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Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie

Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie

Titel: Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bud Spencer
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wäre, wäre sie heute vielleicht eine nationale Marke wie »Zoppas« oder »lgnis« In ganz Italien bekannte Firmen, die unter andrem Haushaltsmaschinen herstellen  geworden, so groß und florierend war sie. Stattdessen wurde die Fabrik dem Erdboden gleichgemacht und es war Glück im Unglück, dass dort keine Menschen zu Schaden kamen. Niemand war vor Ort, weil es ein Sonntag war.
    Wegen seines großen Hafens war Neapel des Öfteren Ziel überraschender Luftangriffe und nach einem weiteren Bombardement, das sogar Teile des Schutzraums, in den wir geflüchtet waren, einstürzen ließ, beschloss mein Vater, mitsamt seinem Bruder nach Rom zu ziehen. Eine bittere und ironische Fußnote dazu ist, dass sie auch einen ihrer Freunde zum Wegzug zu überreden versuchten, doch dieser stattdessen beschloss, in ein Dorf bei Neapel zu ziehen. Ein paar Wochen nach unserem Umzug erfuhren wir, dass er ums Leben gekommen war. Bei einem Sonntagsspaziergang mit seiner Frau war ein Teil des Gesimses einer Kirche auf ihn herabgefallen und hatte ihn auf der Stelle getötet. Wie ein altes italienisches Sprichwort sagt: »Du kannst sehr früh aufstehen, sogar im Morgengrauen, aber dein Schicksal wird immer bereits eine halbe Stunde vor dir auf sein.«

 
    ROM 1943 - 47:
    NEAPOLITANER
    UND TEILWEISE
    RÖMER
     
     
      »Cave canem.«
    (»Nimm dichin Acht vor dem Hund«)
    LATEINISCHE REDEWENDUNG
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    »Ave canem, cave Caesar.«
    (»Sei gegrüsst, Hund, nimm dich in Acht vor Cäsar.«)
    BUD SPENCER

2. Kapitel
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    E s war der 19. Juli 1943. Ich war 13 Jahre alt und befand mich auf der Rückfahrt aus Triest, wo ich die italienische Meisterschaft im 100-Meter-Brustschwimmen gewonnen hatte. Ich stieg am römischen Bahnhof San Lorenzo aus dem Zug und nahm mir ein Taxi.
    Wenig später wurde San Lorenzo durch ein amerikanisches Bombardement dem Erdboden gleichgemacht, das traurige Berühmtheit erlangte und Tausende von Menschenleben forderte. Hätte der Zug Verspätung gehabt oder hätte ich kein Taxi gefunden, wäre auch ich dort ums Leben gekommen. Aber angesichts dieses Bombardements, durch das 3000 Menschenleben ausgelöscht und 12.000 Menschen verletzt wurden, würde ich mich diesmal dabei nicht wohlfühlen, mein eigenes Überleben auf mein Glück oder auf die Vorzüge meines Sternzeichens zu schieben. Denn ich bin mir sicher, dass jene Fliegerbomben das Leben von Menschen mit den verschiedensten Sternzeichen auf dem Gewissen haben. Auch will ich nicht mutmaßen, dass mich jemand da oben im Himmel besonders gern hatte, denn das würde ja bedeuten, dass dieser Jemand all jene nicht gern hatte, die umkamen. Bis heute begreife ich einfach nicht, worin die menschliche Zivilisation begründet liegt, wenn wir es immer wieder darauf anlegen, uns gegenseitig umzubringen.
     
    *
     
    Italien wollte damals zeigen, dass es auf einer Höhe mit den anderen kriegsführenden Nationen lag, und trat selbst in den Krieg ein; auch weil es vielleicht unmöglich geworden wäre, Deutschland gegenüber, das gerade Europa eroberte, neutral zu bleiben. Was auch immer der Grund gewesen sein mag, welchen Fehler Mussolini auch immer gemacht hatte, jedenfalls steckten wir nun bis zum Hals drin. Und, wie jemand mal geschrieben hat: Der Krieg ist das einzige Vergnügen der Mächtigen, an dem auch das Volk teilnehmen darf. In diesem Sinne ist der Mensch ein wesentlich gefährlicheres Tier, als der lateinische Spruch »cave canem«, der aus der Zeit Cäsars stammt, vermuten lässt und daher erlaube ich mir, ihn etwas abzuändern: »Sei gegrüßt, Hund, nimm dich in Acht vor Cäsar.« 
    Erst als ich in dem römischen Haus eintraf, in dem wir als Gäste lebten, erfuhr ich von dem Gemetzel. Die Nachricht davon hatte meine Familie bereits vor mir erreicht, und Mama blickte mir mit einem so bleichen Gesicht entgegen, als wäre ihr ein Gespenst erschienen, und dann umarmte sie mich so fest, als hätte sie mich seit ewiger Zeit nicht gesehen! Wir waren im Haus meines Onkels väterlicherseits untergebracht, der in der Via Ambaradam wohnte, und als seine Frau, die aus Mailand stammte, entschied, wieder in die Lombardei zurückzukehren, riss das die beiden Familien auseinander. Bis dato hatten sie immer beieinander gewohnt, ob in Neapel oder in Rom. Für mich bedeutete es ein kleines Trauma, mich von meinem Cousin Alessandro zu trennen, der mein Spielgefährte bei vielen Abenteuern gewesen war, die wir als Kinder erlebt hatten.
    Obwohl wir in Neapel die Fabrik verloren

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