Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie
stürze mich jetzt voller Elan in den Englisch-, Schauspiel- und Aussprache-Privatunterricht.« Aber ich hatte keinerlei Interesse daran, in das Territorium der »echten« Schauspieler einzudringen. Ich ging ja sowieso schon etlichen Leuten in der Filmindustrie gehörig auf die Nerven.
Apropos, da fällt mir eine unglaubliche Geschichte ein, die mir in Paris widerfahren ist. Meine Frau und ich waren zu einer mondänen Kino-Gala eingeladen worden und fanden uns an einem Tisch mit Catherine Deneuve und Gérard Depardieu wieder. Die Deneuve, die ebenso wunderschön wie sie versnobt war, unterhielt sich den ganzen Abend lang mit ihrem Kollegen und Landsmann und ignorierte uns und die anderen ausländischen Gäste am Tisch voll und ganz. Dazu gehörte auch der Afroamerikaner Brock Peters, der in Vier für ein Ave Maria mitgespielt hatte. Ungeachtet dessen, dass wir direkt neben ihr saßen und mit meine Frau perfekt französisch spricht (und übrigens auch russisch) und daher jedes Wort der Unterhaltung von Deneuve und Depardieu verfolgen konnte, waren wir für die beiden schlicht und ergreifend Luft.
Depardieu und die strahlende Deneuve wurden auf die Bühne gerufen, und die Anwesenden spendeten ihnen einen donnernden Applaus; dann wurde Bud Spencer aufgerufen, und auch ihm schenkten die Gäste stehende Ovationen. Auch wenn sie nicht besonders anspruchsvoll waren, hatten meine Filme, sowohl die Soloprojekte als auch die im Duo mit Terence, in Frankreich großen Erfolg.
Manche Schauspieler gehen so weit, an den von ihnen gespielten Rollen wirklich zu leiden, und mögen ja zu Recht etwas verstimmt sein, wenn sie dann einen Abend mit jemandem verbringen müssen, der so gar nicht »leidet«, außer vielleicht wenn er Hunger hat. Aber nicht alle benehmen sich so - es gibt auch Schauspieler, die genug Größe besitzen, dass sie überhaupt nicht den Drang verspüren, den Snob zu spielen: beispielsweise Jane Fonda, mit der ich unlängst bei Unesco-Gala an einem Tisch saß und die nicht nur den gesamten Abend an meiner Seite blieb, um nett mit mir zu plaudern, sondern die mir auch das Sushi, das ich nicht essen wollte, von meinem Teller stibitzte.
Sie war es auch, die mir von einem Buch von William Goldman - dem Autor von Der Marathon-Mann - erzählte, in dem irgendwo steht, dass Bud Spencer berühmter als Paul Newman sei.
Na, und wenn das die Fonda sagt ...
Nochmal zum Thema Regie
Viele fragen mich, weshalb ich eigentlich angesichts der Erfahrungen, die ich - ob ich nun wollte oder nicht – im Laufe der Jahre gesammelt habe, mich selbst in die Rolle des Regisseurs geschlüpft bin. Aber wenn ich schon als »Schauspieler« stets dazu tendierte zu improvisieren, um mich nicht zu langweilen - wie sollte ich dann jemals die Gewissenhaftigkeit eines großen Planers aufbringen können?
Regie zu führen wäre für mich ein wenig so wie Musik zu machen: Aber mir fehlen die Grundkenntnisse, die man als Musiker braucht. Ich habe einfach nur ein gutes Gehör, und auf dieser Basis probiere ich es manchmal aus, ein Stück zu schreiben. Aber der Unterschied liegt auf der Hand: Wenn man ein misslungenes Lied von drei Minuten Länge komponiert, schadet man niemandem; scheitert man jedoch mit einem Film, setzt man dafür eine Menge Kleingeld in den Sand. Außerdem muss man sich als Regisseur auch durchsetzen können, weil man sonst untergebuttert wird. Beispiele dafür gibt es zur Genüge, ich will hier nur eines in Erinnerung rufen: die harten Auseinandersetzungen zwischen Marlon Brando und Gillo Pontecorvo am Set von Queimada- lnsel des Schreckens . Pontecorvo hatte kurz zuvor Schlacht um Algier abgedreht, einen großartigen und international erfolgreichen Film, der den algerischen Widerstand gegen den französischen Kolonialismus thematisierte und dabei auch dokumentarische Elemente einfließen ließ.
Und jetzt stand er dem größten Hollywood-Star seiner Zeit gegenüber: einem, der ganz allein bedeutender war als all die Filme, die er drehte. Ein chinesisches Sprichwort besagt, dass nicht zwei Tiger auf demselben Berg leben können. Gillo verfügte aber über eine ebenso starke Persönlichkeit wie Brando: Und so gab es Streit ohne Ende, bis es so weit kam, dass Brando vom Set verschwand und damit die Dreharbeiten einige Zeit lang lahmgelegt wurden. Queimada wurde schließlieb doch noch fertiggestellt, aber wäre ich der Regisseur gewesen, wäre der Film unvollendet geblieben, denn ich hätte Brando am Ende
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