Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie
kämpfen Jahrelang für ein Werk und zahlen oftmals einen hohen Preis für ihre menschliche und künstlerische Gradlinigkeit. Für sie ist jeder Film wie ihr eigenes Kind, ein intimer Ausdruck ihrer selbst, der viel Zeit in Anspruch nimmt. Heutzutage ist es schon schwer, die Finanzierung für kommerzielle Filme zu sichern – wie schwierig mag dies dann erst für Autorenfilme sein.
Ermanno Olmi, der Autor von Meisterwerken wie Der Holzschuhbaum und Die Legende vom heiligen Trinker ist einer dieser großen Regisseure. Niemals hätte ich gedacht, dass ein solcher Filmkünstler, den die Intellektuellen normalerweise in einem Atemzug mir Fellini und Antonioni aufzählen, jemals Bud Spencer engagieren würde! Olmi erzählte mir, dass ihm diese Idee gekommen war, als er im Krankenhaus, in das er nach einem Schlaganfall eingeliefert worden war, sich zum Zeitvertreib mal wieder meine Filme im Fernsehen angeschaut hatte. Und so kam es, dass er mich anrief, um mir die Rolle eines alten spanischen Kapitäns in einem Film, dessen Titel aus einem Erzählband von Borges stammte, anzubieten.
In der Geschichte helfe ich einer jungen chinesischen Piratin bei ihrem Kampf gegen den Kaiser. Aber wer nun an einen Abenteuerfilm denkt, liegt ganz falsch: Hier handelt es sich um ein meditatives und statisches Filmwerk, das keinerlei Zugeständnisse an das Spektakel macht, sondern den Zuschauern abverlangt, es selbst zu »erfassen«. In Wirklichkeit ist Olmi selbst der Star seiner Filme. Ich in der Rolle des Marinekapitäns bin sein Alter Ego, sein »griechischer Chor«, der fremde Beobachter in der chinesischen Welt. Olmi achtete sehr darauf, dass meine Bewegungen langsam und würdevoll waren sowie fast ohne Dialoge auskamen. Ich ließ mich von ihm führen und konnte die Bud-Spencer-Maske völlig fallen lassen. Und so kam es, dass ich nach über vierzig Jahren im Filmgeschäft erstmals als »Schauspieler« gefeiert wurde! Ich weiß noch, wie amüsiert und gleichzeitig perplex ich war, als eine Journalistin von Le Figaro mich voller Rührung auf einer Pressevorstellung umarmte.
Ich erinnere mich auch daran, wie sich Olmi während der Drehzeit bei jedem Abendessen auf liebenswürdige Art und Weise mit mir unterhielt, aber in Wirklichkeit »führte« er mich sogar in jenen Momenten, da er diese entspannte Vertrautheit dazu nutzte, um mich zu verstehen und zu studieren, um sich dann am folgenden Drehtag noch besser auf mich einlassen zu können. leb war wie Wachs in seinen Händen, benötigte aber zwei Wochen, um zu begreifen, was genau ich eigentlich tun sollte.
Wie alle Genies lebt auch Ermanne in seiner eigenen Welt, und von jemandem wie ihm kann man sich ruhig führen Jassen, ohne so tun zu müssen, als wüsste man schon alles – denn am Ende fügt sich alles in wundersamer Weise auf der Leinwand zusammen. Ermanno, ich danke dir für deine Unterstützung - auch dir habe ich den David di Donatello Der berufenste italienische Filmpreis zu verdanken, mit dem ich unlängst zusammen mit Terence Hill geehrt wurde.
Verschiedene Rollen
Abgesehen von dieser Rolle waren mir auch davor schon sogenannte »anspruchsvolle« Parts angeboren worden, aber aus Gründen des Anstands hatte ich diese dankend abgelehnt. Ein Angebot kam von Fellini, der wollte, dass ich in seinem Film Satyricon den Trimalchio spiele, und zwar nackt in einer Wanne, mit Putten, die mir in den Hintern beißen. Alle hielten mich für verrückt, als ich Fellini absagte, denn es gab Schauspieler und Schauspielerinnen, die ihr Leben darum gegeben hätten, für den großen Meister spielen zu dürfen. Nun, »verrückt« bin ich nicht, sondern eher ein marziano , wie ich schon sagte. Und ich sah mich überhaupt nicht als Nacktdarsteller. Allein der Gedanke daran war mir unsäglich peinlich.
Nachdem ich berühmt geworden war, erhielt ich viele Rollenangebote, darunter auch völlig absurde: Aus London wurde ich Gulliver angefragt - rein vom körperlichen Aspekt her hätte das vielleicht noch gepasst, aber inmitten von englischen Theaterschauspielern einen Engländer zu mimen, und das mit meinem miesen Akzent? Da wäre ich mir doch sehr deplatziert vorgekommen.
Ich war den Zuschauern ohnehin schon dankbar dafür, dass sie mich als den angenommen hatten, der ich tatsächlich war, und ihre Erwartungen wollte ich nun wirklich nicht enttäuschen, indem ich einen auf Laurence Oliver machte. Ein echter Profi mit mehr Ehrgeiz hätte sich vielleicht gesagt: »Okay, ich
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