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Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie

Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie

Titel: Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bud Spencer
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von Rom, Herbert Kappler, 335 italienische Zivilisten in den Ardeatinischne Höhlen im Süden Roms erschossen
    Damals gab es junge Menschen, die gen Norden zogen, um sich den Reihen der faschistischen »Republik von Salò« anzuschließen   Ein im September 1943 gegründeter faschistischer Staat in Norditalien, der unter der Potektion des Deutschen Reiches stand  (so wie mein heute bereits verstorbener Agent Michele Pietravalle), und andere, die zu den Engländern oder den Partisanen gingen. Auch ich wäre gerne irgendwo dabei gewesen, aber in jenem Alter war alles, was ich wirklich tun konnte, mich auf meine eigentliche Stärke zu konzentrieren: auf das Schwimmen. Das war vielleicht nicht besonders patriotisch, aber dafür sicher viel gesünder.
     
    *
     
    Ich fing im Schwimmclub »Romana Nuoto« an, den es heute noch gibt und der am Tiber liegt. Parallel besuchte ich das staatliche Gymnasium Mariani.
    Ich weiß noch, dass vor der Schule ein Straßenhändler Kaktusfeigen verkaufte. Er gab einem ein Messerchen, und wenn man es schaffte, es senkrecht von oben in die Feige zu stecken und es dann wieder hochzuheben, sodass die Feige daran haften blieb, bekam man die Frucht geschenkt. Natürlich schaffte das niemand, und er machte ein ganz gutes Geschäft.
    Ich entsinne mich, wie ich im Gymnasium zwei Klassen übersprang und später womöglich der jüngste Italiener war, der sich an einer Universität einschrieb, und zwar mit noch nicht mal 16 Jahren in der Chemie-Fakultät. Jedoch fand mein Vater keine Arbeit, und das zurückgelegte Geld war fast völlig aufgebraucht: Darum wurde ich durch seine Entscheidung,  nach Südamerika zu ziehen, gezwungen, mein Studium 1947 abzubrechen. Ich war sicher kein Genie, aber ich hatte ein ausgezeichnetes Gedächtnis, das es mir ermöglichte, mir gleich im Unterricht alles anzueignen, ohne zu Hause groß lernen zu müssen. Die altgriechische Originalversion der Anabasis von Xenophon konnte ich, wie gesagt, so schnell auswendig rezitieren, dass die Lehrer es nicht schafften, mich zu unterbrechen und nach der Bedeutung zu fragen (dann hätte ich alt ausgesehen! Ich verstand nämlich kein Wort davon ... ). Dreißig Jahre später sollte mir diese Fähigkeit noch mal sehr nützlich werden, und zwar als ich meinen Part aus englischsprachigen Drehbüchern lernen und ihn voller Überzeugung rezitieren musste - ohne in Wirklichkeit auch nur ein Wort davon zu verstehen. Was hätten Telly Savalas, James Coburn oder Eli Wallach sonst auch bloß von mir denken sollen! Meine entschlossene Miene ließ keinerlei Zweifel zu.
    Ich hatte einen Philosophie-Lehrer, der mich, den jungen italienischen Schwimm-Meister, voller Skepsis beäugte. Mein Erfolg, meine stattliche Figur und mein überschäumendes Temperament ließen ihn an meinem Intellekt zweifeln. »Zwischen mir und dir liegt ein ganzer Abgrund! «, pflegte er zu sagen. So kam es, dass ich mich bei der mündlichen Prüfung weit entfernt vom Lehrerpult hinsetzte. »Von da hinten höre ich dich nicht!«, rief er mir beim Abfragen herüber, und ich entgegnete: »Herr Lehrer, ich halte mich lieber auf Abstand, denn wenn ich Ihnen zu nahe komme, habe ich Angst, in den Abgrund zu fallen ...«
    Während der Schulzeit spielte der Sport für mich eine sehr wichtige Rolle, auch außerhalb des Wassers: Mit 14 wurde ich in der Schule San Gabriele in Rom Teammitglied in der Rugby-Mannschaft, die den Meistertitel in dieser Altersklasse holte. Mehr als drei Jahre lang prügelten wir also wild aufeinander ein, und rückblickend scheint es fast so, als habe mir das Schicksal schon damals meinen Weg zu den »Haudrauf-Komödien« vorgezeichnet.
    Mein Lieblingsfach war Chemie, wo ich auf »sehr gut« stand. Mein Lehrer namens Minutilli sagte mir schon eine Zukunft als Wissenschaftler voraus. Und dann gab es da noch den Griechisch- und Lateinlehrer Braga, der viele Jahre später, als ich meinen Sohn Giuseppe an seinem ersten Tag in dieselbe Schule begleitete, ganz überrascht und auch ein wenig verängstigt reagierte, als ich ihn voller Rührung umarmte, denn er war von winziger Statur und schon alt. Ein wirklich feiner Mensch.
    Lehrer sind wunderbare Missionare, die sich ganz und gar der Vermittlung ihres Wissens widmen, und das trotz miserabler Gehälter und schwieriger Umstände. Ich erinnere mich an Die Saat der Gewalt , einen Film mit Glenn Ford von 1955 über die Zustände an einer High-School in der Bronx und einen heldenhaften Lehrer. So wie man des

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