Mein ungezähmter Highlander
Bräuchen und Pflichten in Bezug auf Gastfreundschaft unter den Clans der Highlands und Inseln aus – sonst wäre er nicht gekommen. Die Tradition
gebot, dass man ihm nichts zu Leide tat, solange er sich unter dem Dach der MacLeods befand. Die Ehre des MacLeod verlangte dies, und der Chief eines Clans ließ nichts auf seine Ehre kommen.
Isabel beobachtete, dass ihr Onkel angesichts der schnellen Abfertigung durch den MacLeod immer wütender wurde. »Natürlich werden wir gehen, sobald die Zeremonie vorbei ist.« Sleat warf dem MacLeod einen wissenden, beinahe lüsternen Blick zu. »Ihr wollt sicherlich ein bisschen Zeit allein mit Eurer Braut auf Probe verbringen. Und wo wir gerade davon sprechen, wo ist Eure Schwester Margaret? Ich bin erstaunt, dass sie nicht hier ist, um uns zu begrüßen.«
Isabel hielt den Atem an, als sich Totenstille über den Raum legte. Ungläubig starrte sie ihren Onkel an. Wie konnte er so grausam sein und die Schwester des MacLeod erwähnen? Doch wenn er gehofft hatte, den MacLeod zu provozieren, dann wurde er enttäuscht, denn der Chief der MacLeods zeigte keinerlei Regung. Der Mann an seiner Seite jedoch war weniger beherrscht.
»Du Mistkerl.« Er machte einen Satz nach vorne, wurde aber vom stählernen Arm des MacLeod zurückgehalten.
Sie hatte den Mann bisher noch nicht bemerkt, doch von der Ähnlichkeit her hätte man vermuten können, dass er MacLeods Zwillingsbruder war. Sie kniff die Augen zusammen, um ihn eingehender zu mustern. Haut und Haare waren vielleicht etwas heller, und er war etwas weniger stark gebaut, aber er war trotz allem beeindruckend. Er war zwar außerordentlich attraktiv, doch seinem Gesicht fehlte die erhabene Autorität des MacLeod. Das muss ein Bruder sein , dachte Isabel.
Ihre Vermutung wurde schnell bestätigt.
»Ich kümmere mich um unseren Gast, Bruder.« Rory MacLeod lächelte, wenn auch seine Augen hart blieben.
Die Kälte in seinem Blick hätte ausgereicht, den Loch Carron mitten im Hochsommer zufrieren zu lassen. Der unterschwellige Hass, der zwischen den beiden Männern schwelte, war fast greifbar. Der Hass des MacLeod war kalt und beherrscht, der von Sleat selbstzufrieden und grausam.
Glücklicherweise griff nun Isabels Vater ein, um ihren Onkel von weiteren Beleidigungen abzuhalten. Einer nach dem anderen traten ihre Brüder vor, um vorgestellt zu werden. Isabel wartete ängstlich und zugleich ungeduldig darauf, an die Reihe zu kommen. Ihr erster Eindruck des MacLeod hatte ihre Befürchtungen nicht gerade gemildert. Obwohl sein schönes Gesicht es ihr leichter machen würde, ihre Aufgabe zu erfüllen, war sie sich über eines im Klaren: Dieser Mann würde sich nicht von Leidenschaft leiten lassen. Trotzdem war sie jetzt gespannt darauf zu erfahren, wie er auf sie reagieren würde. Würde sie eine Schwachstelle in seiner stählernen Rüstung finden?
Sie holte tief Luft. Der Moment war gekommen, dies herauszufinden.
Rory hatte seine Hände voller Zorn und Hass zur Faust geballt. Sleat war zwar leicht zu durchschauen, aber das machte es ihm kein bisschen leichter, seinen Feind zu empfangen. Wenn es nicht die Verpflichtung in den Highlands zur Gastfreundschaft gegeben hätte, wäre Sleat schon längst ein toter Mann. Doch Rory zwang sich dazu, ruhig zu bleiben. Sogar als Sleat Margaret erwähnte, hatte er keine Regung gezeigt. Diese Genugtuung wollte er Sleat nicht geben.
Doch als Glengarry sich einmischte, war er für die Unterbrechung dankbar. Um Sleat würde er sich später kümmern, wenn er den Zorn gezügelt hatte, der ihn drängte, sich auf den gemeinen Hurensohn zu stürzen und ihn zu töten.
»Das sind meine Söhne Angus, Alisdair und Ian,« sagte Glengarry.
Die Brüder seiner Braut traten einer nach dem anderen vor, um Rory die Hand zu schütteln. Rory musterte Glengarrys Söhne mit Interesse. In ein paar Jahren würden diese jungen Männer mächtige Highlandkrieger sein – sie würden eine Macht darstellen, mit der man rechnen musste. Sie waren hochgewachsen, gut gebaut und hatten eine ungewöhnlich helle Hautfarbe.
Unter anderen Umständen wäre er wahrscheinlich stolz gewesen, diese Männer zu Brüdern zu haben, doch durch das, was er ihrer Schwester anzutun gedachte, würde er sie sich wohl zu mächtigen Feinden machen.
Leider ließ sich das nicht vermeiden. Als Chief trug er Verantwortung. Seine Pläne standen fest, und darin kam keine Heirat mit einer MacDonald vor.
Jetzt war der Moment gekommen. Er konnte sie
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