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Mein letzter Tampon

Mein letzter Tampon

Titel: Mein letzter Tampon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika von Ramin
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deine persönlichen Interessen mussten weit hinter Mann, Familie und Beruf zurücktreten. Und jetzt? Was ist dir denn jetzt wichtig? Wie wäre es mal zur Abwechslung mit dir selbst?
    Wenn es früher für dich wichtig war, im Job angesehen zu sein, so dürfte das für dich heute keine so große Rolle mehr spielen. Wenn es früher für dich wichtig war, die beste aller Mütter zu sein, so musst du dich heute mit den Konsequenzen auseinandersetzen. Wenn es früher für dich wichtig war, gut auszusehen, so weißt du heute, dass gepflegt schon gut ist. Deine neue persönliche Werteskala wirst du ganz allein zusammenfrickeln müssen, denn nur du weißt, was du mit dem Rest deines Lebens anfangen willst. Und der Rest deines Lebens ist ungefähr noch die Hälfte deines erwachsenen Lebens. Also genau so lange, wie man dich guten Gewissens bisher als Erwachsene bezeichnen konnte. Also nutze die Nacht und entwirf dir dein neues Leben.
    Die hat gut reden, als wenn das so leicht wäre. Glaube mir, liebe Freundin, ich habe unzählige Nächte in meinem alten Library-Chair verbracht und den Mond angestarrt, nur begleitet von dem wohligen Schnurren meiner zwei Katzen. Ja, ich hatte einen Traum. Den letzten großen unerfüllten Traum in meinem Leben. Ich wusste, was ich wollte, ich malte mir meinen Traum in allen Farben und Facetten aus. Dabei wusste ich, dass es sehr unwahrscheinlich war, dass dieser Traum jemals in Erfüllung gehen würde. Tagsüber habe ich alles getan, was ich tun konnte, um den Traum zu realisieren. Dabei wurden meine Tage zunächst immer schlechter, bevor es anfing, besser zu werden. Das ist jetzt zehn Jahre her. Mein Traum ist in Erfüllung gegangen, ich lebe heute so, wie ich es mir damals in meinem Library-Chair ausgemalt habe. Also nutze die Nacht!

8. Du wirst noch gebraucht
Angst vor dem Fortschritt
    Meine Mutter hatte immer so einen komischen Geruch an sich. Genau: Lauge. Damit musste die Arme die Wäsche in riesigen Kübeln kochen. Dann wurden die heißen Tücher und Laken mit einem hölzernen Heber in Spülbecken mit eiskaltem Wasser transferiert. Am Ende eines Waschtages hatte meine Mutter Rückenschmerzen und schlechte Laune. Am nächsten Tag hatte ich schlechte Laune, weil ich Muttern beim Zusammenlegen der Wäsche, mit Ziehen und Zuppeln der Enden, helfen musste, damit das Zeug in die Mangel konnte. Trotzdem standen Millionen Frauen der Erfindung der Waschmaschine mehr als skeptisch gegenüber. Sie hatten Angst, nicht mehr gebraucht zu werden.
    Wie viel Schwierigkeiten hatte die Firma Maggi bei der Einführung der Dosensuppen. Da half nur das Maggi-Kochstudio weiter, das den Hausfrauen sagte, dass man außer einem Dosenöffner auch noch einen Schuss Sahne oder einen Löffel Butter (sprich Liebe) braucht, damit ihre Suppe schmeckt. Erst dadurch wurde die Ochsenschwanzsuppe zu einem absoluten Renner.
    Und so gibt es heute noch Frauen, die keine Mikrowelle haben (so was brauche ich nicht, ich kann ja kochen), die Geschirrspüler für absolut überflüssig halten (das bisschen Geschirr) und lieber ihren Garten mit den Unterhosen ihrer Männer verschandeln (das riecht so schön), als sich einen Trockner zuzulegen. Die Angst, nicht mehr gebraucht zu werden, sitzt ziemlich tief.
    Als Mutter dann endlich eine Waschmaschine bekam, hatte sie endlich Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Sie strickte Dralon-Pullover, die mich von der ersten bis zur sechsten Klasse begleitetet haben, und nähte Kleider mit Rosen- und Chrysanthemen-Muster. Kurzum: Mutti hatte dank Constructa und Maggi mehr Zeit für ihre Kinder. Als unsere erste Waschmaschine nach fünfzehn Jahren auf den Sperrmüll kam, stand Mutti am Fenster und weinte ihr heiße Tränen nach.
    Ähnlich ergeht es heute so manchen Sekretärinnen, die vor Angst schlottern, weil der sprachgesteuerte Computer in ihrem Büro nicht mehr fern ist. Wenn dir das auch so geht, dann überlege mal, wozu dein Chef dich braucht. Zuallererst zum Kaffeekochen, zum Betutteln, zum Eindruck schinden, zur Terminkoordination und zum Besucherabwehren. Wie schön, wenn du bald nicht mehr zu tippen brauchst. Oder bist du etwa traurig gewesen oder gar überflüssig geworden, als diese tollen kleinen Diktiergeräte erfunden wurden und dein Steno in Vergessenheit geriet?

Call a pizza
    Du kannst darauf vertrauen, dass jeder Fortschritt auch neue Arbeit mit sich bringt. Sicher sind eine Menge Leute arbeitslos geworden, die zum Beispiel in den Poststellen von Unternehmen

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