Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben
2010 wird das Frauenpokalfinale in einer anderen deutschen Stadt ausgetragen, Köln bekam den Zuschlag. Danach will man beim DFB entscheiden, ob die Frauen weiter dort spielen sollen oder ein neuer Ort an der Reihe ist.
Ich hoffe, dass ich dennoch bald ein drittes Mal in der Hauptstadt kicken darf. Bei der Heim-WM 2011 findet das Er öffnungsspiel am 26. Juni im Olympiastadion in Berlin statt und diesmal dürfte auch das Frauenspiel ausverkauft sein. Ich will da unbedingt dabei sein. Mit der Teilnahme an der Weltmeisterschaft im eigenen Land würde ein Traum für mich in Erfüllung gehen. Die deutsche Nationalmannschaft kann ihren Titel in Deutschland verteidigen. Die WM findet insgesamt in neun Städten statt. So wird neben Augsburg, Berlin, Bochum, Dresden, Frankfurt, Leverkusen, Sinsheim, Wolfsburg auch bei mir zu Hause in Mönchengladbach gespielt. Ich könnte, falls ich nominiert werde, also in dem Stadion meiner Lieblingsmannschaft Borussia Mönchengladbach auflaufen, das wäre supergeil. Meine ganze Familie und meine vielen Freunde würden mich anfeuern. Ich befürchte allerdings, dass ich bei meiner Großfamilie einen kompletten Block buchen müsste … Aber das wäre schon was. Ja, und dann das Finale in Frankfurt am 17. Juli … Tja, träumen muss erlaubt sein!
Keiner weiß heute, wer die WM spielen wird. Ich hoffe, dass ich gesund bleibe, das ist das Wichtigste. Bisher hatte ich in meiner sportlichen Laufbahn relativ viel Glück, ein Meniskusriss war die einzige größere Verletzung. Ich vertraue weiter auf meine Schutzengel … Ansonsten versuche ich, mir
mit intensivem Training meinen großen Traum zu erfüllen. Ich trainiere viel mehr als vorher, lebe gesünder und ordne meinem Sport alles unter. Klar, ich muss auch mal auf andere Gedanken kommen, gehe aus und habe Spaß. Aber das hält sich alles in Grenzen. Ich würde niemals vor wichtigen Spielen bis in die Puppen weggehen. Süßigkeiten, Fast Food oder Alkohol versuche ich ganz zu vermeiden.
Ich habe das Ziel WM fest im Blick. Zu meinen fußballerischen Übungseinheiten kommen Fitness- und Leichtathletikstunden hinzu. Als ich noch in Mönchengladbach lebte, trainierte ich jeden Mittwoch in Köln mit Dr. Norbert Stein. Der Sportwissenschaftler feilte mit uns an Feinheiten und brachte unseren Gesamtzustand auf ein Toplevel. Wir sprinteten mit Gewichten, absolvierten diverse Sprünge und mühten uns mit Ausdauerläufen ab. Wir? Damit meine ich meine Nationalmannschaftskolleginnen Annike Krahn, Simone Laudehr, Inka Grings, Sonja Fuss, Linda Bresonik, Célia Okoyino da Mbabi, Lena Goeßling, Isabell Bachor und Uschi Holl. In Potsdam gibt es eine ähnliche Variante, auch hier können sich die A-Kader-Spielerinnen zusätzlich trimmen. Da bin ich natürlich dabei, das ist prima!
Ab und zu denke ich darüber nach, was wäre, wenn ich diese Heim-WM aus irgendeinem Grund verpassen würde. Das hätte etwas von einem Super-GAU für mich. Ich will da unbedingt mitspielen, ich will das schaffen und gebe alles dafür! Die WM wäre nicht nur für mich eine riesige Chance, auch für den Frauenfußball allgemein könnte so ein Ereignis viel bringen. Alles hängt vom Erfolg der deutschen Mannschaft ab. Sollten die DFB-Frauen 2011 wirklich weit kommen und möglicherweise das Finale erreichen, könnten sie zumindest eine ordentliche Euphorie im Land auslösen. Sicher kann man dieses anstehende Turnier nicht mit der Männer-WM 2006 vergleichen. Die hat einfach einen anderen Stellenwert, da brachen alle Dämme. Neben Olympia gehört eine Männer-Fußball-WM schließlich zum größten Sportereignis auf diesem Erdball, da spielt ein Volk schon
mal verrückt. Diese unglaubliche Atmosphäre wie 2006 werden wir Frauen wohl nicht ganz herzaubern können. Aber wenn nur ein Bruchteil der Euphorie von damals wiederbelebt werden könnte, wäre das doch eine klasse Sache!
Die WM könnte dem Frauenfußball zu noch mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Die Vorfreude darauf ist schon jetzt sehr groß, denn die Medien, die uns weiblichen Ballzauberinnen immer etwas stiefmütterlich behandeln, entdecken das Thema immer mehr für sich. So darf ich schon heute in Interviews stets Fragen zur WM 2011 beantworten, ebenso klopfen Sponsoren zaghaft an meine Tür beziehungsweise an die Tür meines Managers Dietmar Ness.
Ich spüre, dass da durchaus ein Interesse am Frauenfußball und auch an mir da ist. Das freut mich! In meinem Sport lassen sich noch keine Reichtümer verdienen – das ist immer
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