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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
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eingefasst waren. Die Verlegerin trug einen eleganten, anthrazitfarbenen Hosenanzug und halbhohe, spitze Pumps aus schwarzem Leder.

    Katharina Herrenburg stand auf, kam hinter ihrem Schreibtisch vor und ging auf Basti zu, der mit zaghaften Schritten den Raum betrat. Das Büro der Verlegerin war ganz in Weiß gehalten. Modern, spärlich möbliert, geradezu puristisch. Ein Schreibtisch, davor zwei Stühle, an der Seite ein Regal, in dem ein paar dicke Bücher standen. Die Formeln und Kurven auf den Titelbildern verrieten, dass sich die Schwarten der Betriebswirtschaftslehre widmeten. Alles aufgeräumt, keine Akten oder unnötiger Firlefanz auf dem Schreibtisch. Nicht mal ein Bild von Ehemann Magnus. Nur an der Wand hing ein riesiges Poster, von dem eine Katze mit wachen grünen Augen auf die Besucher herabsah. Ihr Fell war schwarz, mit roten und orangefarbenen Einsprengseln geflammt.

    Die Sekretärin schloss hinter Basti die Tür und lieferte ihn der Verlegerin aus wie ein Kaninchen der Schlange.

    Katharina Herrenburg schüttelte ihm die Hand, die Andeutung eines Lächelns umspielte ihren Mund. Für eine Frau hatte die Verlegerin einen ungewöhnlich kräftigen Händedruck. Sie wirkte auch nicht gerade wie eine unzurechnungsfähige Katzennärrin. Eher wie eine unterkühlte Rechnerin.

    »Guten Morgen, Herr Schellenberger«, sagte sie und deutete auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. »Schön, Sie endlich mal kennenzulernen, auch wenn der Anlass ja eher traurig und sehr ernst ist. Setzen Sie sich doch.«

    Der Satz traf Basti wie ein Faustschlag in die Magengrube. Also doch. Unger. Herzinfarkt. Wochenlanger Krankenhausaufenthalt. Rehaklinik. Am Ende hatten die Ärzte ihn doch nicht retten können. Und nun klagte die Familie die Kosten ein. Fünfstellig. Mindestens.

    Basti schluckte. Er war ruiniert. Ausgerechnet jetzt, wo er im Begriff war, eine Familie zu gründen.

    »Herr Schellenberger«, sagte Katharina Herrenburg, nachdem sie sich wieder hinter ihrem Schreibtisch verschanzt hatte. Ihr Blick war ernst, aber nicht unfreundlich. »Leider muss ich Ihnen sagen, dass Hartmut Gnitzke am Wochenende bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Auf dem Weg von Berlin nach Hamburg. Er ist aus unerfindlichen Gründen von der Fahrbahn abgekommen, hat sich überschlagen und ist gegen die Leitplanke geprallt.«

    Es dauerte einen Moment, bis Basti begriff, was die Verlegerin da gesagt hatte. Hartmut war tot, hatte wahrscheinlich im Suff die Kontrolle über sein Auto verloren.

    »Ich weiß, das muss ein schwerer Schlag für Sie sein. Sie haben ja viele Jahre mit Herrn Gnitzke zusammengearbeitet«, fuhr Katharina Herrenburg fort und legte eine Pause ein.

    Basti bemühte sich, ruhig zu atmen. Obwohl er Hartmut zum Schluss richtig gehasst hatte, war diese Nachricht ein Schock.

    »Ich weiß, es ist vielleicht nicht ganz passend«, sagte die Verlegerin schließlich. »Aber so sehr ich den Tod von Herrn Gnitzke bedauere, der Berliner Express braucht einen neuen Lokalchef, und zwar sofort. Wir können dieses Blatt, das das Aushängeschild unseres Hauses ist, nicht einen Tag führungslos lassen.«

    Basti nickte, noch immer hatte er nicht die geringste Ahnung, worauf die Frau hinauswollte.

    »Deshalb möchte ich Sie fragen, ob Sie sich vorstellen könnten, diese Aufgabe zu übernehmen.«

    »Äh, was bitte?« Basti starrte die Verlegerin an. Plötzlich gab sein Hosenbund nach, der Knopf sprang auf den Fußboden. Basti lief puterrot an, ihm wurde heiß. Zum Glück war das Büro der Verlegerin nicht mit Parkett, sondern mit grauem Veloursteppich ausgelegt, sodass das Teil lautlos über den Teppich hüpfte, bevor er vor dem rechten Schuh der Verlegerin liegen blieb.

    Katharina Herrenburg nahm keine Notiz von dem Malheur.

    »Ich verstehe gut, dass Sie geschockt sind«, sagte sie sanft. »Vielleicht erscheint Ihnen mein Angebot, so kurz nach dem Tod von Herrn Gnitzke, auch unpassend. Aber er hat Sie immer in den höchsten Tönen gelobt. Vor allem, dass Sie nach dem Tod Ihres Freundes trotzdem noch einen Artikel über den Brand in seiner Wohnung geschrieben haben, hat uns allen sehr imponiert.«

    Hartmut hatte seine Kündigung also noch gar nicht nach oben weitergemeldet, schoss es Basti durch den Kopf. Trotzdem konnte er kaum glauben, welches Angebot die Verlegerin ihm da gerade unterbreitete: Er, Sebastian Schellenberger, der als Witwenschüttler in der Redaktionshierarchie noch unter Hausmeister und Putzfrau rangiert hatte,

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