Mein Tag ist deine Nacht
Sophie plötzlich. »Ist das nicht der Mann, mit dem du dich im Park unterhalten hast?«
Ich blickte zu Jason, der rittlings auf seiner Maschine saß. Den Helm hatte er abgenommen und sah mich grimmig an.
Ich spürte, wie es mir kalt den Rücken hinunterlief, als mir klar wurde, dass Laurens liebeskranker Beau ein Nein als Antwort nicht hinnahm. Als hätte ich nicht schon genug um die Ohren, schien ich nun auch noch einen Stalker an der Backe zu haben.
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16
B ei unserer Heimkehr zitterten meine Hände so sehr, dass ich Teddys Sicherheitsgurt nicht aufbekam. Nicht nur hatte Jason seinen Helm abgenommen, so dass die Kinder ihn erkennen konnten, er war uns zudem erneut nach Hause gefolgt und hatte wieder seinen alten Posten ein Stück weiter die Straße entlang bezogen. Ich hoffte, er wäre nicht so dumm, sich bei Grants Rückkehr von der Arbeit noch dort aufzuhalten.
Als ich Karen von ihm erzählte, spähte sie aus dem Fenster, sagte aber, sie könne ihn von ihrem Platz aus nicht sehen. Ich versorgte die Kinder mit Getränken, um sie zu beschäftigen, bis das Essen fertig war, und verbrachte die nächste Stunde in der Küche, während Karen die Mädchen bei den Hausaufgaben beaufsichtigte.
»Wie schaffe ich das nächste Woche nur?«, fragte ich sie, drehte die Temperatur bei Kartoffeln und Gemüse herunter und wendete die Koteletts unter dem Grill. Ich hielt inne, um mir eine blonde Haarsträhne aus den Augen zu streichen. »Ich kann doch nicht gleichzeitig kochen und bei den Hausaufgaben helfen. Wie hat Lauren das nur geschafft?«
»Schsch.« Sie hielt einen Finger an die Lippen. »Du sprichst mal wieder in der dritten Person über dich. Wie soll ich das bitte vermeiden, wenn du selbst es immer wieder tust?«
Ich zuckte niedergeschlagen mit den Schultern und testete die Kartoffeln mit einer Gabel.
»Die sind fertig, glaube ich.«
»Soll ich sie zerstampfen?«
»Ja bitte. Was für Hausaufgaben hatten die Mädchen heute auf? War es viel?«
»Sophie musste ein paar Geschichtsdaten lernen. Nicole hatte nur ein paar Rechenaufgaben auf, und nach dem Essen müssten wir sie beide noch vorlesen lassen.«
Zusammen schafften wir es, dass das Essen gerade in dem Augenblick auf dem Tisch stand, als ich hörte, wie Grant aus der Garage, wo er den Wagen geparkt hatte, das Haus betrat.
»Geht und wascht euch die Hände!«, rief ich den Kindern zu. »Das Essen ist fertig!«
Grant kam zu mir und gab mir einen Kuss auf die Wange. Mir fiel auf, dass sein Gesicht leicht gerötet war, als hätte er im Wagen die Heizung angedreht – oder war er wütend, weil er draußen auf der Straße Jason entdeckt hatte?
Ich hielt den Atem an, da ich irgendeinen Ausbruch erwartete, doch umsonst.
»Was gibt’s zum Dinner?«
»Schweinekoteletts.«
»Lauren, wir hatten gestern schon Schweinefleisch«, stöhnte er. »Dein Gedächtnis mag ja konfus sein, aber ein wenig gesunden Menschenverstand müsstest du doch noch haben?«
Die Versuchung war groß, ihm zu sagen, dass
ich
am vergangenen Tag Rinderbraten gegessen hatte, und zwar mir Dan und Pat, doch widerstand ich dem Impuls und wich seinem Blick aus. Tatsächlich hatte Karen gestern für alle aus dieser Familie einen köstlichen Schweinebraten zubereitet, doch das schien so lange her, und es war seitdem so viel passiert.
Bei dem Gedanken an Dan und wie glücklich wir am Vortag gewesen waren, beschleunigte sich mein Puls. Wenn ich hier war, vermisste ich ihn, und mit einem Mal fühlte ich mich völlig ausgelaugt und hatte die Nase von der ganzen Situation gestrichen voll.
»Mami?«
Ich blickte hinunter und sah, dass Teddy besorgt zu mir emporblickte.
»Was ist denn, Teddy?«
»Sei nicht traurig, Mami.«
Ich begriff, dass seine Besorgnis nur meine eigene widerspiegelte, und bemühte mich, ihn anzulächeln. »Ich bin nicht traurig. Nicht, wenn ich hier bei dir bin. Und jetzt lass uns etwas essen.«
»Du isst mit uns?«, fragte Karen Grant mit leichter Schärfe, als wir uns alle am Tisch niederließen.
Er sah sie überrascht an. »Natürlich.«
»Oh, ich dachte bloß, ich hätte dich klagen hören, du würdest nicht an zwei Tagen hintereinander Schweinefleisch essen wollen!«
»Sei nicht albern, Karen.« Er ergriff Gabel und Messer. »Du weißt ganz genau, dass ich damit nicht meinte, ich würde davon nichts essen.«
»Lauren hat sich wirklich ins Zeug gelegt«, fuhr Karen fort. »Im Tiefkühlschrank ist kaum noch etwas. Sie hätte Sandwiches machen können. Wäre auch
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