Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
beitragen können. Aber jetzt? Jedes Wort, das aus ihrem Mund kommt, ist so hoffnungslos, so extrem, als könnte sie nur die schlechten Dinge sehen. Das Schlimmste ist, dass ich nicht mal glaube, dass sie mir überhaupt noch zuhört. Oder sonst wem. Sie wirkt wie auf einem Missionstrip, so wie sie ihre Liste von den Missständen auf der Welt herunterleiert, ohne jede Rücksicht auf Timing oder gar Takt.
    Zum Glück ist Fiona nicht so befangen wie ich.
    »Halt doch einfach mal die Klappe«, sagt sie schließlich, als wir zwischen den Bäumen heraus sind und das Seeufer erreichen. Dann wendet sie sich mir zu und sagt. »Ich hab
versucht, nett zu sein, weil sie deine Freundin ist und so, aber Mann! Das halt ich nicht aus!«
    »Danke«, sage ich. Dass sie sich so angestrengt hat, rührt mich echt. Die alte Fiona hätte Olivia sofort das Maul gestopft, die neue, verbesserte Version hat immerhin fünf Minuten durchgehalten.
    Olivia sieht mich an, als hätte ich sie verraten. »Hast du nicht gehört, was sie …?«
    »Schau doch, der See!«, verkünde ich strahlend, lege ihr beide Hände auf die Schultern und schwenke sie zu der wunderschönen Aussicht herum. Der Wind ist kräftiger geworden, er macht kleine Wellen und Schaum auf dem Wasser, während die bauschigen Wolken über den blauen Himmel rasen. Olivia schaut sich um und endlich wird die unzufriedene Miene von einem Lächeln abgelöst.
    »Das ist ja der Wahnsinn.« Da haben wir’s, die Natur heilt alles. Oder doch nicht so ganz, denn sie ergänzt noch: »In der Kommune haben wir jeden Tag am Wasser meditiert. Solltest du unbedingt mal versuchen, weißt du. Das schafft so die totale Verbindung zur Erde und man wird all die falschen kapitalistischen Einflüsse los.«
    »Aha«, murmele ich, dann zieh ich mir Shorts und T-Shirt aus. Mein blauer Bikini ist schon ganz verschossen vom ständigen Gebrauch und aus einem Träger löst sich ein Faden. »Entspann dich doch und meditiere hier. Ich geh schwimmen.«
    »Ich auch«, sagt Fiona. Mir klappt der Mund auf, so geschockt bin ich. Den ganzen Sommer hab ich sie nie mehr
als zögernd den Zeh ins Wasser tunken sehen. Sie zieht die Cargohosen und das Tanktop aus  – und ein erstaunlich freizügiger schwarzer Bikini kommt darunter zum Vorschein  – dann geht sie aufs Wasser zu. Ich nehme an, Olivia kann einen ganz erstaunlich motivieren.
    Ich bleib vor unseren Handtüchern und Taschen stehen und wühle in meiner Tasche herum. »Hast du meine Sonnencreme gesehen?«
    »Hab ich weggeschmissen.« Statt sich zu entspannen, zerrt Olivia ihre Beine in eine komplizierte verschränkte Stellung.
    »Was? Warum?«
    Sie zuckt die Achseln und bindet ihre Dreadlock-Matte mit einem bunten Band zurück. »Diese Sachen bringen dich um. Hast du gesehen, was die da für Toxine reinstopfen? Cash sagt …«
    »Schon gut.« Ich schneide ihr das Wort ab, ehe ich einer weiteren freudvollen Lektion aus dem Buche Cash teilhaftig werden kann. »Aber … wühl nicht in meinen Sachen rum. Okay?«
    Verletzt guckt sie mich an. »Ich wollte nur helfen. Willst du deinen Körper etwa mit Chemikalien vollpumpen?«
    »Nein, aber irgendwie will ich auch keinen Hautkrebs.« Ich seufze. »Vergiss es.«
     
    Ein paar Stunden später hat sich alles beruhigt. Die Jungs tauchen auf und toben mit großen Reifenschläuchen herum, Fiona leiht mir ihre Sonnencreme und Olivia macht eine allen sehr willkommene Pause von ihrer Vortragsreihe,
um sich in ein eselsohriges Exemplar von No Logo zu vertiefen. In der kühlen Brise, die durch die Mittagshitze weht, und mit meinen Freunden um mich herum gelingt es mir beinahe, mich zu entspannen.
    Beinahe.
    »He, Jenna, gibst du mir mal die Chips da rüber?« Reeve wälzt sich auf die Seite und streckt ungeduldig die Hand aus. Er liegt hemdlos auf unserer bunten Reihe aus Handtüchern und Decken, sein Haar tropft noch vom Schwimmen, und obwohl ich nicht so auf ihn fixiert bin wie sonst, bin ich sofort abgelenkt.
    »Hm?«
    »Hallo? Die Chips?« Er schnippt mit den Fingern. Sein Ton irritiert mich. Vor ein paar Tagen lagen wir faul umeinandergeschlungen an diesem Seerosenteich und er hat jede Sommersprosse auf meinem Rücken gezählt. Und jetzt kann er nicht mal öffentlich höflich sein?
    »Wie heißt das Zauberwort?«, fordere ich ihn heraus.
    »Äh, mach schon?«
    Ich werfe die Tüte nach ihm, scharf. Diskret ist ja in Ordnung, grob nicht.
    »Mann, was ist denn mit dir los?«
    Olivia schaut von ihrem Buch auf. »Oho, Ärger im

Weitere Kostenlose Bücher