Mein Monat mit dem Millionär
verrückte Idee, alles wegen Isabelle aufs Spiel zu setzen, doch sein Rachedurst musste gestillt werden. Unbedingt. Nach dem Tod seines Vaters hatte seine Mutter wie verrückt geschuftet, um ihn und seine drei Brüder durchzubringen. Erst Jahre, nachdem sie ihre Stelle bei den Winthrops aufgeben musste, hatte sie ihren Söhnen gestanden, dass Isabelles Vater sie nicht nur regelmäßig beschimpft, sondern auch sexuell belästigt hatte. Sie war geblieben, weil die Bezahlung gut war und sie geglaubt hatte, keine andere Wahl zu haben. Als man ihr gekündigt und sie des Diebstahls bezichtigt hatte, war ihr klar, dass sie nie wieder in einem gehobenen Haushalt arbeiten würde.
Jetzt bot sich Emilio die Gelegenheit, seine Mutter, seine ganze Familie zu rächen.
„Bist du sicher, dass du nicht vor all deinen Freunden damit angeben willst?“, wollte Isabelle wissen.
„Ich bin in dieser Firma zuständig für die Finanzen, und es käme wohl nicht gut an, wenn man wüsste, dass ich der Frau eines Anlagebetrügers helfe. Sobald du plauderst, ist unser kleiner Deal vorbei, und ich werde dafür sorgen, dass du und deine Mutter im Gefängnis verrotten.“
„Ich kann aber nicht einfach für dreißig Tage verschwinden. Meine Mutter wird wissen wollen, wo ich bin.“
„Sag ihr einfach, du wohnst bei Freunden, bis du wieder Boden unter den Füßen hast.“
„Und das Gericht? Ich bin nur unter Auflagen auf freiem Fuß. Wenn ich mich nicht daran halte, muss ich zurück ins Gefängnis.“
„Darum kümmere ich mich“, sagte er, weil er davon ausging, dass er mit seinem Bruder eine Vereinbarung treffen konnte.
Isabelle wirkte unsicher. Wahrscheinlich nahm sie an, es sei nur ein Trick. Aber sie hatte keine andere Wahl. Und er hatte nicht vor, sie zu hintergehen. Im Gegensatz zu ihr hielt er immer sein Wort.
„Ich werde den Mund halten“, versprach sie.
„Gut.“ Er schob ihr ein Blatt Papier und einen Stift hin. „Schreib mir deine aktuelle Adresse auf. Ich schicke dann heute Abend meinen Fahrer, um dich abzuholen.“
Eigentlich hatte Emilio angenommen, dass sie bei ihrer Mutter oder in einem Luxushotel wohnen würde, doch die Adresse, die sie notierte, war die eines schäbigen Motels in einem heruntergekommenen Stadtviertel. War sie tatsächlich so in der Klemme? Oder tat sie nur so?
Er wusste, dass von dem Geld, das ihr Mann und sie veruntreut hatten, mehrere Millionen fehlten. Wahrscheinlich hatten sie es irgendwo geparkt. Aber weshalb hatte sie es nicht einfach geholt und sich ins Ausland abgesetzt? Wollte sie warten, bis ihre Mutter aus der Sache raus war, und dann abhauen?
Zumindest war das eine Möglichkeit, die er bedenken musste.
„Halte dich um sieben Uhr bereit“, sagte er. „Dein Dreißigtagejob fängt morgen an. Einverstanden?“
Sie nickte, doch dann hob sie stolz das Kinn. Nicht mehr lange, dachte Emilio. Isabelle hatte noch nie in ihrem Leben gearbeitet, schon gar nicht im Haushalt. Zu gern wäre er dabei gewesen, wenn sie mit Pauken und Trompeten unterging.
Der Gedanke entlockte ihm fast ein Lächeln.
„Soll dich jemand ins Hotel fahren?“, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, danke, ich habe mir das Auto meiner Mutter ausgeliehen.“
„Das ist ja was ganz Neues für dich. Du fährst selbst. Kannst du es überhaupt noch?“
Ihm war klar, dass sie ihm gern Kontra gegeben hätte, doch sie schwieg und warf ihm nur einen wütenden Blick zu. Sie konnte einstecken, das imponierte ihm. Trotzdem – sie würde bald erfahren, wer hier den Ton angab. Er war schon lange nicht mehr jener naive, vertrauensselige Mann von damals …
Er stand auf, und sie erhob sich ebenfalls. Als sie sich die Hand gaben, umfasste Emilio ihre schlanken Finger warm und fest, fast besitzergreifend, und hörte, wie sie überrascht einatmete. Mit Genugtuung erkannte er, dass es sie nicht kalt ließ, ihm nahe zu sein. Darauf hatte er gehofft, denn es gehörte zu seinem Plan. Isabelle als Haushälterin anzustellen war nämlich nur ein Teil davon.
Als sie ein Paar gewesen waren, hatte Isabelle darauf bestanden, mit dem ersten Sex bis zur Hochzeit zu warten, und Emilio hatte ihren Wunsch respektiert, nur um nach einem Jahr abserviert zu werden. Jetzt war es Zeit, sich zu holen, was sie ihm damals nicht gewährt hatte.
Sein Plan bestand darin, sie zu verführen, sie verrückt nach ihm zu machen, und sie, wenn sie darum bettelte, zurückzuweisen.
Wenn er mit ihr fertig war, würde es ihr danach der
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