Mein letzter Tampon
Glück, wenn mein Nagellack ein Abendessen überstanden hat. Ich bin so glücklich über meine hübschen Nägel, dass ich die tollsten Farben darauf pinsele. Und ich stelle Folgendes fest: Je auffälliger der Nagellack, desto mehr konzentriert sich der Blick auf die Nägel, nicht auf die Hände. Trotzdem glaube ich, dass mich vor zehn Jahren mein Gefühl nicht betrogen hat. Wenn du Ende vierzig bist und knallrot lackierte Fingernägel hast, dann kann das absolut missverstanden werden (außer zum Abendkleid, da sind quietschrote Nägel geradezu ein Muss!). Mit 60 Jahren kann man sich knallrot wieder leisten. Ich würde für ein paar Jahre auf Farben ausweichen, die ein bisschen (Betonung liegt auf bisschen!) zurückhaltender sind. Aber bitte nicht auf grau!
Wenn du so lange Krallen hast, dass man dich die Hälfte deines Lebens darum beneidet hat, dann solltest du sie auf ein erträgliches Maß zurecht stutzen, wenn du den Betrachter nicht an einen Leguan erinnern willst. Außerdem gibt es diese tollen Polierfeilen, die dir mit weniger Aufwand herrlich glänzende Nägel verleihen, die weder absplittern können, noch trocknen müssen; im Salon nennt man das French Manicure.
Vermeide einfach jede Art von Krawall. Krawall war gestern, heute ist Gepflegtsein angesagt. Das darf und soll jedoch unbedingt eine eigene Note haben.
Jetzt also stimmt dein Äußeres wieder. Allein die Tatsache, dass du dich jetzt ein wenig mit deinem Aussehen befasst hast, zeigt, dass du absolut auf dem richtigen Weg Richtung Zukunft bist. Und wie sieht es mit deiner Ausstrahlung aus?
Verräterische Töne
Wenn wir jetzt also schon den ganzen Kleinmädchenunfug abwerfen, der uns so sagenhaft alt aussehen lässt, dann schauen wir uns doch auch mal unsere Sprache an. Ich weiß noch, wie ich neulich zusammengeschreckt bin, als unsere fünfzigjährige Buchhalterin laut „cool ey“ auf dem Flur sagte. Natürlich geht die Jugendsprache in den allgemeinen Sprachgebrauch ein, aber eine erwachsene Frau, die mit „boah ey“, „trashy“ oder „Ist mir doch Latte“ oder gar „krass“ um sich schmeißt, wirkt nicht wirklich überzeugend, sondern scheint krampfhaft auf jung zu machen. Wenn wir also schon beim Entrümpeln sind – weg damit! Es sei denn, du neigst zur Ironie. Dann ist ein „voll krass, ey“ ab und zu angebracht.
Mit dem Körper sprechen
Erinnern wir uns noch mal an Madamchen in der Pizzeria. Sie hat uns ziemlich eindeutig mit ihrer Körpersprache gezeigt, für was sie sich hält. Nun setzen wir uns mal in die S-Bahn. Da betritt eine Frau in unserem Alter das Abteil. Sie hat Hängeschultern, einen verkniffenen Mund und quetscht sich in die hinterste Ecke, obwohl fast alle Plätze leer sind. Was schließen wir daraus? Sie ist unglücklich oder deprimiert.
In einer anderen Ecke des Abteils steht ebenfalls eine Frau in unserem Alter. Sie schaut interessiert allen Neuankömmlingen in die Augen, steht gerade und lächelt, wenn sich jemand an ihr vorbeidrängt. Die Frau sieht zehn Jahre jünger aus als die Dame, die sich mit hängenden Schultern und verkniffenem Mund in die hinterste Ecke gequetscht hat. Durch ihre Körpersprache signalisiert sie uns, dass sie auf dem Sprung ist, bereit, der Welt lächelnd ins Auge zu blicken.
Dann betritt ein mittelaltes Paar das Abteil. Er stürzt auf den Plan, um zu schauen, wo er aussteigen muss. Sie sucht derweil einen Platz, von dem aus sie den Überblick hat. Als er sich neben sie setzt, lächelt sie ihn an und schlägt ihre Beine so übereinander, dass sie ihm zugewandt sind. Eigentlich wundert es uns jetzt nicht mehr, dass er irgendwann ihre Hand nimmt. Denn die Frau hat uns mit ihrer Körpersprache bereits zu verstehen gegeben, dass sie den Mann liebt.
Und dann kommt noch ein Paar in den Zug. Er hält einen kleinen Hund, sie setzt sich ans Fenster, verschränkt die Arme und starrt hinaus. Monsieur lässt sich, etwas abgewandt, neben sie fallen und betrachtet fasziniert sein Tier. Die beiden reden genauso wenig miteinander wie unser händchenhaltendes Paar. Dennoch sehen wir, dass die beiden sich nicht so recht verstehen.
Nun können wir natürlich nicht leugnen, dass jeder von uns seine Stimmungen hat. Jeder ist mal unglücklich, deprimiert, glücklich oder gut gelaunt. Dennoch sollten diese kleinen Beispiele uns klar machen, wie viel wir allein mit unserem Körper und mit unseren Augen über unsere Befindlichkeiten verraten.
Nicht immer sind hängende Schultern, verkniffene Münder
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