Mein letzter Tampon
beschäftigt waren. Also diejenigen, die zentral frankiert, sortiert und Post aufgeliefert haben. Erst kamen die Faxe, dann die Kuriere und zuletzt die E-Mails.
Dafür haben aber sehr viel mehr Menschen einen Job als Kurier gefunden, sind in Service-Unternehmen für Faxgeräte untergekommen und wie viele Jobs durch Computer-Service-Unternehmen sowie Provider geschaffen wurden, ist kaum zu schätzen.
Natürlich wird der ehemalige Bürobote kaum ein Faxgerät reparieren können, obwohl man bei manchen Reparaturdiensten denkt, es hätte der Bote repariert.
Aber ob der gelernte Bote nun Briefe durch die Etagen trägt oder mit einer schicken Vespa Thunfisch-Pizzas ausfährt, dürfte dem gelernten Boten ziemlich egal sein.
Solltest du nun glauben, dass die Lieferung einer Pizza dich bei deiner Familie überflüssig macht, dann denke zum einen an Muttis Dralon-Pullover und zum anderen doch mal an den armen Boten, dem erneute Arbeitslosigkeit droht.
Lore und Melissengeist
Wenn du Texterin in einer Werbeagentur bist und Angst hast, dass man dir bald nicht mehr zutraut, so trendy Slogans wie „So muss Technik“ zu kreieren, dann lass dich trösten. Die Groschenromanbranche braucht Nachwuchs.
Wenn du Moderatorin einer Frauensendung bist, dann freue dich auf zukünftige Seniorentalkshows. Die Einschaltquoten werden schon wegen der großen Zahl der potenziellen Zuschauer steigen.
Wenn du Model bist, dann warten herrliche Werbespots für Kukident oder Klosterfrau Melissengeist auf dich. Da die Branche einen erheblichen Mangel an Models im höheren Alter zu verzeichnen hat, kannst du dich auf höhere Gagen freuen.
Überlege mal, was der Kern dessen ist, was du zu bieten hast. Bei einem Model kommt es nicht auf Schönheit an, sondern auf die Wirkung vor der Kamera, bei der Moderatorin nicht auf die Sendung, sondern auf die zielgruppengerechte Präsentation. Bei der Texterin nicht auf die Art des Textes. Bei der Sekretärin kommt es nicht auf das Tippen an und bei der Mutter nicht auf das Waschen.
Lass mal die berühmten, erfolgreichen Männer vor deinem inneren Auge Revue passieren. Genau, kaum einer unter fünfzig. Erst mit fünfzig setzen sie zum ganz großen Sprung an: in den Vorstand, in die Verlagsleitung, in ein Präsidentenamt. Sie sind damit gerade im richtigen Alter, weil sie Erfahrung mitbringen und über ein jahrzehntelang gepflegtes Netzwerk verfügen. Warum eigentlich sollte das bei dir nicht auch so sein?
Surfkurs
Du sitzt verzweifelt vor dem Computer und versuchst, einen neuen E-Mail-Account einzurichten. Beim besten Willen kannst du dich nicht mehr erinnern, welches Häkchen du wo setzen musst, und ehrlich gesagt hast du keine Ahnung, in welchem Ordner du das Passwort für die pop.mail abgelegt hast. Die Oberfläche deines neuen Computers sieht so ganz anders aus als bei deinem alten. Du beißt in die Tischkante, fluchst und rufst nach einigen Stunden vermeintlich verschwendeter Lebenszeit einen Fachmann an (im Zweifelsfalle deinen halbwüchsigen Sohn), denn mit diesem neumodischen Quatsch musst du dich einfach nicht befassen. Meinst du.
Baby, wenn es dir so ergeht, dann siehst du ganz schön alt aus, obwohl ich zugeben muss, dass das einigen jüngeren Freunden auch so geht. Aber verdammt noch mal, hol dir ein Buch und beiße dich durch. Du musst diese Dinge verstehen, sonst ist der Zug für dich abgefahren. Natürlich verstehe auch ich nicht, warum das Computerrad alle zwei Jahre neu erfunden werden muss. Na ja, vielleicht doch, schließlich müssen die Firmen Geld verdienen. Aber es ist ungemein wichtig, dass du am Puls der Zeit bleibst, sonst hast du plötzlich den Anschluss verloren.
Du kriegst schon grüne Pickel, wenn du das Wort Facebook nur hörst? Glückwunsch, ging mir auch so. Eigentlich habe ich mir am Anfang nur einen Account angelegt, um mal zu gucken, wie es funktioniert. Und dann habe ich keinen einzigen Freund gefunden, weil alle meine Freunde Facebook einfach schrecklich finden. Wenn mir einer gesagt hätte, dass sowohl mein Mann als auch ich heute jeden Morgen zuerst zu Facebook gehen und gucken, was es Neues in der großen weiten Welt unserer Freunde und Gruppen gibt, ich hätte demjenigen erklärt, dass er mich aber schlecht kenne. Früher frühstückten wir mit unseren Morgenzeitungen, heute frühstücken wir mit Facebook-Freunden in aller Welt. Ich kann mit Kollegen die neuesten Erkenntnisse austauschen, bleibe Tag für Tag up-to-date. O tempora – o mores.
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