Mittagspause etwas essen, ich hole den Affen aus dem Käfig, rufe Matt an, und dann schauen wir uns gemeinsam Actionfilme an, während Pedro unsere Hausarbeiten erledigt. Als er fertig ist, setzt er sich zwischen uns auf die Couch und flippt jedes Mal aus, wenn im Film eine Explosion kommt. Wir fahren sogar mit ihm auf der Straße Skateboard,er springt abwechselnd mal auf mein Board, mal auf Matts. Aber mein echter Vormittag sieht viel langweiliger aus: Ich knipse dem Cockerspaniel die Krallen ab, während Pedro sich immer mal wieder kratzt.
abwechselnd
Nachdem ich alle Haare vom Boden gefegt und alle Hundeherzwurm-Tabletten weggeräumt habe, beschließe ich, dass Pedro und ich ein bisschen frische Luft brauchen. Mom versorgt in einem der Behandlungszimmer gerade eine Katze, die das Armband ihrer Besitzerin verschluckt hat. Ich mache Pedros Käfig auf und setze mir den Affen auf die Schulter. Er ist überraschend leicht, klettert auf meinen Kopf hoch und bleibt still dort sitzen, während ich durch die Hintertür zu unserem Haus nebenan schleiche. Dads Auto ist nicht da, Pedro und ich haben das Haus also ganz für uns alleine.
Um Pedros Umgang mit dem Mikrowellengerät zu testen, breche ich einen Schokoriegel in Stücke und kippe die dann in eine Schüssel, so können wir nachher Erdbeeren in geschmolzene Schokolade tunken. Aber Pedro futtert die Schokolade auf, ohne sich überhaupt die Mühe zu machen, die Mikrowelle zu benutzen. Ob die Frau aus Venice Beach Mom angelogen hat, was Pedros Fähigkeiten im Haushalt angeht?
Ich beschließe, dass der Affe auch mal Spaß erleben muss, statt immer nur zu arbeiten. Ich stöbere mein altes Cowboy-Kostüm im Keller auf, steche ein neues Loch in den Pistolengürtel und binde den dann Pedro um. Er nimmt den Cowboyhut vom Küchentresen und setzt ihn auf, als hätte er nur auf eine solche Gelegenheit gewartet. Wahrscheinlich guckt er immerWesternfilme mit seiner Besitzerin, jedenfalls holt er die Spielzeugpistolen aus den Halftern und schleudert sie herum, als käme er gerade aus einem alten Saloon. Bodi kommt durch die Hundeklappe rein und fängt wie ein Irrer an zu bellen, als er Pedro sieht.
Irrer
»Komm mal wieder runter«, sage ich. »Ihr zwei werdet bestimmt super Freunde.« Ich hebe Pedro hoch und setze ihn rittlings auf Bodis Rücken. Entweder Bodi will Pedro abschütteln oder aber er will mitspielen, jedenfalls stürmt er wie wild durchs Haus, und Pedro klammert sich an seinem Halsband fest, als ginge es um Leben und Tod. Bodi kläfft, Pedro kreischt. Ich fange auch an zu schreien und greife mir die Pistole, die Pedro fallen gelassen hat. Zu dritt rasen wir durchs Haus – bis ich plötzlich meine Mutter auf der Türschwelle erblicke.Ihr Gesichtsausdruck ist furchterregender als bei jeder Schauspielerin in Dads Horrorfilmen.
kreischen
Als Mom Bodi beim Halsband packt,
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