Mein Monat mit dem Millionär
zynischen Menschen gemacht.
Was seine Forderung betraf – hatte sie sich nicht nach dem Tod ihres Vaters geschworen, dass sie sich nie wieder einem Mann unterordnen würde? Aber hier ging es ja gar nicht um sie, sondern um ihre Mutter. Sie war ihr jedes Opfer schuldig. Außerdem – wo sollte ihr Stolz nach allem, was geschehen war, überhaupt noch herkommen? Mittlerweile war sie daran gewöhnt, bittere Pillen zu schlucken.
Sie war schon lange nicht mehr das schüchterne, stille Mädchen, das Emilio einst gekannt hatte. Das Leben hatte sie hart gemacht, sie konnte furchtlos allem ins Auge sehen und sich behaupten.
„Woher soll ich wissen, dass ich dir vertrauen kann?“, fragte sie. „Dass du nach dreißig Tagen wirklich dein Wort hältst?“
Aufgebracht funkelte er sie an. „Weil ich dir gegenüber immer ehrlich gewesen bin, Isabelle.“
Anders als umgekehrt wollte er damit ausdrücken. Und er hatte recht. Auch wenn es für sie damals einen triftigen Grund gegeben hatte, ihr Wort zu brechen. Aber das konnte sie ihm nicht sagen. Und selbst wenn – würde er ihr überhaupt glauben? Wohl eher nicht.
Emilio lehnte sich zurück. „Du kannst es dir ja überlegen.“
Dafür blieb keine Zeit. In weniger als sechs Wochen war die Hauptverhandlung, und ihr Anwalt hatte ihr bereits mitgeteilt, dass die Sache nicht gut stand. Weder für sie noch für ihre Mutter.
Die nächsten dreißig Tage würden kein Zuckerschlecken sein, aber zumindest wusste sie, dass Emilio nicht gewalttätig war. Kalt und rücksichtslos vielleicht, aber nicht brutal. In seiner Gegenwart hatte sie sich immer sicher gefühlt.
Und was, wenn er sich auch in dieser Hinsicht verändert hat? dachte sie. Doch dann schob sie den Gedanken beiseite. Ihre Entscheidung war gefallen.
Sie straffte die Schultern und erklärte: „Ich tue es.“
Isabelle Winthrop war eine Schlange.
Sie log, sie betrog, sie war eitel und egoistisch.
Und doch konnte Emilio nicht leugnen, dass sie auch jetzt noch, fünfzehn Jahre nach ihrer letzten Begegnung, die schönste Frau war, die er je gekannt hatte.
Ihre Seele jedoch war schwarz wie die Nacht.
Damals hatte sie ihn einfach fallen lassen. Er hatte an ihre Liebe geglaubt, obwohl sie eine Winthrop und er nur der Sohn einer Hausangestellten war. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, daran zu zweifeln, dass sie heiraten und bis ans Lebensende glücklich sein würden. Sie hatte ihm gesagt, dass ihr an Geld nichts lag, und auch nicht an ihrer gesellschaftlichen Stellung. Alles, was sie wollte, war das Glück an seiner Seite. Lang genug hatte er diesen Traum geträumt. Bis zu dem Tag, an dem er aus der Zeitung erfuhr, dass sie den Finanztycoon Leonard Betts geheiratet hatte. Einen Multimillionär!
Ihr lag also nichts an Geld und Status? Weshalb heiratete eine Frau wohl sonst einen reichen Mann, der fünfundzwanzig Jahre älter war als sie?
Nachdem alles vorbei gewesen war, konnte Emilio zumindest sagen, dass er aus der Geschichte etwas gelernt hatte. Frauen konnte man nicht trauen, und es war falsch, sein Herz bedingungslos zu verschenken.
Jetzt hatte er große Lust, ein wenig Rache zu üben.
Was die Dinge anging, die die Staatsanwaltschaft ihr vorwarf, konnte er sich noch keine abschließende Meinung bilden. Aber wenn sie die betrügerischen Dokumente unterschrieben hatte, war sie ebenso schuldig wie ihr Mann. Da Leonard tot war, musste sie eben dafür büßen.
Emilio war durchaus der Ansicht, dass sie nur bekam, was sie verdiente. Allerdings hatte er vor, sich aus dieser Angelegenheit herauszuhalten.
„Es gibt eine Bedingung“, sagte er zu Isabelle.
Nervös strich sie sich eine hellblonde Strähne aus dem Gesicht. Damals hatte er es geliebt, seine Finger durch ihr seidig glattes Haar gleiten zu lassen. Früher glänzend und voll, wirkte es nun jedoch matt und leblos. „Und die wäre?“, fragte sie.
„Niemand darf von unserer Abmachung erfahren.“ Denn wenn seine Kollegen herausfanden, dass er Isabelle half, konnte es Probleme bei seiner Bewerbung für den Chefposten bei Western Oil geben. Seine Konkurrenten waren der Topmanager Jordan Everett und dessen Bruder Nathan, dem die Marketingabteilung unterstand. Beide waren Freunde von Emilio und kompetente Mitbewerber. Allerdings hielt sich Emilio für den besseren Kandidaten, denn er hatte härter für den Erfolg gearbeitet als die beiden Harvardabsolventen, die immer von ihrem Daddy finanziell unterstützt worden waren.
Wahrscheinlich war es eine
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