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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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mir und drückte die Fingerspitzen missbilligend aneinander.
    »Haben Sie sich die Angelegenheit, die wir vor den Ferien besprochen haben, gründlich durch den Kopf gehen lassen, Mrs.Richardson?«
    »Um was ging es da noch mal?«, wich ich aus.
    »Kommen Sie«, erwiderte Miss Webb gönnerhaft. »Keine Spielchen, bitte.«
    Angesichts ihres Tons spürte ich die Wut in mir hochsteigen, und ich musste an mich halten, um nicht laut zu wer-den.
    »Ich spiele keine Spielchen, Miss Webb, nicht, wenn es ums Wohl meiner Kinder geht. Ich habe gedacht, bei diesem Gespräch ginge es darum, ob die Jungen auf dieser Schule bleiben?«
    Sie starrte mich an, ihr Kiefer arbeitete über dem Samtkragen ihres Blazers.
    »Wie bereits besprochen, ist Toby kein Thema. Er scheint ein aufgewecktes Bürschchen zu sein, und ich bin mir sicher, es wird kein Problem geben, wenn er ab nächstem September in die erste Vorschulklasse kommt. Edward, um den geht’s. Meines Erachtens braucht er eine spezielle Betreuung. Wie ich bereits sagte, ich glaube nicht, dass wir entsprechend eingerichtet sind, ihm zu helfen. Haben Sie schon etwas gefunden, wohin er nach Weihnachten gehen kann?«
    »Nach Weihnachten? Können Sie ihn denn nicht bis zum Schuljahresende hierbehalten?«
    Miss Webb seufzte reichlich unhöflich, und ich widerstand der Versuchung, über den angeberischen mit Leder ausgelegten Schreibtisch zu greifen und sie an ihrer dürren Gurgel zu packen.
    »Helfen Sie mir auf die Sprünge, Miss Web. Hatten Sie vor mir angedeutet, Teddy sei in einem Heim besser aufgehoben?«
    »Ja, genau darüber haben wir zu Beginn des Schuljahres gesprochen. Und ich habe außerdem darauf hingewiesen, dass wir an dieser Schule keine Spitznamen dulden.«
    Ich sprang auf und zog meine Jacke gerade. »Natürlich muss ich das mit meinem Mann besprechen. Sofern er mir zustimmt, bekommen Sie Ende der Woche eine Abmeldung beider Jungen ab Weihnachten, Miss Webb.«
    Sie erhob sich ebenfalls. »Es tut mir leid, dass Sie so empfinden, Mrs.Richardson. Toby hat sich gut bei uns entwickelt.«
    »Es hätte genauso gut Toby sein können, der Probleme hat, wenn er als Zweiter geboren worden wäre. Ihnen geht es nicht um die Kinder, Miss Webb, sondern einzig um den Ruf der Schule. Toby wird sich vermutlich überall gut einfinden, und ich glaube, diese Schule besitzt für keinen unserer beiden Jungen die richtigen moralischen Grundeinstellungen. Einen guten Tag wünsche ich Ihnen!«
    Als ich das Rektorat verließ, war ich so wütend, dass ich ganz vergaß nachzusehen, ob der Motorradfahrer noch irgendwo lauerte. Ich ließ den Motor an und dachte an all die Dinge, die ich dieser hochnäsigen, von sich selbst eingenommenen Miss Webb an den Kopf hätte werfen sollen.
    Erst als mich ein paar Augenblicke später ein Motorrad überholte und dann auf meinem Heimweg vor mir her kreuzte, kam mir Laurens anderes dringliches Problem wieder in den Sinn. Der Motorradfahrer winkte mit der behandschuhten Hand nach links und bog dann ein Stück weiter ein. Seufzend setzte ich den Blinker nach links, fuhr mit dem Galaxy auf den kleinen Schotterparkplatz und hielt neben einem anderen Fahrzeug an, wo ein Hundebesitzer gerade einen schokoladenfarbenen Labrador an die Leine nahm. Ich dachte an Bessie, dann an Frankie und wünschte, sie wäre jetzt hier bei mir. Sie wäre mir ein Trost gewesen und hätte diesen mir völlig Fremden vielleicht abgeschreckt, der vermutlich dachte, er könne mich davon überzeugen, dass ich ihn liebte.
    Ich schaltete den Motor ab und wartete, dass der Motorradfahrer parkte und herkam. Der Hundebesitzer schloss seinen Wagen ab und verschwand entlang eines baumgesäumten Weges. Als der Mann den Wagen erreichte, ließ ich das Fenster herunter und beobachtete, wie er den Helm abnahm. Wie erwartet, war es der Kerl aus dem Restaurant. Er fuhr sich durchs blonde Haar und sah mich mit seinen blauen Augen flehend an.
    »Lauren, bitte gib mir ein paar Minuten. Ich muss mit dir reden.«
    »Tut mir leid. Ich habe Ihnen letztens schon erklärt, dass ich Sie nicht kenne. Reden bringt doch nichts, wenn mir Ihr Gesicht überhaupt nichts sagt.«
    »Lauren, du hast mich einst geliebt … und zwar genug, um mir zu versprechen, deine Familie für mich zu verlassen. Findest du nicht, dass du mir da ein paar Minuten deiner Zeit schuldest?«
    Ich zögerte, was er sich sofort zunutze machte. »Nur fünf Minuten«, bat er. »Ich verspreche, dass ich dich danach in Ruhe lasse.«
    »Okay. Steigen Sie

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