Mein Seelenauftrag
Brustton der Überzeugung, der aus der Gewissheit geboren war, dass sie weder das Gepäck ausladen noch den Reifen wechseln würde. Bei diesen Aussichten musste auch ich lachen. »Sehr witzig. Also gut, ich bin dabei.«
Ich lud den Berg von Koffern aus und machte Reservereifen und Wagenheber ausfindig. Dabei fiel mir ein seltsamer Schlüssel auf. Da mir ein Rätsel war, wozu er gut sein sollte, ließ ich ihn einfach, wo er war. Ich sah auch, dass sich der Kreuzschlüssel am anderen Ende des Wagenhebers befand, und trug das ganze Werkzeug einschließlich Ersatzreifen nach vorn zu dem Platten. Ich konnte ja nicht ahnen, dass gleich die zweite Phase der Prüfung beginnen würde.
Als ich anfing, den Wagen an der vorderen linken Ecke hochzukurbeln, fiel mir auf, dass der Reifen mit einem Felgenschloss versehen war. Da es sich um einen Mietwagen handelte, waren alle Räder mit einer solchen Diebstahlsicherung ausgestattet.
»Jetzt schau dir das an, Mary! Das ist ja nicht zu glauben! Ich habe keine Ahnung, wie ich dieses Schloss aufkriegen soll.«
Bei dieser Wendung der Ereignisse musste Mary noch heftiger lachen, und ich stimmte ein. »Hey«, sagte sie, »wie wär’s, wenn wir einen Blick ins Benutzerhandbuch werfen?«
»Gute Idee! Weißt du, wo das ist?«
»Nein. Du?«
Wir waren kurz vor einem hysterischen Lachkrampf, als wir das Handbuch im Handschuhfach entdeckten und darin tatsächlich die Anleitung fanden. Dreimal dürfen Sie raten: Wie sich herausstellte, war das rätselhafte Werkzeug, das ich im Kofferraum zurückgelassen hatte, der Schlüssel zum Öffnen der Felgenschlösser.
Von da an ging der Reifenwechsel verhältnismäßig glatt. Wir luden das Gepäck wieder ein und machten uns auf den Weg.
Nebenbei bemerkt verwenden wir das Beispiel von der Reifenpanne im Unterricht, wenn wir die Stapler vorstellen. Es war ganz offensichtlich eine Prüfung gewesen. Denken Sie noch einmal darüber nach: Wir standen mit einem Platten an einer abgelegenen Straße im Norden Englands. Wir hatten keinen Handyempfang. Es gab keine American Automobile Association. Wir kannten uns mit dem Wagen nicht aus. Der Reservereifen war im Kofferraum unter einem Haufen Gepäck vergraben. Der Reifen, den wir wechseln mussten, war mit einer Diebstahlsicherung versehen. Zu allem Überfluss regnete es auch noch und unsere Regenkleidung war ordentlich in einem der Koffer verstaut. Was für ein fabelhafter Grund zu sagen: »Ich bin verärgert, weil …«
Als wir weiterfuhren, stellten wir uns vor, wie sich unsere Stapler zurücklehnten (falls es dort, wo sie sind, überhaupt Stühle gibt) und beurteilten, wie wir die Situation gemeistert hatten. Sie wussten, dass es im Grunde zwei Möglichkeiten gab – mit zahlreichen Variationsmöglichkeiten:
1. Die erste Möglichkeit ist, dass der Vorfall bei einem oder auch beiden von uns einen wunden Punkt trifft und wir in die Haltung verfallen: »Ich bin verärgert, weil wir einen Platten haben, uns verspäten werden, keinen Handyempfang haben, es regnet, unsere Regensachen im Koffer sind, das Rad mit einem Felgenschloss gesichert ist, wir nicht wissen, wie wir es wechseln sollen«, und so weiter. Hätten wir aus dieser Opferhaltung heraus reagiert, hätten wir uns wahrscheinlich maßlos aufgeregt. Puls und Blutdruck wären entsprechend in die Höhe geschnellt. Vielleicht hätten wir aus dieser Haltung heraus sogar angefangen zu urteilen, was schnell in Unfreundlichkeiten und gegenseitige Vorwürfe ausgeartet wäre. Diese Erfahrung kennt wohl jeder bis zu einem gewissen Grad. Keine gute Strategie, um magische und unvergessliche gemeinsame Momente zu schaffen.
Wenn wir diesen Ansatz gewählt hätten, hätten sich die Stapler teilnahmsvoll beratschlagt und wären etwa zu folgender Schlussfolgerung gelangt: »Sieht nicht danach aus, als würden sie es kapieren. Wir sollten noch zehn ähnliche Vorfälle aufstapeln, damit sie reichlich Gelegenheit haben, die Reaktion: »Ich bin verärgert, weil …« zu meistern. Schließlich unterrichten sie diese Dinge.«
2. Die zweite Möglichkeit ist, die Situation zu akzeptieren, mit Gleichmut darauf zu reagieren und alles Nötige zu tun. Sobald wir sicher am Straßenrand zum Stehen gekommen wären und uns ein wenig erholt hätten, hätten wir aussteigen, den Vorfall als Chance auf der Lernachse begreifen und ihn akzeptieren können. In diesem Fall wäre weder unser Pulsschlag noch unser Blutdruck von den Werten vor der Reifenpanne abgewichen. Wenn wir uns für
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