Mein Mann der Moerder
viel zu alt. Aber vielleicht würde sie ihm einen blasen. Bis sein Schätzchen Anna reif sein würde, dauerte es ja noch eine Weile.
»Wie könnte ich dich vergessen«, spulte Peter Heine sein Programm ab. »Komm doch rein, meine Süße.«
»Ich war in der Nähe auf Dienstreise und dachte, ich besuche mal meinen alten Schwarm. Habe dich im Internet gefunden.«
Ach ja, dachte Heine. Seine wunderbare Homepage. Meine Tür steht immer für euch offen, hatte er hinterhältig formuliert und seine Privatadresse ins Netz gestellt. Ein Hinweis, der ihm immer wieder den unverhofften Besuch junger Mädchen bescherte. Natürlich kamen auch ein paar Jungen, die er aber immer schnell abfertigte.
Heine führte die unbekannte Schönheit ins Wohnzimmer, starrte ihr, als sie das Tablett auf dem Tisch abstellte, ungeniert auf den Hintern. Sie trug schwarze Nylonstrümpfe mit Naht. Wow. Und das alles für ihn.
Als ihm dieses Prachtweib den Kelch mit dem Champagner reichte, wusste er plötzlich wieder, wer diese Frau war. Xenia, das war Xenia, dieses verruchte kleine Luder. Die mit der schwer depressiven Mutter, die sich nie um sie gekümmert hatte. Meine Herren, die hatte sich aber rausgemacht. Und das bei dem Elternhaus. Kaum zu glauben.
»Xenia, du siehst fabelhaft aus«, lachte er.
Xenia zeigte ihm ihr Perlenkettenlächeln. »Und du erst, Peter«, flötete sie. »Aber Männer wie du werden ja nicht alt. Sie werden zu Klassikern.«
Der Satz ging ihm runter wie Honig. Den musste er sich unbedingt merken.
Heine prostete Xenia zu. Na bitte, dieses ganze Gequatsche vom sexuellen Missbrauch war ausgemachter Blödsinn. Würde seine Gespielin ihn sonst nach so vielen Jahren besuchen? Mit einer Flasche Champagner? Er nahm einen ordentlichen Schluck. Bah, war das sauer. Heine musste sich schwer beherrschen, nicht das Gesicht zu verziehen. Er trank viel lieber Bier. Aber er würde jetzt brav mit dieser kleinen Schlampe die Flasche Schampus leeren und sich dann von ihr bedienen lassen. Und wenn sie nicht so wollte wie er, würde er ihr mit seiner Hand in ihre blonde Mähne fahren, sich festkrallen und ihren Kopf in die richtige Richtung zerren. Ein Gedanke, der ihn erregte.
»Sag mal, Xenia-Schätzchen, was hast du denn in den letzten Jahren so getrieben«, heuchelte Heine Interesse. In Wirklichkeit wollte er gar nicht wissen, wie diese miese, kleine Schlampe es geschafft hatte, aus der Gosse rauszukommen.
Er nickte ihr zu, als sie zu reden begann, damit sie glaubte, er würde ihrer Erzählung folgen. Denn eines hatte er in den vergangenen Jahren gelernt: Ein Mann kam nur zum Ziel, wenn er vorgab, sich für das Objekt seiner Begierde zu interessieren. Er musste zuhören können. In Wirklichkeit langweilte die Alte ihn, erzählte irgendwas von einer PR-Agentur, in der sie arbeitete, und dass sie sich gerade von ihrem Mann getrennt hätte.
Plötzlich wurde ihm schlecht. Alles drehte sich. Vertrug er den Schampus etwa nicht? Er war doch trinkfest.
Heine sank zurück in seinen Sessel. Ihm war übel, übel wie nie zuvor in seinem Leben. Seine Beine fühlten sich an, als wäre er knietief in einen Ameisenhaufen getreten. Tausend Nadelstiche malträtierten ihn, wanderten durch seinen Körper, hoch zu den Armen. Ein stechender Schmerz fuhr ihm in die Brust.
Peter Heine griff sich ans Herz, rang nach Luft. Er wollte schreien. Xenia, Xenia, hilf mir. Doch aus seiner Kehle löste sich nur ein unverständliches Krächzen. Und Xenia, die schräg gegenüber auf dem Sofa saß, hob ihr Glas. Und lächelte. Süß. Und böse.
O Gott, dachte Heine noch. Dann wurde es Nacht.
*
Die Sekretärin tat geheimnisvoll. Basti lag noch im Bett, hielt das Handy, das ihn geweckt hatte, ans Ohr. In seinem Arm, den er vor Taubheit kaum noch spürte, schlief Kristina. Es war Montagmorgen, noch keine acht Uhr, und Basti telefonierte das erste Mal in seinem Leben mit dem Büro der Verlegerin Katharina Herrenburg. Ihr gehörte nicht nur der Berliner Express , sondern auch noch ein paar Anzeigenblätter, die kostenlos in Berlin und Umgebung verteilt wurden.
»Herr Schellenberger, könnten Sie bitte sofort ins Verlags haus kommen? Frau Herrenburg möchte Sie unbedingt sehen.«
Mit einem Schlag war Basti hellwach. Die Verlegerin höchstpersönlich wollte ihn sprechen?! Das konnte nichts Gutes bedeuten. Sie würde ihn wohl kaum bitten, zum Express zurückzukehren, nach dem, wie Hartmut ihn behandelt hatte. Außerdem hatte ein Bote ihm noch am
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