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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
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sollte Lokalchef werden?

    »Selbstverständlich bekommen Sie damit auch eine Festanstellung«, lockte ihn die Verlegerin.

    »Äh, ja, äh«, stammelte Basti nur. Er konzentrierte sich darauf, flach zu atmen.

    Katharina Herrenburg gab ihm ohnehin keine Chance, etwas zu erwidern. »Wenn ich ehrlich bin …«, druckste sie herum. »Natürlich weiß ich, dass das ein bisschen viel verlangt ist … Aber am liebsten wäre mir, Sie würden sofort zusagen. Den Vertrag habe ich schon vorbereitet.« Sie zog ein paar Blätter aus der ledernen Unterschriftenmappe, die vor ihr auf dem Schreibtisch lag, und reichte sie Basti.

    »Natürlich können Sie den Vertrag mit nach Hause nehmen und ihn sich in Ruhe durchlesen. Nur, wenn Sie partout nicht wollen, sollten Sie mir das gleich sagen.«

    Bastis Blick fiel auf die Zeile, in der das Gehalt gedruckt stand: Viertausendfünfhundert Euro brutto. Das war natürlich verdammt wenig für einen Lokalchef. Daher wehte also der Wind. Die Verlegerin nutzte Hartmuts Tod, um am Gehalt des Lokalchefs zu sparen. Hartmut hatte, soweit Basti wusste, mindestens zweitausend Euro mehr bekommen.
    Aber Basti hatte kaum eine andere Wahl. Kristina war schwanger. Die Verlage bauten Jobs ab, stellten so gut wie nicht mehr ein. Und ob er sich und seine Familie als freier Journalist wirklich über Wasser halten könnte, war mehr als fraglich.

    »In Ordnung«, hörte er sich sagen.

    »Das heißt, Sie nehmen mein Angebot an?«

    Basti nickte.

    Katharina Herrenburg lächelte. »Sehr schön«, sagte sie. »Ich will Sie jetzt nicht auch noch in ein Gespräch über die Ausrichtung des Blattes verwickeln. Sie müssen ja erst mal die Todesnachricht verkraften. Aber wenn ich noch eines anmerken darf: Wir brauchen dringend mehr Kriminalfälle auf der Seite eins. Das hatte ich schon Herrn Gnitzke ans Herz gelegt. So was wie die Geschichte neulich über das Familiendrama in Zehlendorf. Das wollen die Leute lesen. Das macht Auflage. Und Auflage bringt Geld. Das ist auch der Grund, warum ich will, dass Sie Herrn Gnitzke ersetzen und keiner der anderen Redakteure, die schon länger bei uns sind. Ich will jemanden, der in diesem Metier zu Hause ist.«

    Bei diesen Worten beugte sich Katharina Herrenburg ein wenig über den Schreibtisch, sodass ein Hauch ihres Parfüms zu ihm herüberwehte. Ein schwerer, orientalischer Duft mit einem Schuss Vanille. Vielleicht sollte diese Geste eine gewisse Vertraulichkeit signalisieren.

    »Auf gute Zusammenarbeit, Herr Schellenberger.« Katharina Herrenburg stand auf und reichte ihm ihre schlanke Hand über den Schreibtisch.

    Basti zog den Bauch ein, schickte ein Stoßgebet zum Himmel, auf dass sein Reißverschluss halten möge, und erhob sich.

    Katharina Herrenburg lächelte ihm aufmunternd zu. »Es ist ganz sicher im Sinne von Herrn Gnitzke, dass Sie sein Nachfolger werden.«

    *

    Im Internet las ich die Nachrufe auf Peter.

    Peter Heine war als Diakon in unserer Gemeinde tätig und hat sich jahrzehntelang ganz besonders um die Jugendarbeit verdient gemacht. Es war ihm eine Herzensangelegenheit, gerade junge Menschen für ein Leben mit Gott und zum Miteinander in der Gemeinde zu begeistern. Möge er in Gott die Vollendung und Geborgenheit finden, nach der er sich so gesehnt hat. In tiefer Dankbarkeit nehmen wir Abschied und verneigen uns vor seinem Werk.

    Niemand schöpfte Verdacht. Kein Mensch hatte mich gesehen. Und als Peter gefunden wurde, waren die K.-o.-Tropfen in seinem Körper längst abgebaut.
    Der herbeigerufene Arzt war wohl nicht misstrauisch geworden, so friedlich, wie Peter in seinem Sessel gesessen hatte, mit der Wolldecke, die ich ihm auf den Schoß gelegt hatte.

    An anderer Stelle, in einem Forum der Gemeinde, tauschten sich die Mitglieder darüber aus, dass der arme Peter viel zu früh an einem Herzinfarkt gestorben sei.

    Die Leiche war bereits freigegeben. Sogar der Beerdigungstermin stand schon fest. Einen Moment lang überlegte ich, ob ich hinfahren und mich unter die Trauergäste mischen sollte. Doch dann verwarf ich den Gedanken wieder.

    Die Morde hatten mich ausgelaugt. Ich fühlte mich erschöpft, verschwendete keinen Gedanken mehr an die Zukunft, geschweige denn an ein neues Leben mit KK. Das Handy, das inzwischen unzählige SMS von ihm empfangen hatte – erst zaghaft fragende, dann enttäuschte und schließlich wütende Nachrichten –, hatte ich ausgeschaltet. Die Erleichterung darüber, dass Tobias und Peter tot waren, war einer großen Leere

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