Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie
verstärkt noch durch unsere kindliche Fantasie, ein wahres Spielparadies, wie Gardaland für ein Kind heute. Größter Freizeitpark Italiens am Gardasee Wir waren heimlich aufgebrochen und waren den üblichen Weg gegangen, also entlang der Via Orsini, Via Santa Lucia und Via Chiatamone, die parallel zur Via Caracciolo verläuft. Ich weiß noch, dass wir Strampelhöschen mit Knöpfen im Schritt trugen, die man schnell öffnen konnte, um Pipi zu machen. Uns war nicht bewusst, wie dramatisch unser Ausbüxen war. In jener Zeit war die furchtbare Lindbergh-Entführung allgegenwärtig. Damals war in Amerika der kleine Sohn des berühmten Atlantik-Überfliegers Charles Augustus Lindbergh gekidnappt und nach Zahlung des Lösegelds ermordet und in einem Wald verscharrt gefunden worden.
Wir begriffen einfach nicht, warum unsere Eltern derart außer sich waren, auch wenn uns angesichts all dieses Wirbels mit den vielen Polizisten und Nachbarn vor unserem Haus schnell klar wurde, dass wir anscheinend einigen Ärger angerichtet haben mussten.
Soweit ich mich erinnere, verursachte ich auch sonst viele Scherereien und dies mit großer Unbekümmertheit, so wie es wohl alle Kinder in dem Alter tun. Für Scherereien war ich einfach begabt, sie gelangen mir ganz wie von selbst. Mit großer Hingabe und Gründlichkeit suchte ich jede Gelegenheit dazu.
Zum Beispiel fuhren wir jeden Sommer nach Seiano in den Urlaub, einem Dörfchen auf der sorrentinischen Halbinsel, wo es die typischen Pfahlbau-Badeanstalten mit Kabinett aus Holz gab, umfasst von einem Zaun, dessen Latten sich in der Mitte überkreuzten. Eines Tages wollte meine Mutter ein Erinnerungsfoto schießen und lotste mich so, dass ihr das perfekte Bild gelänge: »Geh weiter zurück, noch weiter!«, rief sie mir zu, unterstützt von Gesten, damit ich mich vom Kamera-Objektiv weiter wegbewegte. Durch mein Rückwärtsgehen passierte es, dass ich wie in einem Slapstick-Film hintenüber durch die Zaunlatten fiel. Großes Entsetzen, alle kamen schreiend zum Zaun gerannt, aber glücklicherweise war mir nichts passiert - obwohl ich im Sturz einen kleinen Anker mitgerissen hatte. Wäre es ein Hufeisen gewesen, hätte nach dem Aberglauben meine Unversehrtheit damit zusammenhängen können, aber bis heute fällt mir nichts ein, was man mit einem Anker in Verbindung bringen könnte.
Genau hier in Seiano hatte ich auch meine Wassertaufe, als ich mit viereinhalb Jahren mit Schwung ins Meer geworfen wurde. Ich kannte einen fabelhaften Seemann, Ninuccio Savarese, der riesige Boote besaß, auf denen er die Reisenden aus Neapel, deren Vaporetto vor der Küste ankerte, zum Hafen brachte.
Er nahm mich immer mit, und er war es, der mir die Grundlagen des Schwimmens beibrachte, indem er mich ins Wasser warf. Ich paddelte wie wild, um mich über Wasser zu halten - und da ich heute noch davon berichten kann, habe ich das Schwimmen offensichtlich so gelernt. Immer, wenn es möglich war, nahm Ninuccio mich mit, und ich holte mit ihm zusammen Touristen oder Herren ab, die ihre Gattinnen, welche dort ihren Urlaub verbrachten, an den Wochenenden besuchten. Wir brachten auch Pendler oder abreisende Gäste zum Vaporetto. Ich war damals schon sehr unternehmungslustig und es gefiel mir unglaublich, mit ihm raus aufs Meer zu fahren. Und als ich viele Jahre später meine ersten Erfolge als Schwimmer feiern konnte, widmete ich sie natürlich Ninuccio. Immer wenn mir eine Medaille verliehen wurde, schloss ich für einen Moment die Augen und sagte ihm im Stillen: »Danke, Ninù, die gehört auch ein bisschen dir!« Schließlich war er mein erster »Lehrer« gewesen, der mich das Wasser als mein natürliches Element hatte entdecken lassen. Und nie hätte ich damals gedacht, Jass diese Fähigkeit, mich »über Wasser zu halten«, mir einmal eine sagenhafte Karriere als Schauspieler ermöglichen würde ... und hier zeigt sich auch wieder der Einfluss meines Sternzeichens: Denn das astronomische Zeichen des Skorpions ist das »«, das zum Ur-Element Wasser gehört, der Urform des Lebens.
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Bei Seiano liegen zwei Dörfchen an der Küste, eines im Norden und eines im Süden: Vico Equense und Meta di Sorrento. Außerdem gibt es da noch Scraio, wo seit Jahrhunderten weiße, schwefelhaltige Wasserquellen sprudeln, denen ein übler Geruch von faulen Eiern entströmt. Noch weiter liegt Castellammare di Stabia, das vom Monte Faito überragt wird. Das sind wunderbare Fleckchen Erde und dort droben besaß
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